这是我们想要的

H. Rüegger
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Dass das eigene Sterben – früher «Inbegriff der Erfahrung eines fremdverfügten Schicksals» – heute mehrheitlich vom Menschen «selbst beschlossen, geplant und durchgeführt werden» muss, stellt nach Rüegger ein neues Paradigma im Umganag mit dem Sterben in der heutigen Medizin dar, mit dem sich die Menschen erst noch richtig vertraut machen müssen. \nDiese Freiheit zur Selbstbestimmung stellt jedoch nicht bloss einen «eingeforderten Anspruch» dar, sondern wird vielmehr zu einer «zugemuteten Verpflichtung», nach welcher Menschen selber Entscheidungen am Lebensende treffen müssen; Rüegger nennt dies eine «Responsibilisierung oder Moralisierung des Sterbens». Diese Verpflichtung zur Entscheidung ist als höchst ambivalent einzustufen und dürfte zuweilen eine Überforderung darstellen, zumal Menschen «gerade in extremen Situationen, in denen existenzielle Fragen um Leben und Tod auf dem Spiel stehen», nicht selbstverständlicherweise in der Lage sind, derart autonom zu entscheiden, wie sich dies «eine abstrakte Ethik theoretisch vielleicht zurecht legen mag». \nIn diesen Ambivalenzen benennt Rüegger Herausforderungen für die unterschiedlichen, an den Entscheidungsprozessen beteiligten Personen bzw. Gruppen: Für potenziell betroffene Personen gelte es zu lernen, sich «mit dem Gedanken ans eigene, selbstbestimmte Sterben auseinander zu setzen» und sich «realistische Vorstellungen über Möglichkeiten des Sterbens im heutigen Gesundheitswesen zu machen», die sowohl das «eigenverantwortliche Gestalten» als auch «das passive Hinnehmen» umfassen. \nAngehörige kommt die Aufgabe zu, die Betroffenen im Prozess des Sterbens persönlich zu begleiten. Dabei sind sie gemäss Rüegger aufgefordert, «dem Sterbenden als Gesprächspartner zu helfen, durch eine mögliche Vielzahl von ambivalenten Empfindungen hindurch eine Haltung und Entscheidung herauszubilden, die seinem autonomen Willen entsprechen». Professionell Begleitende ihrerseits sind nach Rüegger zu einer «radikalen Patientenorientierung» angehalten in dem Sinn, dass sterbende Menschen so begleitet werden soll, dass «das Lebensende nicht immer weiter medikalisiert wird». Dazu gehört angesichts der komplexen Entscheidungsstrukturen auch, «Patienten rechtzeitig darüber zu informieren, wie man im Rahmen des heutigen Gesundheitswesens überhaupt sterben kann».","PeriodicalId":209922,"journal":{"name":"Jahrbuch Diakonie Schweiz","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-06-27","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Wenn selbstbestimmtes Sterben normal wird\",\"authors\":\"H. Rüegger\",\"doi\":\"10.22018/jds.2019.8\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"In seinem Beitrag «Wenn selbstbestimmtes Sterben normal wird» geht Heinz Rüegger von den beeindruckenden «Möglichkeiten der modernen Medizin, Menschen in kritischen Situationen noch am Leben zu erhalten und den Tod hinauszuschieben», aus. Demnach kommt der Tod «nicht mehr von selbst», vielmehr wird Sterben «immer mehr zu einer Konsequenz von Therapieentscheidungen». 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摘要

在他提供的«selbstbestimmtes死后正常»国会亨氏Rüegger印象深刻的«现代医学所提供的可能性,人在危急情况下获得还活着和死亡都要削减从.»根据自己就不再出现死亡«»,相反会死的«越来越成为结果Therapieentscheidungen».这自己的死,«堪称经验的命运fremdverfügten»,«今天的多数人自己决定,计划和实施»Rüegger后提供了新的典范一定在Umganag死亡。在当今医学项目,使人完全信任先得.这赋予自由但不只是一个«eingeforderten资格,而是会成为«»的zugemuteten»承诺奉行什么得自行决定在生命的人;Rüegger这叫做一个«Responsibilisierung或死亡的道德化».这些义务的决定是非常模棱两可的«有时能构成较大,因为人在极端的情况下生存问题生死悬»,不是selbstverständlicherweise能力能够独立作出决定,这«一个抽象道德理论也许能把喜欢».在这些为Ambivalenzen Rüegger挑战不同,.个人和团体参与决策进程:对潜在影响的人就是勤奋学习,«都接自己,决定死在自己的责任感»和«对死亡的可能性在当今的医疗现实的观念让»和«eigenverantwortliche塑造«»和被动接受»包括.家人要在临死的过程中亲自陪伴受苦的人。你是其中本次Rüegger要求«垂死的帮助时,耿飚透过一个可能的多种贝卢斯科尼感觉这一立场和决定herauszubilden自治的意愿相一致».专业随附本身是激进到Rüegger举行«Patientenorientierung»停车是恰当的,因为垂死的生活总是伴随着应«居然不会一直medikalisiert».其中之一,由于复杂的决策机构,也是«病人及时说明如何在当今医疗死不了».
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Wenn selbstbestimmtes Sterben normal wird
In seinem Beitrag «Wenn selbstbestimmtes Sterben normal wird» geht Heinz Rüegger von den beeindruckenden «Möglichkeiten der modernen Medizin, Menschen in kritischen Situationen noch am Leben zu erhalten und den Tod hinauszuschieben», aus. Demnach kommt der Tod «nicht mehr von selbst», vielmehr wird Sterben «immer mehr zu einer Konsequenz von Therapieentscheidungen». Dass das eigene Sterben – früher «Inbegriff der Erfahrung eines fremdverfügten Schicksals» – heute mehrheitlich vom Menschen «selbst beschlossen, geplant und durchgeführt werden» muss, stellt nach Rüegger ein neues Paradigma im Umganag mit dem Sterben in der heutigen Medizin dar, mit dem sich die Menschen erst noch richtig vertraut machen müssen. Diese Freiheit zur Selbstbestimmung stellt jedoch nicht bloss einen «eingeforderten Anspruch» dar, sondern wird vielmehr zu einer «zugemuteten Verpflichtung», nach welcher Menschen selber Entscheidungen am Lebensende treffen müssen; Rüegger nennt dies eine «Responsibilisierung oder Moralisierung des Sterbens». Diese Verpflichtung zur Entscheidung ist als höchst ambivalent einzustufen und dürfte zuweilen eine Überforderung darstellen, zumal Menschen «gerade in extremen Situationen, in denen existenzielle Fragen um Leben und Tod auf dem Spiel stehen», nicht selbstverständlicherweise in der Lage sind, derart autonom zu entscheiden, wie sich dies «eine abstrakte Ethik theoretisch vielleicht zurecht legen mag». In diesen Ambivalenzen benennt Rüegger Herausforderungen für die unterschiedlichen, an den Entscheidungsprozessen beteiligten Personen bzw. Gruppen: Für potenziell betroffene Personen gelte es zu lernen, sich «mit dem Gedanken ans eigene, selbstbestimmte Sterben auseinander zu setzen» und sich «realistische Vorstellungen über Möglichkeiten des Sterbens im heutigen Gesundheitswesen zu machen», die sowohl das «eigenverantwortliche Gestalten» als auch «das passive Hinnehmen» umfassen. Angehörige kommt die Aufgabe zu, die Betroffenen im Prozess des Sterbens persönlich zu begleiten. Dabei sind sie gemäss Rüegger aufgefordert, «dem Sterbenden als Gesprächspartner zu helfen, durch eine mögliche Vielzahl von ambivalenten Empfindungen hindurch eine Haltung und Entscheidung herauszubilden, die seinem autonomen Willen entsprechen». Professionell Begleitende ihrerseits sind nach Rüegger zu einer «radikalen Patientenorientierung» angehalten in dem Sinn, dass sterbende Menschen so begleitet werden soll, dass «das Lebensende nicht immer weiter medikalisiert wird». Dazu gehört angesichts der komplexen Entscheidungsstrukturen auch, «Patienten rechtzeitig darüber zu informieren, wie man im Rahmen des heutigen Gesundheitswesens überhaupt sterben kann».
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