{"title":"中欧国家与跨国记忆的叙事","authors":"L. Dorn","doi":"10.1515/9783110717679","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"In Folge der Globalisierungsprozesse, massiver Migrationsbewegungen und der Verbreitung digitaler Medien wendet sich die Gedächtnisforschung seit einigen Jahrzehnten zunehmend einer transnationalen Perspektive zu (Rothberg 2009; Assmann 2014; Erll 2011; De Cesari und Rigney 2014; Krawatzek et al. 2014; Andersen et al. 2017). Mit diesem Sammelband schließen wir an diese Debatte an, indem wir auf die Ausgestaltung und Verhandlung von nationalen und transnationalen Erinnerungsnarrativen in Zentraleuropa abzielen, einer Region, die immer schon durch kulturelle Heterogenität, Sprachvielfalt und nationale Spannungen geprägt wurde (Csáky 2019, 13–15). Dies manifestiert sich nicht nur in der fiktionalen und non-fiktionalen Literatur, sondern auch in Filmen, TV-Serien oder musealen Ausstellungen, sodass die Perspektive in diesem Band auch transmedial ist. Da Erinnerungen stets in Bewegung sind, denn „all cultural memory must ‚travel‘ “ (Erll 2011, 12), wird die Transnationalität des Erinnerns darin etwa auch in Bezug auf ihre Translation in den sprachlich und kulturell anderen Kontext und ihre Transmedialität etwa auch mit Blick auf die Übertragung von visuellen Techniken in die Narration literarischer Texte untersucht. In diesem einführenden Text möchten wir einerseits auf die zentralen Begriffe wie nationale und transnationale Erinnerungskulturen und Erinnerungsnarrative, andererseits auf ihre Ausprägung in den einzelnen Beiträgen dieses Bandes bei der Erläuterung ihrer Auswahl und Reihung eingehen. Die Begriffe sind dabei gar nicht einfach, und man müsste sie eigentlich – nicht nur in den folgenden Zwischenüberschriften – jeweils mit Fragezeichen versehen und denken. So bedeutet „national“ bei den Erinnerungskulturen nicht, dass sie das Andere nicht mitdenken und dass es dazu keine Alternativen gibt. Überdies wurde (und wird) Nationalismus selbst von Transnationalität geprägt, „transnationally constituted“, wie zuletzt Chiara De Cesari und Ann Rigney im Anschluss an Benedict Anderson und Joep Leerssen betont haben (De Cesari und Rigney 2014, 7). Und bei den transnationalen Erinnerungskulturen stellt sich wiederum die Frage, ob diese im europäischen Kontext für eine Öffentlichkeit, die darin repräsentiert und durch eine gemeinsame Adressierung mitkonstituiert wird, affirmativ entworfen, gedacht und praktiziert werden können und dadurch den nationalen Erinnerungskulturen ähnlich sind, oder ob sich das Transnationale nicht vielmehr durch narrative Überholung nationaler Erinne-","PeriodicalId":364623,"journal":{"name":"Zwischen nationalen und transnationalen Erinnerungsnarrativen in Zentraleuropa","volume":"21 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-12-04","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":"{\"title\":\"Zwischen nationalen und transnationalen Erinnerungsnarrativen in Zentraleuropa\",\"authors\":\"L. 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Zwischen nationalen und transnationalen Erinnerungsnarrativen in Zentraleuropa
In Folge der Globalisierungsprozesse, massiver Migrationsbewegungen und der Verbreitung digitaler Medien wendet sich die Gedächtnisforschung seit einigen Jahrzehnten zunehmend einer transnationalen Perspektive zu (Rothberg 2009; Assmann 2014; Erll 2011; De Cesari und Rigney 2014; Krawatzek et al. 2014; Andersen et al. 2017). Mit diesem Sammelband schließen wir an diese Debatte an, indem wir auf die Ausgestaltung und Verhandlung von nationalen und transnationalen Erinnerungsnarrativen in Zentraleuropa abzielen, einer Region, die immer schon durch kulturelle Heterogenität, Sprachvielfalt und nationale Spannungen geprägt wurde (Csáky 2019, 13–15). Dies manifestiert sich nicht nur in der fiktionalen und non-fiktionalen Literatur, sondern auch in Filmen, TV-Serien oder musealen Ausstellungen, sodass die Perspektive in diesem Band auch transmedial ist. Da Erinnerungen stets in Bewegung sind, denn „all cultural memory must ‚travel‘ “ (Erll 2011, 12), wird die Transnationalität des Erinnerns darin etwa auch in Bezug auf ihre Translation in den sprachlich und kulturell anderen Kontext und ihre Transmedialität etwa auch mit Blick auf die Übertragung von visuellen Techniken in die Narration literarischer Texte untersucht. In diesem einführenden Text möchten wir einerseits auf die zentralen Begriffe wie nationale und transnationale Erinnerungskulturen und Erinnerungsnarrative, andererseits auf ihre Ausprägung in den einzelnen Beiträgen dieses Bandes bei der Erläuterung ihrer Auswahl und Reihung eingehen. Die Begriffe sind dabei gar nicht einfach, und man müsste sie eigentlich – nicht nur in den folgenden Zwischenüberschriften – jeweils mit Fragezeichen versehen und denken. So bedeutet „national“ bei den Erinnerungskulturen nicht, dass sie das Andere nicht mitdenken und dass es dazu keine Alternativen gibt. Überdies wurde (und wird) Nationalismus selbst von Transnationalität geprägt, „transnationally constituted“, wie zuletzt Chiara De Cesari und Ann Rigney im Anschluss an Benedict Anderson und Joep Leerssen betont haben (De Cesari und Rigney 2014, 7). Und bei den transnationalen Erinnerungskulturen stellt sich wiederum die Frage, ob diese im europäischen Kontext für eine Öffentlichkeit, die darin repräsentiert und durch eine gemeinsame Adressierung mitkonstituiert wird, affirmativ entworfen, gedacht und praktiziert werden können und dadurch den nationalen Erinnerungskulturen ähnlich sind, oder ob sich das Transnationale nicht vielmehr durch narrative Überholung nationaler Erinne-