Von November bis März (ABSTECHEN):安杰利卡-雷策的散文诗及作者访谈

IF 0.1 0 HUMANITIES, MULTIDISCIPLINARY
JAS Editors, Angelika Reitzer
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Her many publications include novels such as <em>Taghelle Gegend</em> (2007), <em>unter uns</em> (2010), <em>Wir Erben</em> (2014), and <em>Obwohl es kalt ist draußen</em> (2018); a short story collection, <em>Frauen in Vasen</em> (2008); the libretto for the opera <em>Regina—einFest!</em> (2022); and numerous other works, including mini- dramas and texts for a film trilogy. Her play <em>Ein Kind seiner Zeit</em>, inspired by Hieronymus Bosch’s painting <em>Christ Child with a Walking Frame</em>, was performed in the Kunsthistorisches Museum in Vienna. Her work has received numerous awards, including the 2009 Förderungspreis der Stadt Wien, the 2012 Otto Stoessl- Preis, the 2014 Literaturpreis des Landes Steiermark, and the 2016 Outstanding Artist Award for Literature. Reitzer has also been writer- in- residence at Bowling Green State University in 2012 and at Grinnell College in 2023. More information about Angelika Reitzer and her previous and upcoming work can be found on her website https://angelikareitzer.eu.</p> <p>The following is a short, previously unpublished piece by Reitzer, followed by an interview about this text and her oeuvre. <strong>[End Page 97]</strong></p> <h2>Von November bis März (ABSTECHEN)</h2> <p>Die Großeltern von Alois waren Knecht und Magd, sie konnten heiraten und einen kleinen Bauernhof mit dem Vulgonamen »Niachtn« erwerben. Niachtn heißt Nichts.</p> <p>Es war ein Aufstieg: Gerade noch Leibeigene, dann Kleinbauern mit Stall, einigen Hektar Ackergrund und ein Flecken Wald.</p> <p>Alois ist achtzehn, als sein Vater stirbt und er den Hof übernimmt, auf dem neben seiner Mutter und drei jüngeren Geschwistern noch einige Verwandte leben, alt, pflegebedürftig, einer mit Kropf. Diese rund zehnköpfige Familie versorgt er mit ein paar Kühen, Schweinen und Hühnern und dem, was auf den wenigen Feldern rund um das Haus wächst.</p> <p>Tierarzt, wie er es sich als junger Mann vorgenommen hat, wird er nicht.</p> <p>Alois hat bei seinem Onkel Kajetan, der Fleischhacker in Raaba war, gelernt, Schweine zu schlachten. Lange Zeit geht er von November bis März auf die Bauernhöfe in der Umgebung abstechen.</p> <p>Mit einem Bolzenschuss, auf oder durch die Schädeldecke, wird das Schwein betäubt, bevor es durch einen Halsbruststich getötet wird. Dabei setzt man das Stechmesser drei Finger breit vor dem Brustbein an und sticht schräg nach hinten Richtung Herz und Schwanzende des kopfüber hängenden Schweins, um die dahinter liegenden Blutgefäße zu treffen. Wir Kinder haben das auf- gesammelte Blut gerührt, damit sich keine Klumpen bilden.</p> <p>Heute findet die Betäubung meist elektrisch statt.</p> <p>Den eigenen Hof wandelt Alois ab seiner Heirat in den 1960er- Jahren in einen Gemüsebau um. Er modernisiert. Künstliche Düngemittel und neue Vertriebswege kehren in den Familienbetrieb ein. Jetzt wird die Milch nicht mehr auf einem sogenannten Holder nach Graz gefahren und direkt verkauft, sondern hunderte Kisten Salat an Supermarktketten, die Abnahmezusagen nicht immer einhalten und die Preise willkürlich verändern, geliefert. Diese Abhängigkeit setzt Alois zu, aber er nimmt es als gegeben hin.</p> <p>Im eigenen Betrieb schafft er alle Kühe und auch die Hühner ab, nur ein paar Schweine für den Eigenbedarf behält er noch lange.</p> <p>Zuhause verarbeitet er das Schwein auch. Das macht er gern.</p> <p>Das Fleisch wird zu Würsten, Sulz und Pasteten verarbeitet, später auch eingefroren, es gibt Schmalz und am Tag des Abstechens Bluttomerl, eine Art Kuchen mit dem frischen Schweineblut, Hirn mit Ei, das wir Kinder besonders mögen sowie für die erwachsenen Helfer den als Fischerl bezeichneten Lungenbraten. <strong>[End Page 98]</strong></p> <p>Hin und wieder zu Silvester einen gekochten Sauschädel. Ein Brauch, den vor allem die urbanen Gäste schätzen. Skurril finden die das und: wie früher.</p> <p>Für das Sauabstechen auf den Höfen der anderen Bauern wird Alois nicht oder wenig bezahlt, meistens in Naturalien, die kaum etwas mit...</p> </p>","PeriodicalId":40350,"journal":{"name":"Journal of Austrian Studies","volume":"35 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2024-03-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Von November bis März (ABSTECHEN): A Prose Poem by Angelika Reitzer and an Interview with the Author\",\"authors\":\"JAS Editors, Angelika Reitzer\",\"doi\":\"10.1353/oas.2024.a921901\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"<span><span>In lieu of</span> an abstract, here is a brief excerpt of the content:</span>\\n<p> <ul> <li><!-- html_title --> Von November bis März (ABSTECHEN)<span>A Prose Poem by Angelika Reitzer and an Interview with the Author</span> <!-- /html_title --></li> <li> JAS Editors and Angelika Reitzer </li> </ul> <h2>Introduction</h2> <p>Angelika Reitzer is a contemporary Austrian writer and playwright who is making her mark on the international literary landscape. She was born in Graz in 1971 and subsequently studied literature and history in Salzburg and Berlin. Since 2001 she has made Vienna her permanent residence. Her many publications include novels such as <em>Taghelle Gegend</em> (2007), <em>unter uns</em> (2010), <em>Wir Erben</em> (2014), and <em>Obwohl es kalt ist draußen</em> (2018); a short story collection, <em>Frauen in Vasen</em> (2008); the libretto for the opera <em>Regina—einFest!</em> (2022); and numerous other works, including mini- dramas and texts for a film trilogy. Her play <em>Ein Kind seiner Zeit</em>, inspired by Hieronymus Bosch’s painting <em>Christ Child with a Walking Frame</em>, was performed in the Kunsthistorisches Museum in Vienna. Her work has received numerous awards, including the 2009 Förderungspreis der Stadt Wien, the 2012 Otto Stoessl- Preis, the 2014 Literaturpreis des Landes Steiermark, and the 2016 Outstanding Artist Award for Literature. Reitzer has also been writer- in- residence at Bowling Green State University in 2012 and at Grinnell College in 2023. More information about Angelika Reitzer and her previous and upcoming work can be found on her website https://angelikareitzer.eu.</p> <p>The following is a short, previously unpublished piece by Reitzer, followed by an interview about this text and her oeuvre. <strong>[End Page 97]</strong></p> <h2>Von November bis März (ABSTECHEN)</h2> <p>Die Großeltern von Alois waren Knecht und Magd, sie konnten heiraten und einen kleinen Bauernhof mit dem Vulgonamen »Niachtn« erwerben. Niachtn heißt Nichts.</p> <p>Es war ein Aufstieg: Gerade noch Leibeigene, dann Kleinbauern mit Stall, einigen Hektar Ackergrund und ein Flecken Wald.</p> <p>Alois ist achtzehn, als sein Vater stirbt und er den Hof übernimmt, auf dem neben seiner Mutter und drei jüngeren Geschwistern noch einige Verwandte leben, alt, pflegebedürftig, einer mit Kropf. Diese rund zehnköpfige Familie versorgt er mit ein paar Kühen, Schweinen und Hühnern und dem, was auf den wenigen Feldern rund um das Haus wächst.</p> <p>Tierarzt, wie er es sich als junger Mann vorgenommen hat, wird er nicht.</p> <p>Alois hat bei seinem Onkel Kajetan, der Fleischhacker in Raaba war, gelernt, Schweine zu schlachten. Lange Zeit geht er von November bis März auf die Bauernhöfe in der Umgebung abstechen.</p> <p>Mit einem Bolzenschuss, auf oder durch die Schädeldecke, wird das Schwein betäubt, bevor es durch einen Halsbruststich getötet wird. Dabei setzt man das Stechmesser drei Finger breit vor dem Brustbein an und sticht schräg nach hinten Richtung Herz und Schwanzende des kopfüber hängenden Schweins, um die dahinter liegenden Blutgefäße zu treffen. Wir Kinder haben das auf- gesammelte Blut gerührt, damit sich keine Klumpen bilden.</p> <p>Heute findet die Betäubung meist elektrisch statt.</p> <p>Den eigenen Hof wandelt Alois ab seiner Heirat in den 1960er- Jahren in einen Gemüsebau um. Er modernisiert. Künstliche Düngemittel und neue Vertriebswege kehren in den Familienbetrieb ein. Jetzt wird die Milch nicht mehr auf einem sogenannten Holder nach Graz gefahren und direkt verkauft, sondern hunderte Kisten Salat an Supermarktketten, die Abnahmezusagen nicht immer einhalten und die Preise willkürlich verändern, geliefert. Diese Abhängigkeit setzt Alois zu, aber er nimmt es als gegeben hin.</p> <p>Im eigenen Betrieb schafft er alle Kühe und auch die Hühner ab, nur ein paar Schweine für den Eigenbedarf behält er noch lange.</p> <p>Zuhause verarbeitet er das Schwein auch. Das macht er gern.</p> <p>Das Fleisch wird zu Würsten, Sulz und Pasteten verarbeitet, später auch eingefroren, es gibt Schmalz und am Tag des Abstechens Bluttomerl, eine Art Kuchen mit dem frischen Schweineblut, Hirn mit Ei, das wir Kinder besonders mögen sowie für die erwachsenen Helfer den als Fischerl bezeichneten Lungenbraten. <strong>[End Page 98]</strong></p> <p>Hin und wieder zu Silvester einen gekochten Sauschädel. Ein Brauch, den vor allem die urbanen Gäste schätzen. 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摘要

安杰利卡-雷策的散文诗及作者访谈 JAS 编辑和安杰利卡-雷策简介 安杰利卡-雷策是奥地利当代作家和剧作家,正在国际文学界崭露头角。她于 1971 年出生于格拉茨,随后在萨尔茨堡和柏林学习文学和历史。自 2001 年以来,她一直居住在维也纳。她的作品包括小说《Taghelle Gegend》(2007 年)、《unter uns》(2010 年)、《Wir Erben》(2014 年)和《Obwohl es kalt ist draußen》(2018 年);短篇小说集《Frauen in Vasen》(2008 年);歌剧《Regina-einFest!(2022 年)的剧本,以及许多其他作品,包括微型戏剧和电影三部曲的文本。她的剧本《Ein Kind seiner Zeit》的灵感来源于希罗尼穆斯-博什(Hieronymus Bosch)的画作《带着行走框架的基督儿童》,曾在维也纳艺术史博物馆上演。她的作品曾多次获奖,包括 2009 年维也纳市文学奖(Förderungspreis der Stadt Wien)、2012 年奥托-斯托埃塞尔奖(Otto Stoessl-Preis)、2014 年施泰尔马克州文学奖(Literaturpreis des Landes Steiermark)和 2016 年杰出艺术家文学奖。雷策还曾于 2012 年和 2023 年分别在鲍林格林州立大学和格林奈尔学院担任驻校作家。 关于安杰利卡-雷策及其之前和即将发表的作品的更多信息,请访问她的网站 https://angelikareitzer.eu。以下是 Reitzer 此前未发表的一篇短文,随后是关于这篇短文及其作品的采访。[从十一月到三月(ABSTECHEN),阿洛伊斯的祖父母一直是农夫和女仆,他们结婚后获得了一个小农场,名字很俗,叫 "Niachtn"。Niachtn 并不意味着什么。这是一个上升的过程:先是农奴,然后是拥有一个马厩、几公顷农田和一片森林的小农场主。阿洛伊斯十八岁那年,父亲去世,他接手了农场,农场里有他的母亲、三个弟弟妹妹和其他几个亲戚,他们都年事已高,需要照顾,其中一个还患有甲状腺肿大。他用几头牛、几头猪、几只鸡和房子周围几块田地里长出的任何东西养活这个十来口人的家庭。他没有像年轻时计划的那样成为一名兽医。阿洛伊斯从在拉巴(Raaba)当屠夫的叔叔卡耶坦(Kajetan)那里学会了杀猪。在很长一段时间里,他每年 11 月到次年 3 月都会去附近的农场。在杀猪之前,先在猪的头骨上或头骨顶上打一枪,把猪震晕,然后再用刀刺猪的脖子。刺刀放在胸骨前三指宽的地方,向后斜刺倒立的猪的心脏和尾部,以刺中后面的血管。我们这些孩子搅动收集的血液,以免形成肿块。如今,麻醉通常是用电进行的。阿洛伊斯在 20 世纪 60 年代结婚后,将自己的农场改建成了蔬菜种植园。他实现了现代化。家族企业引入了人工肥料和新的销售渠道。现在,牛奶不再通过所谓的 Holder 运到格拉茨直接销售,而是成百上千箱的莴苣被送到连锁超市,而这些超市并不总是履行采购承诺并随意改变价格。这种依赖性让阿洛伊斯很难受,但他也只能接受。他把自己农场里的牛和鸡都赶走了,只养了几头猪,长期供自己使用。他还在家里加工猪肉。他喜欢这样做。猪肉被加工成香肠、蹄膀和肉酱,后来还被冷冻起来,还有猪油,在切猪肉的那一天,还能吃到猪血蛋糕(一种用新鲜猪血做成的蛋糕)、鸡蛋猪脑(我们孩子特别喜欢吃),还有大人帮工做的烤肺肉(被称为 "Fischerl")。[每到除夕夜,还要吃煮猪头。这种习俗尤其受到城市客人的喜爱。他们觉得这很奇怪:就像过去一样。阿洛伊斯在其他农户的农场里割猪肉,报酬很少,甚至没有报酬,通常是实物,这与............
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Von November bis März (ABSTECHEN): A Prose Poem by Angelika Reitzer and an Interview with the Author
In lieu of an abstract, here is a brief excerpt of the content:

  • Von November bis März (ABSTECHEN)A Prose Poem by Angelika Reitzer and an Interview with the Author
  • JAS Editors and Angelika Reitzer

Introduction

Angelika Reitzer is a contemporary Austrian writer and playwright who is making her mark on the international literary landscape. She was born in Graz in 1971 and subsequently studied literature and history in Salzburg and Berlin. Since 2001 she has made Vienna her permanent residence. Her many publications include novels such as Taghelle Gegend (2007), unter uns (2010), Wir Erben (2014), and Obwohl es kalt ist draußen (2018); a short story collection, Frauen in Vasen (2008); the libretto for the opera Regina—einFest! (2022); and numerous other works, including mini- dramas and texts for a film trilogy. Her play Ein Kind seiner Zeit, inspired by Hieronymus Bosch’s painting Christ Child with a Walking Frame, was performed in the Kunsthistorisches Museum in Vienna. Her work has received numerous awards, including the 2009 Förderungspreis der Stadt Wien, the 2012 Otto Stoessl- Preis, the 2014 Literaturpreis des Landes Steiermark, and the 2016 Outstanding Artist Award for Literature. Reitzer has also been writer- in- residence at Bowling Green State University in 2012 and at Grinnell College in 2023. More information about Angelika Reitzer and her previous and upcoming work can be found on her website https://angelikareitzer.eu.

The following is a short, previously unpublished piece by Reitzer, followed by an interview about this text and her oeuvre. [End Page 97]

Von November bis März (ABSTECHEN)

Die Großeltern von Alois waren Knecht und Magd, sie konnten heiraten und einen kleinen Bauernhof mit dem Vulgonamen »Niachtn« erwerben. Niachtn heißt Nichts.

Es war ein Aufstieg: Gerade noch Leibeigene, dann Kleinbauern mit Stall, einigen Hektar Ackergrund und ein Flecken Wald.

Alois ist achtzehn, als sein Vater stirbt und er den Hof übernimmt, auf dem neben seiner Mutter und drei jüngeren Geschwistern noch einige Verwandte leben, alt, pflegebedürftig, einer mit Kropf. Diese rund zehnköpfige Familie versorgt er mit ein paar Kühen, Schweinen und Hühnern und dem, was auf den wenigen Feldern rund um das Haus wächst.

Tierarzt, wie er es sich als junger Mann vorgenommen hat, wird er nicht.

Alois hat bei seinem Onkel Kajetan, der Fleischhacker in Raaba war, gelernt, Schweine zu schlachten. Lange Zeit geht er von November bis März auf die Bauernhöfe in der Umgebung abstechen.

Mit einem Bolzenschuss, auf oder durch die Schädeldecke, wird das Schwein betäubt, bevor es durch einen Halsbruststich getötet wird. Dabei setzt man das Stechmesser drei Finger breit vor dem Brustbein an und sticht schräg nach hinten Richtung Herz und Schwanzende des kopfüber hängenden Schweins, um die dahinter liegenden Blutgefäße zu treffen. Wir Kinder haben das auf- gesammelte Blut gerührt, damit sich keine Klumpen bilden.

Heute findet die Betäubung meist elektrisch statt.

Den eigenen Hof wandelt Alois ab seiner Heirat in den 1960er- Jahren in einen Gemüsebau um. Er modernisiert. Künstliche Düngemittel und neue Vertriebswege kehren in den Familienbetrieb ein. Jetzt wird die Milch nicht mehr auf einem sogenannten Holder nach Graz gefahren und direkt verkauft, sondern hunderte Kisten Salat an Supermarktketten, die Abnahmezusagen nicht immer einhalten und die Preise willkürlich verändern, geliefert. Diese Abhängigkeit setzt Alois zu, aber er nimmt es als gegeben hin.

Im eigenen Betrieb schafft er alle Kühe und auch die Hühner ab, nur ein paar Schweine für den Eigenbedarf behält er noch lange.

Zuhause verarbeitet er das Schwein auch. Das macht er gern.

Das Fleisch wird zu Würsten, Sulz und Pasteten verarbeitet, später auch eingefroren, es gibt Schmalz und am Tag des Abstechens Bluttomerl, eine Art Kuchen mit dem frischen Schweineblut, Hirn mit Ei, das wir Kinder besonders mögen sowie für die erwachsenen Helfer den als Fischerl bezeichneten Lungenbraten. [End Page 98]

Hin und wieder zu Silvester einen gekochten Sauschädel. Ein Brauch, den vor allem die urbanen Gäste schätzen. Skurril finden die das und: wie früher.

Für das Sauabstechen auf den Höfen der anderen Bauern wird Alois nicht oder wenig bezahlt, meistens in Naturalien, die kaum etwas mit...

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Journal of Austrian Studies
Journal of Austrian Studies HUMANITIES, MULTIDISCIPLINARY-
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期刊介绍: The Journal of Austrian Studies is an interdisciplinary quarterly that publishes scholarly articles and book reviews on all aspects of the history and culture of Austria, Austro-Hungary, and the Habsburg territory. It is the flagship publication of the Austrian Studies Association and contains contributions in German and English from the world''s premiere scholars in the field of Austrian studies. The journal highlights scholarly work that draws on innovative methodologies and new ways of viewing Austrian history and culture. Although the journal was renamed in 2012 to reflect the increasing scope and diversity of its scholarship, it has a long lineage dating back over a half century as Modern Austrian Literature and, prior to that, The Journal of the International Arthur Schnitzler Research Association.
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GB/T 7714-2015
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