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Sie war auch ein wichtiger Impuls für Patrick Gearys Studie zu den Phantoms of Remembrance, in der Geary die Geschichte der Erinnerung selbst zum Thema machte und dabei den Zusammenhang zwischen der Erinnerung und ihrem Gegenstand als offene jeweils besondere historische Prozesse untersuchte.3 Dabei konnte er nicht nur auf die Vielfalt und Veränderlichkeit der Erinnerungen aufmerksam machen, sondern auch auf die Vielfalt und Veränderlichkeit der Erinnerung selbst. In den verschiedenen Kapiteln des Buches sind nicht nur unterschiedliche Formen des Erinnerns und Vergessens behandelt, sondern ebenso die Frage, wie sich diese Formen im Zusammenhang mit dem Gegenstand der Erinnerung verändern. Es mag verwunderlich erscheinen, dass das gerade von der Memorialforschung in Deutschland nie wirklich rezipiert wurde. 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Wahlverwandtschaften im frühen Mittelalter. Von den merowingischen Königskatalogen zu den karolingischen Genealogien
Für die Erforschung von Verwandtschaftsverhältnissen spielten Genealogien immer schon eine wichtige Rolle.Vor allem in der relativ begrenzten Quellenlage des frühen Mittelalters boten sie oft Ausgangspunkt und Orientierung für die Erforschung der Verwandtschaftsverhältnisse von Eliten. Seltsamerweise wurden sie aber lange Zeit kaum systematisch untersucht, um die damit zusammenhängenden Muster von Verwandtschaft zu untersuchen, deren vielfältige Geschichte von der Spätantike bis zum Beginn des zweiten Jahrtausends erst vor kurzem Hans Hummer in einer umfangreichen Monographie dargestellt hat.1 Ein gutes Beispiel dafür ist die in seinem Buch auch ausführlich diskutierte deutsche Memorialforschung, die sich stärker auf die Gegenstände der Erinnerung als auf die Erinnerung selbst konzentrierte.2 Im Vergleich mit der prosopographischen Forschung, die die Stellung der verschiedenen Positionen in ihren sozialen Zusammenhängen meist wenig problematisierte, war der Fokus der Memorialforschung auf die Verbindung und Vernetzung verschiedener Gruppen im frühen und hohen Mittelalter ein wichtiger Schritt. Sie war auch ein wichtiger Impuls für Patrick Gearys Studie zu den Phantoms of Remembrance, in der Geary die Geschichte der Erinnerung selbst zum Thema machte und dabei den Zusammenhang zwischen der Erinnerung und ihrem Gegenstand als offene jeweils besondere historische Prozesse untersuchte.3 Dabei konnte er nicht nur auf die Vielfalt und Veränderlichkeit der Erinnerungen aufmerksam machen, sondern auch auf die Vielfalt und Veränderlichkeit der Erinnerung selbst. In den verschiedenen Kapiteln des Buches sind nicht nur unterschiedliche Formen des Erinnerns und Vergessens behandelt, sondern ebenso die Frage, wie sich diese Formen im Zusammenhang mit dem Gegenstand der Erinnerung verändern. Es mag verwunderlich erscheinen, dass das gerade von der Memorialforschung in Deutschland nie wirklich rezipiert wurde. Als man sich in der deutschen Mittelalterforschung stärker der Geschichte der Erinnerung annahm, richtete sich ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Verzerrung und Deformierung von Erinnerung.4 Die