坎特先生,请原谅我!上帝在科罗娜的案子上受审

Herbert Böttcher
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Solche Unbedingtheit moralischer Verpflichtung verbindet sich mit der Freiheit zu wählen, mit der Freiheit des Willens. Sollen und Freiheit sind ›jenseits‹ inhaltlicher, zeitlich-geschichtlicher Bestimmungen fundiert. Für Theologen/-innen ist die ›praktische Vernunft‹ attraktiv, da der aus der reinen metaphysischen Vernunft verbannte Gott als Postulat moralischen Handelns gebraucht wird. Ohne ihn bräche alle Ethik zusammen, fehlte ihr doch eine richtende Instanz, die gutes Handeln belohnt und böses Handeln sanktioniert. Nur so können Sittlichkeit und Glückseligkeit zusammenfinden und Gott wenigstens als ›Lückenbüßer‹ vor Kants Richterstuhl Gnade finden. Theologen/-innen wittern die Chance, auf der ›Höhe der Zeit‹ mitreden zu können, reden aber an dem vorbei, was ›an der Zeit‹ wäre: die kategoriale Kritik des Kapitalismus und seiner Krisenverhältnisse, die immer mehr Menschen in Leid und Tod stürzen. Corona verschärft das. Dies kommt einer an Kant orientierten Ethik ebenso wie einer daran anknüpfenden Theologie kaum in den Blick. Ihr Elend besteht in der Fundierung des Denkens in reinen Formen. Dabei sind die zu kritisierenden Verhältnisse als affirmierte ›Normalität‹ vorausgesetzt. Die Theologie bleibt bei dem ›Leisten‹, der ihr zugewiesen ist: Hilfen zur Daseinsbewältigung im Anschluss an die Welt wie sie ist. Die Alternative dazu wäre eine gesellschaftskritische Theologie, der der Bezug auf kritische Gesellschaftstheorie inhärent ist.","PeriodicalId":276701,"journal":{"name":"Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft","volume":"67 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Herr Kant, seien Sie mir gnädig! 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摘要

有关危机的灾难显然还不足以解决神学中的关于上帝和苦难的问题。解释它之前赫伯特Böttcher探讨在欠费»Kant先生,你先请原谅我!——上帝审判在Corona-Krise«与神学Corona-Pandemie以及其历法affirmativ-ethischen›应对‹.漩涡形成。是神学家马库斯·弗伦特提出的在此又充分反映了神学的悲惨纪录,充分利用其自由自由的纪录。这可不会碰巧他们的实用理性是他们的中央参照点。在道德行为中,主体会凭根本无意识的权利行事。它是一种内在的理性这类道德义务不能重于选择自由应该和自由是›‹之外其zeitlich-geschichtlicher规定根据.为神学家/ -innen›实用理性,‹影响力吸引力,因为从纯粹的抽象派理性上帝把看作Postulat道德行为需要.没有他,所有道德规范都会被统一,但却缺少一个公正的实体来奖励行善者、制裁作恶者。惟其如此,道德和幸福聚神至少比›备胎‹Kants审判席前找到恩典.神学家/ -innen敏感度机会所处的纬度时期›‹发表意见说,但经过的›‹:是时候kategoriale批评资本主义及其Krisenverhältnisse使越来越多的人陷入苦难和死亡的.关了它这首先对建立在开朗德伦理学和神学院的建立都毫无规定。她的痛苦来自于以简单的方式思考。但kritisierenden情况,比affirmierte›常态‹只要.神学长存›、‹买得起调是:易到Daseinsbewältigung原样.世界后另一种形式是社会临界理论的存在
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Herr Kant, seien Sie mir gnädig! Gott vor Gericht in der Corona-Krise
Die mit den Krisenprozessen verbundenen Katastrophen reichen offenbar nicht, um in der Theologie die Frage nach Gott und Leid zu thematisieren. Dazu bedurfte es des Corona-Virus. Herbert Böttcher befasst sich in dem Beitrag »Herr Kant, Seien Sie mir gnädig! – Gott vor Gericht in der Corona-Krise« mit theologischen Deutungen der Corona-Pandemie sowie ihrer affirmativ-ethischen ›Bewältigung‹. Aufgegriffen wurde dazu die sog. Theodizeefrage von dem Theologen Markus Striet. Hier zeigt sich wieder einmal das Elend einer Theologie, die affirmativ an die Aufklärung und ihr Freiheitspathos anknüpft. Nicht zufällig ist Kants praktische Vernunft ihr zentraler Bezugspunkt. Im sittlichen Handeln begegnet das Subjekt dem unbedingten Anspruch, moralisch zu handeln. Er ergibt sich aus der gegenüber Natur und kausalen Handlungsketten autonomen Vernunft. Solche Unbedingtheit moralischer Verpflichtung verbindet sich mit der Freiheit zu wählen, mit der Freiheit des Willens. Sollen und Freiheit sind ›jenseits‹ inhaltlicher, zeitlich-geschichtlicher Bestimmungen fundiert. Für Theologen/-innen ist die ›praktische Vernunft‹ attraktiv, da der aus der reinen metaphysischen Vernunft verbannte Gott als Postulat moralischen Handelns gebraucht wird. Ohne ihn bräche alle Ethik zusammen, fehlte ihr doch eine richtende Instanz, die gutes Handeln belohnt und böses Handeln sanktioniert. Nur so können Sittlichkeit und Glückseligkeit zusammenfinden und Gott wenigstens als ›Lückenbüßer‹ vor Kants Richterstuhl Gnade finden. Theologen/-innen wittern die Chance, auf der ›Höhe der Zeit‹ mitreden zu können, reden aber an dem vorbei, was ›an der Zeit‹ wäre: die kategoriale Kritik des Kapitalismus und seiner Krisenverhältnisse, die immer mehr Menschen in Leid und Tod stürzen. Corona verschärft das. Dies kommt einer an Kant orientierten Ethik ebenso wie einer daran anknüpfenden Theologie kaum in den Blick. Ihr Elend besteht in der Fundierung des Denkens in reinen Formen. Dabei sind die zu kritisierenden Verhältnisse als affirmierte ›Normalität‹ vorausgesetzt. Die Theologie bleibt bei dem ›Leisten‹, der ihr zugewiesen ist: Hilfen zur Daseinsbewältigung im Anschluss an die Welt wie sie ist. Die Alternative dazu wäre eine gesellschaftskritische Theologie, der der Bezug auf kritische Gesellschaftstheorie inhärent ist.
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