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Der Rest ist Schweigen – Wittgensteins Philosophie als Sprechverweigerung
Wittgensteins gesamtes Philosophieren ist der große Versuch, nicht zu sprechen. Es muss nicht erst die Anekdote bemüht werden, dass der kleine Ludwig angeblich bis in sein viertes Lebensjahr hinein überhaupt stumm geblieben sein soll,1 um die tiefe, geradezu existentielle Verankerung dieses Bemühens deutlich werden zu lassen. Auch andere biographische Details zeugen von der Bedeutung immer wieder notwendiger Schweigeperioden. Der wiederholte Rückzug in das norwegische Hüttenexil, als Volksschullehrer in die österreichische Provinz, die Aufgabe des Cambridger Lehrstuhls und die Übersiedlung ins irische Galway – selbst die Auswanderungspläne nach Russland in den 1930er Jahren mit ihrer durch Tolstoiund Dostojewski-Lektüre idealisierten Vorstellung des naturnahen Menschen im Hintergrund können als Zeichen für die Sehnsucht nach Ruhe und Kontemplation verstanden werden. Dass dieser Ausstieg nie endgültig gelang, mit Zeiten höchstem, insbesondere akademischem Engagement alternierte, weist zugleich auf die unaufhebbare Verbindung von Sprechen und Schweigen, von Sagen und stummem Sehen bei Wittgenstein hin. Die berühmt-berüchtigten endlosen und unendlich erschöpfenden Diskussionen waren notwendig für sein Philosophieren und doch nie dessen Ziel. Nicht um das Sagbare ging es