{"title":"在»Tropenkoller«混血儿阳刚(en)在ethnologischen文献1900-1960","authors":"Hubertus Büschel","doi":"10.14361/9783839407073-014","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im September 9 4 schrieb der polnische Ethnologe Bronislaw Malinowski in sein Tagebuch zu Beginn seiner ersten Expeditionsreise nach Britisch-Neuguinea: »Starke Angst vor den Tropen, Grauen vor Hitze und Schwüle – so etwas wie panische Furcht [...]« (Malinowski 986: 5). Ein paar Wochen später berichtete er von »Momenten schweren moralischen Zusammenbruchs«, vom »beinah unzugänglichen Dschungel [...] voll Schmutz und Reptilien aller Art, schwül, feucht, ermüdend – wimmelnd von Moskitos und anderen abscheulichen Insekten, Kröten etc.« (ebd.: 28). Von schlagartig aufblitzenden Fragen an sein »Innenleben« ist da auch die Rede (ebd.: 37). Im November dann klagte Malinowski über »Schlaflosigkeit, große Unruhe im ganzen Körper« und Heimweh (ebd.: 45). Im Jahr 9 7, zu Beginn seiner erneuten Reise nach Neuguinea, schilderte er jene »Schwere in Kopf und Körper – die [...] Zunahme der spezifischen Schwerkraft« –, die für seine »frühere Verfassung in den Tropen so typisch war« (ebd.: 7). Mehrfach diagnostizierte Malinowski bei sich den »Tropenkoller« (ebd.: 9 ), diese fatale Mischung aus Benommenheit und Nervenzerrüttung, die von nahezu allen Kolonialbeamten, Missionaren und Ethnologen in den warmen Ländern um 900 beschrieben wurde. Mit »Tropenkoller« bezeichneten sie physisch-psychische Störungen und Erregungszustände, deren Ursachen im Klima in Übersee, der Ferne von","PeriodicalId":205618,"journal":{"name":"Männlichkeiten und Moderne","volume":"66 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2007-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Im »Tropenkoller« – Hybride Männlichkeit(en) in ethnologischen Texten 1900-1960\",\"authors\":\"Hubertus Büschel\",\"doi\":\"10.14361/9783839407073-014\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Im September 9 4 schrieb der polnische Ethnologe Bronislaw Malinowski in sein Tagebuch zu Beginn seiner ersten Expeditionsreise nach Britisch-Neuguinea: »Starke Angst vor den Tropen, Grauen vor Hitze und Schwüle – so etwas wie panische Furcht [...]« (Malinowski 986: 5). Ein paar Wochen später berichtete er von »Momenten schweren moralischen Zusammenbruchs«, vom »beinah unzugänglichen Dschungel [...] voll Schmutz und Reptilien aller Art, schwül, feucht, ermüdend – wimmelnd von Moskitos und anderen abscheulichen Insekten, Kröten etc.« (ebd.: 28). Von schlagartig aufblitzenden Fragen an sein »Innenleben« ist da auch die Rede (ebd.: 37). Im November dann klagte Malinowski über »Schlaflosigkeit, große Unruhe im ganzen Körper« und Heimweh (ebd.: 45). Im Jahr 9 7, zu Beginn seiner erneuten Reise nach Neuguinea, schilderte er jene »Schwere in Kopf und Körper – die [...] Zunahme der spezifischen Schwerkraft« –, die für seine »frühere Verfassung in den Tropen so typisch war« (ebd.: 7). Mehrfach diagnostizierte Malinowski bei sich den »Tropenkoller« (ebd.: 9 ), diese fatale Mischung aus Benommenheit und Nervenzerrüttung, die von nahezu allen Kolonialbeamten, Missionaren und Ethnologen in den warmen Ländern um 900 beschrieben wurde. Mit »Tropenkoller« bezeichneten sie physisch-psychische Störungen und Erregungszustände, deren Ursachen im Klima in Übersee, der Ferne von\",\"PeriodicalId\":205618,\"journal\":{\"name\":\"Männlichkeiten und Moderne\",\"volume\":\"66 1\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2007-12-31\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Männlichkeiten und Moderne\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.14361/9783839407073-014\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Männlichkeiten und Moderne","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839407073-014","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Im »Tropenkoller« – Hybride Männlichkeit(en) in ethnologischen Texten 1900-1960
Im September 9 4 schrieb der polnische Ethnologe Bronislaw Malinowski in sein Tagebuch zu Beginn seiner ersten Expeditionsreise nach Britisch-Neuguinea: »Starke Angst vor den Tropen, Grauen vor Hitze und Schwüle – so etwas wie panische Furcht [...]« (Malinowski 986: 5). Ein paar Wochen später berichtete er von »Momenten schweren moralischen Zusammenbruchs«, vom »beinah unzugänglichen Dschungel [...] voll Schmutz und Reptilien aller Art, schwül, feucht, ermüdend – wimmelnd von Moskitos und anderen abscheulichen Insekten, Kröten etc.« (ebd.: 28). Von schlagartig aufblitzenden Fragen an sein »Innenleben« ist da auch die Rede (ebd.: 37). Im November dann klagte Malinowski über »Schlaflosigkeit, große Unruhe im ganzen Körper« und Heimweh (ebd.: 45). Im Jahr 9 7, zu Beginn seiner erneuten Reise nach Neuguinea, schilderte er jene »Schwere in Kopf und Körper – die [...] Zunahme der spezifischen Schwerkraft« –, die für seine »frühere Verfassung in den Tropen so typisch war« (ebd.: 7). Mehrfach diagnostizierte Malinowski bei sich den »Tropenkoller« (ebd.: 9 ), diese fatale Mischung aus Benommenheit und Nervenzerrüttung, die von nahezu allen Kolonialbeamten, Missionaren und Ethnologen in den warmen Ländern um 900 beschrieben wurde. Mit »Tropenkoller« bezeichneten sie physisch-psychische Störungen und Erregungszustände, deren Ursachen im Klima in Übersee, der Ferne von