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The Interpretive Variety of Scriptural Texts in Liturgical Performance
In den religiösen Gemeinschaften des Mittelalters begegnete man biblischen Texten in einem rituellen und musikalischen Aufführungskontext, der dem heutigen stillen Lesen wenig ähnelt. Doch die Rezeption der Bibel wurde nicht nur durch liturgische Performativität geprägt, sondern auch durch ein kombinatorisches Wiederholungsmuster, das sich über mehrere Tage entfaltete. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, wie das formale Prinzip der mehrfachen Rekombination von Bibeltexten in der Liturgie es zu einer Selbstverständlichkeit machte, dass dieselbe Bibelstelle mehrere Bedeutungen hatte. Am Beispiel der zisterziensischen und dominikanischen Liturgie erörtere ich die vielfältigen Interpretationen der menschlichen Gottebenbildlichkeit, die durch ein wechselndes Nebeneinander von biblischen Texten am Anfang der jährlichen Bußzeit entstanden. Ich plädiere somit dafür, liturgische Texte nicht nur als Kontext von geistlicher Literatur oder exegetischen Schriften zu betrachten, sondern das performative Rekombinationsmuster der liturgischen Praxis als eine historisch spezifische Sinnstiftungsform zu verstehen.
期刊介绍:
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (DVjs) ("German Quarterly for Literary Studies and Humanities") is considered the leading journal of German language and literary studies. Since its first publication in 1923, the DVjs has played a major role in shaping the development of the discipline. The four issues per year offer interdisciplinary articles from the fields of literary studies, philosophy and cultural history. They reflect the current tendencies of the subject and fulfil highest scholarly standards. The journal is committed to publish articles that go beyond the increasingly short-lived publication practice of our day. In justified cases, this includes the publication of longer articles. Thus, the DVjs remains true to its mission of providing a forum for professional exchange and the discussion of broader methodologies in literary and cultural studies, making it indispensable for students and teachers alike.