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摘要
有人认为狐狸要为杀鸡负责吗?以现代法域的观点来看,这个问题似乎是荒谬的。在动物故事的特定环境下,人类差异可以得到系统的渗透,而其一是一个相当合理的问题。因为狐狸和它的受害人在这里不仅是动物,而且他们也不会直接涉及到灵魂以外的人。相反,他们拥有日益强大的可塑性,因此重新认识认识动物的责任许许多多的描述描述了人类认得的条件。这样,就在12年时根据动物马太和狐貍的比喻而发展起来13 .在这篇文章中列举的在莱因哈特狐狸,凡临到你身上Reynaerde和Rainaldo e Lesengrino在各自独立的方式可以在小说de Renart。它表明人责任的程度增加,不仅为自己在法庭上,包括处理程序并最终必须对整个社会对社会秩序负责.
Zusammenfassung Kann ein Fuchs für die Tötung eines Huhns zur Rechenschaft zu ziehen sein? Diese Frage mag aus Sicht moderner Rechtsordnungen unsinnig wirken, unter den spezifischen Bedingungen tierepischen Erzählens, in dem die anthropologische Differenz systematisch unterlaufen wird, handelt es sich aber um eine durchaus sinnvolle Fragestellung. Denn der Fuchs und seine Opfer sind hier nie einfach nur Tiere, sie referieren aber auch nicht unmittelbar auf außerliterarische Menschen. Vielmehr weisen sie eine immer neu zu bestimmende Plastizität auf, sodass die wiederholte Zuschreibung von Verantwortung an Tierfiguren zugleich als Verhandlung der Bedingungen einer Responsibilisierung von Menschen erkennbar wird. In der Folge der tierepischen Erzählungen von Gerichtsverhandlungen gegen den Fuchs entwickelt sich so ausgehend von Le jugement de Renart im 12. und 13. Jahrhundert ein volkssprachlicher Responsibilisierungsdiskurs, den der vorliegende Beitrag nachzeichnet. In Reinhart Fuchs, Van den vos Reynaerde und Rainaldo e Lesengrino , die in jeweils eigenständiger Art und Weise auf den Roman de Renart zurückgreifen, zeigt sich dabei in zunehmendem Ausmaß, dass der Mensch Verantwortung nicht nur für sich selbst vor Gericht, sondern auch für das Gerichtsverfahren und schließlich für die Gestaltung seiner sozialen Ordnung insgesamt übernehmen muss.
期刊介绍:
Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi) (“Journal for Literary Studies and Linguistics”) has been offering a programmatic bridge between German linguistics and German literary studies since 1971. All issues are published in alternate editions as topical issues of modern literary studies, medieval studies and linguistics, focusing on media and cultural studies and combining theoretical and historical approaches. The Labor (“Laboratory”) section contains research contributions in German or English language that are independent of the respective thematic issue and contribute to the transitional area between Germanic linguistics, German literary studies, and cultural studies.
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