{"title":"8. 在剧院长话会中的评价行为","authors":"","doi":"10.1515/9783110664546-008","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die zu Beginn der Arbeit gestellte Frage nach charakteristischen Ausprägungen von Bewertungsinteraktionen in den dieser Arbeit zugrunde liegenden Pausengesprächen im Theater hat die Analyse im empirischen Teil der Arbeit geleitet, deren Ergebnisse sich mit Bezug zu dem in den Daten repräsentierten Theaterpublikum wie folgt zusammenfassen lassen: Die Analyse von Einstiegen in die Bewertungsinteraktion gibt Aufschluss über den hohen Stellenwert, den die Beteiligten dem Bewerten als kommunikative Aufgabe im vorliegenden Kontext beimessen (vgl. auch Hrncal 2018 sowie Linz/Hrncal/Schlinkmann 2016). Dafür spricht, dass der Einstieg in die Bewertungsinteraktion bei einem Großteil der Gespräche mit dem unmittelbaren Einstieg in das Foyergespräch zusammenfällt oder aber unmittelbar nach dem Sicherstellen der Aufnahme initiiert wird. Ein weiteres Indiz ist die Beobachtung, dass durch einen selbstinitiierten Einstieg in die Bewertungsinteraktion den eigentlich beschreibenden vorangehenden Äußerungen des Gegenübers der Status einer Erstbewertung zugeschrieben wird, ebenso wie die Reaktionen der Gesprächspartner auf eingeforderte Einstiege in die Bewertungsinteraktion, unter anderem mit einer ersten Bewertung als Antwort auf die offene Ein-WortFrage „und?“. Der mit der Unvorhersagbarkeit der Reaktion des Gegenübers verbundenen Face-Bedrohung gehen die Beteiligten aus dem Weg, indem sie ihr Gegenüber durch Bewertungsunterstellungen oder die Einforderung einer Bewertung zu einer Stellungnahme verpflichten (vgl. Auer/Uhman 1982). Sich selbst räumen sie damit die Möglichkeit ein, erst die Stellungnahme und damit auch die Selbstpositionierung des Gegenübers abzuwarten und in einem dritten Zug ihre eigene Meinung äußern und die mit der Erstbewertung indizierte epistemische Autorität für sich beanspruchen zu können. Ein Bewertungen unmittelbar angeschlossenes Rückversicherungssignal wie ne, gell oder auch oder wird als Verfahren eingesetzt, um die mit der (Erst-)Bewertung beanspruchte epistemische Autorität in gleichem Maße auch dem Gesprächspartner zuzuschreiben. Obwohl die Beteiligten sich durch die Einforderung einer (bewertenden) Stellungnahme ihres Gegenübers vorerst vor einer Erstbewertung und der damit verbundenen Face-Bedrohung schützen, so zeigen die in dieser Arbeit analysierten Bewertungseinstiege doch auch, dass bereits in einer Einforderung zu einer Stellungnahme durch deren prosodische Konturierung Wertung indiziert werden kann","PeriodicalId":153952,"journal":{"name":"Bewertungsinteraktionen in der Theaterpause","volume":"97 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-05-18","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"8. 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8. Bewertungsinteraktionen in Pausengesprächen im Theater
Die zu Beginn der Arbeit gestellte Frage nach charakteristischen Ausprägungen von Bewertungsinteraktionen in den dieser Arbeit zugrunde liegenden Pausengesprächen im Theater hat die Analyse im empirischen Teil der Arbeit geleitet, deren Ergebnisse sich mit Bezug zu dem in den Daten repräsentierten Theaterpublikum wie folgt zusammenfassen lassen: Die Analyse von Einstiegen in die Bewertungsinteraktion gibt Aufschluss über den hohen Stellenwert, den die Beteiligten dem Bewerten als kommunikative Aufgabe im vorliegenden Kontext beimessen (vgl. auch Hrncal 2018 sowie Linz/Hrncal/Schlinkmann 2016). Dafür spricht, dass der Einstieg in die Bewertungsinteraktion bei einem Großteil der Gespräche mit dem unmittelbaren Einstieg in das Foyergespräch zusammenfällt oder aber unmittelbar nach dem Sicherstellen der Aufnahme initiiert wird. Ein weiteres Indiz ist die Beobachtung, dass durch einen selbstinitiierten Einstieg in die Bewertungsinteraktion den eigentlich beschreibenden vorangehenden Äußerungen des Gegenübers der Status einer Erstbewertung zugeschrieben wird, ebenso wie die Reaktionen der Gesprächspartner auf eingeforderte Einstiege in die Bewertungsinteraktion, unter anderem mit einer ersten Bewertung als Antwort auf die offene Ein-WortFrage „und?“. Der mit der Unvorhersagbarkeit der Reaktion des Gegenübers verbundenen Face-Bedrohung gehen die Beteiligten aus dem Weg, indem sie ihr Gegenüber durch Bewertungsunterstellungen oder die Einforderung einer Bewertung zu einer Stellungnahme verpflichten (vgl. Auer/Uhman 1982). Sich selbst räumen sie damit die Möglichkeit ein, erst die Stellungnahme und damit auch die Selbstpositionierung des Gegenübers abzuwarten und in einem dritten Zug ihre eigene Meinung äußern und die mit der Erstbewertung indizierte epistemische Autorität für sich beanspruchen zu können. Ein Bewertungen unmittelbar angeschlossenes Rückversicherungssignal wie ne, gell oder auch oder wird als Verfahren eingesetzt, um die mit der (Erst-)Bewertung beanspruchte epistemische Autorität in gleichem Maße auch dem Gesprächspartner zuzuschreiben. Obwohl die Beteiligten sich durch die Einforderung einer (bewertenden) Stellungnahme ihres Gegenübers vorerst vor einer Erstbewertung und der damit verbundenen Face-Bedrohung schützen, so zeigen die in dieser Arbeit analysierten Bewertungseinstiege doch auch, dass bereits in einer Einforderung zu einer Stellungnahme durch deren prosodische Konturierung Wertung indiziert werden kann