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Walter Bock (1895–1948) und die Erfindung des Buna
Der 25. Oktober 1948 war ein trüber Herbsttag in Köln. Über der noch von den Wunden des Krieges schwer gezeichneten Domstadt lag an diesem Montagmorgen eine zur Jahreszeit passende melancholische Stimmung. Auch Vater Rhein floss traurig durch sein mit Kriegstrümmern übersätes Bett. Die RheinBrücken aus der Vorkriegszeit waren zum Teil noch zerstört. So war die von der britischen Besatzungsmacht errichtete Patton-Brücke, die vom heutigen Theodor-Heuss-Ring zum Deutzer Rheinpark führte, für den Verkehr weiterhin unverzichtbar. Im Einklang mit der Tristesse des Augenblicks gab der Rhein an diesem Morgen das frei, was er nahezu zehn Tage lang verborgen hatte. Spaziergänger fanden wenige Meter nördlich der Patton-Brücke eine männliche Leiche. Es war der seit dem 15. Oktober 1948 vermisste Walter Bock. Walter Bock gehörte zu jener unglücklichen Spezies Mensch, die im Englischen als »unsung hero« bezeichnet wird. Seine bahnbrechenden Arbeiten werden nur selten mit seinem Namen verbunden. Im Frühjahr 1929 war Walter Bock eine Entdeckung geglückt, deren wissenschaftliche, wirtschaftliche und militärpolitische Bedeutung kaum zu überschätzen ist. Otto Bayer, der Erfinder der Polyurethane, formulierte es 1960 so: »1929 wurde dann von Bock und Tschunkur in Leverkusen das Emulsions-Mischpolymerisat aus Butadien + Styrol, der Buna S, aufgefunden, eine der bedeutendsten techni-