{"title":"革命后的修复","authors":"Tom Ullrich","doi":"10.14361/9783839438602-016","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Reparieren und revolutionieren sind Kulturtechniken, die auf den ersten Blick nur wenig verbindet. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen auf den Pariser Straßen des 19. Jahrhunderts fragt dieser Beitrag danach, inwiefern beide als miteinander korrespondierende Praktiken der Ordnung bzw. Unordnung wirksam wurden. In den notorischen Pariser Barrikadenund Straßenkämpfen überkreuzten sich Reparatur und Revolution vielfach. Ihr Geschäft war der Umgang mit dem Wandel selbst. Zwischen Umsturz und Restauration, Veränderung und Aufrechterhaltung waren beide mit der Gestaltung der politischen und urbanen Verhältnisse aus vermeintlich entgegengesetzten Richtungen befasst. Anhand ausgewählter Reparaturszenen aus der Zeit zwischen 1830 und 1871 diskutiert der Beitrag die These, dass Reparaturarbeiten sowohl in revolutionären wie auch konterrevolutionären Transformationsprozessen unumgänglich waren. In diesen brachten sich Praktiken des Deund Re-Stabilisierens von Straßenund Machtverhältnissen wechselseitig hervor und bestimmten so auch einen konträren Umgang mit den Pariser Barrikaden, d.h. die unaufhörliche Arbeit an deren Verbesserung bzw. Verhinderung. Die Geschichte der Barrikaden ist mittlerweile vor allem von französischen und amerikanischen Historikern und Soziologen2 gut erforscht worden. Ein umfangreicher Sammelband (Corbin/Mayeur 1997) setzt sich etwa detailliert mit der Gewordenheit ihrer materiellen und symbolischen Funktionen auseinander, von ihrem ersten Einsatz in Paris 1588 über ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Verwendung im 20. Jahrhundert. Mark Traugott zeigt in der bisher einzigen","PeriodicalId":114562,"journal":{"name":"Kulturen des Reparierens","volume":"19 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Reparieren nach der Revolution\",\"authors\":\"Tom Ullrich\",\"doi\":\"10.14361/9783839438602-016\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Reparieren und revolutionieren sind Kulturtechniken, die auf den ersten Blick nur wenig verbindet. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen auf den Pariser Straßen des 19. Jahrhunderts fragt dieser Beitrag danach, inwiefern beide als miteinander korrespondierende Praktiken der Ordnung bzw. Unordnung wirksam wurden. In den notorischen Pariser Barrikadenund Straßenkämpfen überkreuzten sich Reparatur und Revolution vielfach. Ihr Geschäft war der Umgang mit dem Wandel selbst. Zwischen Umsturz und Restauration, Veränderung und Aufrechterhaltung waren beide mit der Gestaltung der politischen und urbanen Verhältnisse aus vermeintlich entgegengesetzten Richtungen befasst. Anhand ausgewählter Reparaturszenen aus der Zeit zwischen 1830 und 1871 diskutiert der Beitrag die These, dass Reparaturarbeiten sowohl in revolutionären wie auch konterrevolutionären Transformationsprozessen unumgänglich waren. In diesen brachten sich Praktiken des Deund Re-Stabilisierens von Straßenund Machtverhältnissen wechselseitig hervor und bestimmten so auch einen konträren Umgang mit den Pariser Barrikaden, d.h. die unaufhörliche Arbeit an deren Verbesserung bzw. Verhinderung. Die Geschichte der Barrikaden ist mittlerweile vor allem von französischen und amerikanischen Historikern und Soziologen2 gut erforscht worden. Ein umfangreicher Sammelband (Corbin/Mayeur 1997) setzt sich etwa detailliert mit der Gewordenheit ihrer materiellen und symbolischen Funktionen auseinander, von ihrem ersten Einsatz in Paris 1588 über ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Verwendung im 20. Jahrhundert. Mark Traugott zeigt in der bisher einzigen\",\"PeriodicalId\":114562,\"journal\":{\"name\":\"Kulturen des Reparierens\",\"volume\":\"19 1\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2018-12-31\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Kulturen des Reparierens\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.14361/9783839438602-016\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Kulturen des Reparierens","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839438602-016","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Reparieren und revolutionieren sind Kulturtechniken, die auf den ersten Blick nur wenig verbindet. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen auf den Pariser Straßen des 19. Jahrhunderts fragt dieser Beitrag danach, inwiefern beide als miteinander korrespondierende Praktiken der Ordnung bzw. Unordnung wirksam wurden. In den notorischen Pariser Barrikadenund Straßenkämpfen überkreuzten sich Reparatur und Revolution vielfach. Ihr Geschäft war der Umgang mit dem Wandel selbst. Zwischen Umsturz und Restauration, Veränderung und Aufrechterhaltung waren beide mit der Gestaltung der politischen und urbanen Verhältnisse aus vermeintlich entgegengesetzten Richtungen befasst. Anhand ausgewählter Reparaturszenen aus der Zeit zwischen 1830 und 1871 diskutiert der Beitrag die These, dass Reparaturarbeiten sowohl in revolutionären wie auch konterrevolutionären Transformationsprozessen unumgänglich waren. In diesen brachten sich Praktiken des Deund Re-Stabilisierens von Straßenund Machtverhältnissen wechselseitig hervor und bestimmten so auch einen konträren Umgang mit den Pariser Barrikaden, d.h. die unaufhörliche Arbeit an deren Verbesserung bzw. Verhinderung. Die Geschichte der Barrikaden ist mittlerweile vor allem von französischen und amerikanischen Historikern und Soziologen2 gut erforscht worden. Ein umfangreicher Sammelband (Corbin/Mayeur 1997) setzt sich etwa detailliert mit der Gewordenheit ihrer materiellen und symbolischen Funktionen auseinander, von ihrem ersten Einsatz in Paris 1588 über ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Verwendung im 20. Jahrhundert. Mark Traugott zeigt in der bisher einzigen