F. Preusser, H. Graf, Oskar Keller, Edgar Krayss, C. Schlüchter
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Jeder der Komplexe enthalt Belege fur zumindest zwei, moglicherweise sogar bis zu vier eigenstandige Eiszeiten, woraus sich in Summe bis zu acht fruhpleistozane Vergletscherungen des Schweizer Alpenvorlands ergeben. Die fruhpleistozanen Deckenschotter sind von mittelpleistozanen Ablagerungen durch eine Zeit bedeutender Erosion getrennt, die wahrscheinlich durch tektonische Bewegungen und/oder eine Umleitung des Alpenrheins verursacht wurde (Mittelpleistozane Reorganisation – MPR). Das Mittel-/Spatpleistozan beinhaltet vier oder funf Eiszeiten, die nach ihren Schlusselregionen als Mohlin-, Habsburg-, Hagenholz- (unsicher, unzureichend belegt), Beringen- und Birrfeld-Eiszeit benannt sind. Die Mohlin-Eiszeit reprasentiert die grosste Vergletscherung des Schweizer Alpenvorlandes, wahrend die Beringen-Eiszeit von nur wenig geringerer Ausdehnung war. Der letzte Glazialzyklus (Birrfeld-Eiszeit) umfasst wahrscheinlich drei eigenstandige Gletschervorstosse, die auf ca. 105 ka, 65 ka und 25 ka datiert wurden. Fur den letzten Eisvorstoss wird eine detaillierte Radiokohlenstoffchronologie fur den Eisaufbau und das Abschmelzen prasentiert.","PeriodicalId":227489,"journal":{"name":"EG Quaternary Science Journal","volume":"57 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2011-07-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"164","resultStr":"{\"title\":\"Quaternary glaciation history of northern Switzerland\",\"authors\":\"F. Preusser, H. Graf, Oskar Keller, Edgar Krayss, C. 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Quaternary glaciation history of northern Switzerland
Eine revidierte Vergletscherungsgeschichte des nordlichen Vorlandes der Schweizer Alpen wird vorgestellt, basierend auf Feldbefunden und chronologischen Daten von verschiedenen Schlussellokalitaten und Regionen. Die altesten quartaren Sedimente der Schweiz sind mehrphasige Kiese, in die Till und Hochflutsedimente eingeschaltet sind (’Deckenschotter’). Bedeutende Unterschiede im Basisniveau der Schotterablagerungen erlauben die Unterscheidung zweier komplex augebauter Einheiten (’Hohere Deckenschotter’, ’Tiefere Deckenschotter’), die durch eine Phase bedeutender Einschneidung getrennt sind. Saugetierreste stellen die altere Einheit (‘Hohere Deckenschotter’) in die Zone MN 17 (2.6–1.8 Ma). Jeder der Komplexe enthalt Belege fur zumindest zwei, moglicherweise sogar bis zu vier eigenstandige Eiszeiten, woraus sich in Summe bis zu acht fruhpleistozane Vergletscherungen des Schweizer Alpenvorlands ergeben. Die fruhpleistozanen Deckenschotter sind von mittelpleistozanen Ablagerungen durch eine Zeit bedeutender Erosion getrennt, die wahrscheinlich durch tektonische Bewegungen und/oder eine Umleitung des Alpenrheins verursacht wurde (Mittelpleistozane Reorganisation – MPR). Das Mittel-/Spatpleistozan beinhaltet vier oder funf Eiszeiten, die nach ihren Schlusselregionen als Mohlin-, Habsburg-, Hagenholz- (unsicher, unzureichend belegt), Beringen- und Birrfeld-Eiszeit benannt sind. Die Mohlin-Eiszeit reprasentiert die grosste Vergletscherung des Schweizer Alpenvorlandes, wahrend die Beringen-Eiszeit von nur wenig geringerer Ausdehnung war. Der letzte Glazialzyklus (Birrfeld-Eiszeit) umfasst wahrscheinlich drei eigenstandige Gletschervorstosse, die auf ca. 105 ka, 65 ka und 25 ka datiert wurden. Fur den letzten Eisvorstoss wird eine detaillierte Radiokohlenstoffchronologie fur den Eisaufbau und das Abschmelzen prasentiert.