{"title":"Wissenstransfer","authors":"Alexander Ruser","doi":"10.14361/9783839455654-037","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"In bildungs- und forschungspolitischen Debatten wird der Begriff des Wissenstransfers inflationär gebraucht. Die effiziente Übertragung von Wissen ist nicht nur die ultima ratio didaktischer Innovation, sondern auch politisches Heilsversprechen moderner Wissensgesellschaften. Bei allem Furor, bleibt der Transferbegriff selbst jedoch oft unscharf, wird gleichermaßen in Debatten um inter- oder transdisziplinäres Lernen, wie Diskussionen um die Praxisrelevanz wissenschaftlicher Forschung gebraucht. In diesem Kapitel werden daher zunächst drei verschiedenen Bedeutungen von »Transfer« vorgestellt: Einerseits kann »Transfer« die Weitergabe von wissenschaftlichen Erkenntnissen an die Praxis bezeichnen. Ferner kann sich Transfer auch zwischen bzw. oberhalb disziplinärer Grenzen innerhalb des Wissenschaftssystems abspielen und somit den Modus der Wissenserzeugung betreffen. Radikalisiert man diese Vorstellung kann der Transferbegriff drittens reflexiv aufgefasst werden und Wissensproduktion im Modus des Austauschs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft beschreiben. Im Anschluss an diese Darstellung werden die jeweiligen Implikationen für forschungspraktische und didaktische Fragen erörtert. Anhand ausgewählter Praxisbeispielen wird dann gezeigt, dass die Frage, wie Wissen in die Praxis transferiert werden kann und das forschungsethische Problem, ob ein solcher Transfer immer stattfinden soll, nicht getrennt gedacht werden können.","PeriodicalId":424348,"journal":{"name":"Handbuch Transdisziplinäre Didaktik","volume":"47 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-08-03","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Handbuch Transdisziplinäre Didaktik","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839455654-037","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
In bildungs- und forschungspolitischen Debatten wird der Begriff des Wissenstransfers inflationär gebraucht. Die effiziente Übertragung von Wissen ist nicht nur die ultima ratio didaktischer Innovation, sondern auch politisches Heilsversprechen moderner Wissensgesellschaften. Bei allem Furor, bleibt der Transferbegriff selbst jedoch oft unscharf, wird gleichermaßen in Debatten um inter- oder transdisziplinäres Lernen, wie Diskussionen um die Praxisrelevanz wissenschaftlicher Forschung gebraucht. In diesem Kapitel werden daher zunächst drei verschiedenen Bedeutungen von »Transfer« vorgestellt: Einerseits kann »Transfer« die Weitergabe von wissenschaftlichen Erkenntnissen an die Praxis bezeichnen. Ferner kann sich Transfer auch zwischen bzw. oberhalb disziplinärer Grenzen innerhalb des Wissenschaftssystems abspielen und somit den Modus der Wissenserzeugung betreffen. Radikalisiert man diese Vorstellung kann der Transferbegriff drittens reflexiv aufgefasst werden und Wissensproduktion im Modus des Austauschs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft beschreiben. Im Anschluss an diese Darstellung werden die jeweiligen Implikationen für forschungspraktische und didaktische Fragen erörtert. Anhand ausgewählter Praxisbeispielen wird dann gezeigt, dass die Frage, wie Wissen in die Praxis transferiert werden kann und das forschungsethische Problem, ob ein solcher Transfer immer stattfinden soll, nicht getrennt gedacht werden können.