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Der Begriff der Operationskette verspricht, eine von Fachvertretern wie von Kritikern häufig (zu recht oder zu unrecht) monierte technikdeterministische Denkweise in der Medienwissenschaft sowie deren (tatsächliche oder vorgebliche) inhaltliche Fixierung auf Apparate und sogenannte Einzelmedien zu überwinden und zu einer stärkeren Berücksichtigung empirisch beobachtbarer Praktiken mit Medien beizutragen. Mit der Operationskette steht daher recht unmittelbar auch der Begriff von Technik überhaupt auf dem Spiel. Angesichts ihrer zunehmenden fachlichen Bedeutung will der vorliegende Beitrag die Idee der Operationskette näher untersuchen und einer kritischen Würdigung unterziehen. Im Zentrum des Interesses stehen dabei nicht konkrete Anwendungen des Konzepts und dessen heuristische Qualitäten für einzelne medienwissenschaftliche Analysen (eine solche Untersuchung muss einem späteren Aufsatz vorbehalten bleiben). Gefragt wird hier zunächst nach der sinnstiftenden Funktion des Konzepts für die jüngere deutschsprachige Medienwissenschaft und nach seiner begriff lichen Bestimmung und theoretisch-methodischen Begründung in den aktuellen Debatten sowie im originären Kontext der Technikanthropologie. Dies soll anhand dreier für die gegenwärtige Diskussion besonders wichtiger Autoren – Erhard Schüttpelz, Bernhard Siegert und Thomas Macho – und mit Bezug auf den vielfach als Schöpfer des Begriffs genannten französischen Paläontologen und Anthropologen André Leroi-Gourhan geschehen. 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Zur Vorgängigkeit der Operationskette in der Medienwissenschaft und bei Leroi-Gourhan
Die Operationskette ist in der deutschsprachigen Medienwissenschaft in den vergangenen Jahren zu einiger Prominenz gelangt. Vor allem in Diskussionen, die an die Actor-Network Theory anschließen und die das Konzept von Kulturtechniken stark machen, nimmt der aus der französischen Technikanthropologie stammende Ausdruck eine zentrale Stellung ein. Er soll der Medienwissenschaft zu einem praxeologischen Verständnis von Medien und deren Rolle für die Reproduktion sozialer, kultureller und technischer Wirklichkeit verhelfen. Der Begriff der Operationskette verspricht, eine von Fachvertretern wie von Kritikern häufig (zu recht oder zu unrecht) monierte technikdeterministische Denkweise in der Medienwissenschaft sowie deren (tatsächliche oder vorgebliche) inhaltliche Fixierung auf Apparate und sogenannte Einzelmedien zu überwinden und zu einer stärkeren Berücksichtigung empirisch beobachtbarer Praktiken mit Medien beizutragen. Mit der Operationskette steht daher recht unmittelbar auch der Begriff von Technik überhaupt auf dem Spiel. Angesichts ihrer zunehmenden fachlichen Bedeutung will der vorliegende Beitrag die Idee der Operationskette näher untersuchen und einer kritischen Würdigung unterziehen. Im Zentrum des Interesses stehen dabei nicht konkrete Anwendungen des Konzepts und dessen heuristische Qualitäten für einzelne medienwissenschaftliche Analysen (eine solche Untersuchung muss einem späteren Aufsatz vorbehalten bleiben). Gefragt wird hier zunächst nach der sinnstiftenden Funktion des Konzepts für die jüngere deutschsprachige Medienwissenschaft und nach seiner begriff lichen Bestimmung und theoretisch-methodischen Begründung in den aktuellen Debatten sowie im originären Kontext der Technikanthropologie. Dies soll anhand dreier für die gegenwärtige Diskussion besonders wichtiger Autoren – Erhard Schüttpelz, Bernhard Siegert und Thomas Macho – und mit Bezug auf den vielfach als Schöpfer des Begriffs genannten französischen Paläontologen und Anthropologen André Leroi-Gourhan geschehen. Der erste Teil des Beitrags behandelt den Begriff der Operationskette am Beispiel ausgewählter Aufsätze von Schüttpelz und Siegert und bespricht eine