Nihilismusgefahr .斯特拉,歌德和痛苦

K. Sina
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Goethe erkunde mit seinem Stück, so hat es Lothar Pikulik in einem klassischen Aufsatz zusammengefasst, »inwiefern die Frau für den Mann nicht beides sein kann, Geliebte sowohl als Gattin, oder inwiefern, wenn die Rollen auf zwei verschiedene Frauen verteilt sind, sich nicht mit beiden zugleich ein Arrangement treffen ließe«.1 Aus dieser Perspektive erweist sich das oft als »utopisch«2 begriffene Dramenende – also der Entschluss zur Dreierbeziehung des stürmischen Liebhabers Fernando mit der ätherischen Stella und der um Ausgleich und Vermittlung bemühten Cäcilie – als Lösung für die zuvor ausgeführte Problemkonstellation, deren Ursprung in einer widersprüchlichen Gefühlskultur liegt. Die zunächst unvereinbar erscheinenden Bedürfnisse nach emphatischer Liebe und bürgerlicher Arretierung werden schließlich – mit den letzten, von Cäcilie gesprochenen Worten des Stückes: »Wir sind dein!« – zusammengeführt und miteinander versöhnt.3 Dass Goethe den von seinen Zeitgenossen als skandalös wahrgenommenen Schluss in der zweiten Fassung von 1806 zurücknahm, indem er Fernando Hand an sich legen und Stella einen Gifttod sterben ließ – dieser neue Schluss modifiziert an dem Stück in struktureller Hinsicht eigentlich nichts, nur dass die Lösung für die problematische Gefühlslage der Figuren nicht mehr utopisch, sondern eben tragisch ausfällt.","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"121 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-06-29","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Nihilismusgefahr. 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摘要

歌德在字幕中把他的戏剧《恋人的戏剧》叫做戏剧。从那时起,歌德就几乎掌握了一切研究的知识。值得注意的是,戏的结局——超越了传统婚姻和性别等传统——直到今天依然引起广泛的关注。歌德找跟他的戏,这就是泰尔Pikulik在经典文章小结»这个女人对的人,既可以作为妻子和情妇,或者怎样,如果分散在两个不同互换两下自杀也是可以安排见面«.1从那个角度讲,“这个经常被作为»«乌托邦2正在Dramenende——也就是汹涌波涛的决心,以莎士比亚戏剧有过费尔南多富含Stella醚植物油和组织寻求平衡和调停Cäcilie比之前的解决方案,促进海地的Problemkonstellation Gefühlskultur矛盾的是,其起源.移情后他们起初完全不需要爱和对民间停止毕竟——过去,都会被这部剧:»在Cäcilie对冲的话我们是你的!«——聚在一起并且相互versöhnt.3歌德在他的同时代的人被视为可耻的结论在1806年的第二个版本zurücknahm费尔南多向自己下手,并保护了Stella放任Gifttod死亡这个新结论式的曲在结构性方面其实没什么,只是告诉解决方案问题的主角不再是乌托邦,甚至也很悲催的.
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Nihilismusgefahr. Stella, Goethe und das Unerträgliche
Goethe hat sein Drama Stella im Untertitel ein Ein Schauspiel für Liebende genannt und als solches hat es die Forschung seither mehrheitlich begriffen. Insbesondere das sich jenseits der traditionellen Eheund Geschlechterkonventionen bewegende Ende des Stückes (in der Erstfassung von 1776) steht bis heute im Mittelpunkt des Interesses. Goethe erkunde mit seinem Stück, so hat es Lothar Pikulik in einem klassischen Aufsatz zusammengefasst, »inwiefern die Frau für den Mann nicht beides sein kann, Geliebte sowohl als Gattin, oder inwiefern, wenn die Rollen auf zwei verschiedene Frauen verteilt sind, sich nicht mit beiden zugleich ein Arrangement treffen ließe«.1 Aus dieser Perspektive erweist sich das oft als »utopisch«2 begriffene Dramenende – also der Entschluss zur Dreierbeziehung des stürmischen Liebhabers Fernando mit der ätherischen Stella und der um Ausgleich und Vermittlung bemühten Cäcilie – als Lösung für die zuvor ausgeführte Problemkonstellation, deren Ursprung in einer widersprüchlichen Gefühlskultur liegt. Die zunächst unvereinbar erscheinenden Bedürfnisse nach emphatischer Liebe und bürgerlicher Arretierung werden schließlich – mit den letzten, von Cäcilie gesprochenen Worten des Stückes: »Wir sind dein!« – zusammengeführt und miteinander versöhnt.3 Dass Goethe den von seinen Zeitgenossen als skandalös wahrgenommenen Schluss in der zweiten Fassung von 1806 zurücknahm, indem er Fernando Hand an sich legen und Stella einen Gifttod sterben ließ – dieser neue Schluss modifiziert an dem Stück in struktureller Hinsicht eigentlich nichts, nur dass die Lösung für die problematische Gefühlslage der Figuren nicht mehr utopisch, sondern eben tragisch ausfällt.
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