债务暴力和非私人的市场

David Graeber
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Die Ideologie, die Polanyi in den Vierzigerjahren für immer verschwunden wähnte, ist heute mit aller Macht zurückgekehrt – man könnte sogar sagen, sie sei zurückgekehrt, um sich grausam an den Schwächsten dieser Welt zu rächen. Doch die intellektuelle Landschaft hat sich dramatisch verändert. Unter denen, die heute als intellek­ tuelle Opposition durchgehen, ist die Vorstellung einer großen, allumfassenden Theorie in der Tradition Polanyis größtenteils in Ungnade gefallen. Gleichzeitig scheinen die hohen Theoretiker des Neoliberalismus – zumindest die anspruchs­ vollsten – frohgemut bereit zu sein, viele Einsichten Polanyis zu übernehmen. Die meisten Theoretiker würden unter Druck sogar offen zugeben, dass »der Markt« in Wirklichkeit gar kein empirischer Gegenstand ist, dass sie, wenn sie sich auf die »Märkte« beziehen, eigentlich über abstrakte Modelle sprechen, die man konstruiert, indem man ganz bestimmte Aspekte der Realität auswählt und alle anderen absichtlich außer Acht lässt, und dass selbstverständlich anhal­ tende politische Arbeit nötig ist, um Bedingungen zu schaffen, in denen diese Modelle zumindest den Anschein einer empirischen Form annehmen. 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摘要

如果人们在一个世纪内回忆起大转型1号著作,那么这将会是对这一自由主义神话的关键性回答。这个误区是小名,推断»«selbstregulierenden市场Polanyi把她叫做,不知何故当然是自己造成的,只要你不是政府干预阻止.Polanyi检查就将见证这一意识形态首先出现了,并成功让他看看对于国家的干预,以»«selbstre gulierende金融市场完全建立,正如国家需要继续维持她.毫无疑问,波兰尼的洞察在当前新自由主义时代比以往任何时候都更具说服力。人们将波兰尼视为人间蒸发的意识形态从20世纪40年代彻底推翻,如今又全力回归——甚至有人说,这一意识形态回归是为了无情地报复这个世界上最脆弱的人。但是知识分子面貌已经发生了巨大的变化。在当今那些才智反对派的人当中,波洛尼提出的“大范围理论”传统已经基本不复存在。与此同时,激进的新自由主义理论家——至少是最激进的要求——似乎欢欣鼓舞地接受了许多波洛尼的洞察。大多数理论家会压力甚至公开承认»«市场实际上根本不是以实际评估的是,你能«»市场,实际上意指谈论抽象模型,所以就设计非常具体的选择方面的现实和所有其他故意忽略了,当然需要anhal——tende政治工作创造条件,在这些模型中至少可以有实证形式的表象。当然
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Schulden, Gewalt und unpersönliche Märkte
Wenn man sich in einem Jahrhundert an das Werk The Great Transformation 1 erinnert, dann als maßgebliche Antwort auf den großen liberalen Mythos. Dieser Mythos ist natürlich die Annahme, dass die »selbstregulierenden Märkte«, wie Polanyi sie nennt, irgendwie natürlich sind, dass sie von alleine entstehen, solange staatliche Eingriffe sie nicht daran hindern. Polanyi untersuchte genau den Zeitpunkt, an dem diese Ideologie zuerst in Erscheinung trat, und es gelang ihm zu zeigen, wie entscheidend die Einmischung des Staates ist, um »selbstre­ gulierende Märkte« überhaupt zu schaffen – ebenso wie der Staat auch weiterhin notwendig ist, um sie zu erhalten. Man braucht wohl kaum darauf hinzuweisen, dass die Einsichten Polanyis in der gegenwärtigen neoliberalen Zeit relevanter denn je sind. Die Ideologie, die Polanyi in den Vierzigerjahren für immer verschwunden wähnte, ist heute mit aller Macht zurückgekehrt – man könnte sogar sagen, sie sei zurückgekehrt, um sich grausam an den Schwächsten dieser Welt zu rächen. Doch die intellektuelle Landschaft hat sich dramatisch verändert. Unter denen, die heute als intellek­ tuelle Opposition durchgehen, ist die Vorstellung einer großen, allumfassenden Theorie in der Tradition Polanyis größtenteils in Ungnade gefallen. Gleichzeitig scheinen die hohen Theoretiker des Neoliberalismus – zumindest die anspruchs­ vollsten – frohgemut bereit zu sein, viele Einsichten Polanyis zu übernehmen. Die meisten Theoretiker würden unter Druck sogar offen zugeben, dass »der Markt« in Wirklichkeit gar kein empirischer Gegenstand ist, dass sie, wenn sie sich auf die »Märkte« beziehen, eigentlich über abstrakte Modelle sprechen, die man konstruiert, indem man ganz bestimmte Aspekte der Realität auswählt und alle anderen absichtlich außer Acht lässt, und dass selbstverständlich anhal­ tende politische Arbeit nötig ist, um Bedingungen zu schaffen, in denen diese Modelle zumindest den Anschein einer empirischen Form annehmen. Natürlich
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