Ménageà一个:Theatertransfer巴黎与柏林分裂后Mauerbau

N. Colin
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Die Tatsache, dass Paris weltweit als unangefochtene Hauptstadt der Kultur galt, hatte in der französischen Kulturszene eine gewisse Arroganz und Ignoranz gegenüber dem Nachbarn auf der anderen Rheinseite befördert: Die bedeutenden Maler des deutschen Expressionismus wurden beispielsweise erst in den 1960er Jahren in Frankreich entdeckt, von anderen Kunstrichtungen ganz zu schweigen.2 Das deutsche Theater war noch in den 1930er Jahren weitgehend unbekannt oder erschien inkompatibel mit dem französischen Geschmack: So stellte die französische Erstaufführung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht 1930 am Théâtre Montparnasse in Paris für den bekannten Regisseur Gaston Baty einen der größten Reinfälle seiner Karriere dar.3 Darüber hinaus deutet Langs Hinweis auf das Berliner Ensemble indirekt aber auch darauf, dass die französische Entdeckung des deutschen Theaters keinesfalls in der Bundesrepublik, sondern in der DDR begann; westdeutsche Starregisseure – wie der erwähnte Peter Stein – gerieten erst deutlich später, in den 1970er Jahren, in den Fokus des französischen Interesses. 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摘要

著名的法国前文化部长杰克·兰对20世纪60、70年代的德国剧院所发表的评论,从三个方面来讲的确令人叹息。当然,有一点令人惊讶,长期以来,这个体系承认个别的柏林拥有戏剧中心的称号。毕竟,二战结束后,德法文化交流对法国在造型艺术、文学和戏剧等领域存在着明显的结构不对称。事实巴黎世界被视为毫无争议的文化首都,曾在法国Kulturszene中有一种傲慢和无知与邻国相比另Rheinseite提升:德国表现主义的重要画家,例如在20世纪60年代才被法国发现还想其他Kunstrichtungen schweigen.220世纪30年代德国剧院还在很大程度上不明或出现不兼容的法国风格:这样,法国Erstaufführung的Dreigroschenoper Bertolt布1930年在Théâ崔巴黎蒙帕纳斯的著名导演加斯顿Baty一个最大Reinfälle职业生涯dar.3而且,朗格指出的《柏林歌剧院》并不直接地暗示了法国对德国戏剧的发现不是在联邦共和国开始的,而是在德意志民主共和国开始的;正如彼得·史坦所言,西德著名导演花了很长时间才成为20世纪70年代法国人的焦点。导致了环流由东边向西边的冲突
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Ménage à trois: Theatertransfer zwischen Paris und dem geteilten Berlin nach dem Mauerbau
Die Äußerung des bekannten ehemaligen französischen Kulturministers Jack Lang über das deutsche Theater der 1960er und 1970er Jahre erscheint bemerkenswert, und zwar in dreifacher Hinsicht. Zum einen überrascht die beiläufige Selbstverständlichkeit, mit der Lang hier dem geteilten Berlin den Titel Theatermetropole zuerkennt. Immerhin herrschte in der wechselseitigen Wahrnehmung bis weit über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinaus im deutsch-französischen Kulturaustausch eine klare strukturelle Asymmetrie zugunsten Frankreichs – im Bereich der bildenden Kunst ebenso wie in der Literatur und dem Theater. Die Tatsache, dass Paris weltweit als unangefochtene Hauptstadt der Kultur galt, hatte in der französischen Kulturszene eine gewisse Arroganz und Ignoranz gegenüber dem Nachbarn auf der anderen Rheinseite befördert: Die bedeutenden Maler des deutschen Expressionismus wurden beispielsweise erst in den 1960er Jahren in Frankreich entdeckt, von anderen Kunstrichtungen ganz zu schweigen.2 Das deutsche Theater war noch in den 1930er Jahren weitgehend unbekannt oder erschien inkompatibel mit dem französischen Geschmack: So stellte die französische Erstaufführung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht 1930 am Théâtre Montparnasse in Paris für den bekannten Regisseur Gaston Baty einen der größten Reinfälle seiner Karriere dar.3 Darüber hinaus deutet Langs Hinweis auf das Berliner Ensemble indirekt aber auch darauf, dass die französische Entdeckung des deutschen Theaters keinesfalls in der Bundesrepublik, sondern in der DDR begann; westdeutsche Starregisseure – wie der erwähnte Peter Stein – gerieten erst deutlich später, in den 1970er Jahren, in den Fokus des französischen Interesses. Diese Zirkulationsbewegung von Ost nach West irritiert
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