Roger von Laufenberg, A. Adensamer, P. Herbinger
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摘要

19 .毒品狂欢犯罪迅速出现,采取的行动给整个社会的常规和工作过程造成巨大影响。尽管在面对这一流行病时各国存在着根本的差异,但警察作为防止流行病的关键行动者,几乎是普遍的反应。从许多方面看,从covid 19大流行的角度看,这是第一次全球警察事件。需要紧急行动一个复杂的行动者团体:内-特别是政府、政府部门和警察-表明如何处理这种大流行病。这些边界主要显示出古典民主行为的能力遭到破坏,如指挥链和现有的控制系统,立法程序以及它们的实际执行。因此,警察迅速动员也带来了一些相当大的挑战。实施紧急措施有时导致侵犯公民自身权利的行为,包括妇女。因为法律和法律的不精确,警察们把“自由裁量”的权力下放了给了他们一个不同寻常的自由:他们可以自由地选择covide 19项措施,如何实施和制裁。结果造成相关公民之间的不确定性和迷惑,内部和内部都是一个组织。意味着警察的角色被分配给另一个机构而接下来出现的问题,比如警方的专断,都让人怀疑警察能否有效处理健康危机。最后,警方用来解决当前流行病的手段也许揭示了民主行为本身的局限性。然而,国家和警察之间的关系却可能显示出其结构性的权力。这在处理和平息民主行为的边界方面是至关重要的。所以此次文章是对警察和“小心谨慎”的双重作用进行评估警方对事件的探索采访:女记者、初步的媒体报道和法令以及日常惯例的要素,都被要求在大流行病事件中揭示的民主行为的界限。特别强调警察在这些应对措施中的结构作用。
本文章由计算机程序翻译,如有差异,请以英文原文为准。
Polizieren der Pandemie als Mehrebenen-Problem
Das rasche Auftreten der COVID-19-Pandemie und die daraufhin ergriffenen Maßnahmen waren ein immenser Einschnitt für die Routinen und Arbeitsweisen ganzer Gesellschaften. Trotz grundlegender Unterschiede im Verlauf der Pandemie in verschiedenen Ländern war eine nahezu universelle Reaktion hierbei der Einsatz der Polizei als zentraler Akteur in der Pandemiebekämpfung. In vielerlei Hinsicht lässt sich im Kontext der COVID-19-Pandemie von dem ersten globalen Polizeiereignis sprechen. Die Notwendigkeit des sofortigen Handelns einer komplexen Gruppe von Akteur:innen - vor allem von Regierung, Ministerien und Polizei - hat die Grenzen der Handhabung der Pandemie gezeigt. Diese Grenzen zeigten sich hauptsächlich in einer Störung des klassischen demokratischen Handlungsrepertoires, wie z. B. Befehlsketten und bestehende Kontrollsysteme, oder auch Gesetzgebungsprozesse und deren praktische Umsetzung. Die schnelle Mobilisierung der Polizei war somit auch mit einer Reihe von erheblichen Herausforderungen verbunden. Die übereilte Umsetzung von Gegenmaßnahmen führte zeitweise zur Verletzung von Grundrechten der Bürger:innen. Die mangelnde Präzision von Gesetzen und Rechtsverordnungen hat der Polizei einen ungewöhnlich großen Ermessensspielraum eingeräumt, individuelle Polizist:innen konnten freier entscheiden, welche COVID-19 Maßnahmen, wie umzusetzen und zu sanktionieren sind. Dies führte zu Unsicherheit und Verwirrung der betroffenen Bürger:innen, aber auch innerhalb der Polizei als Organisation. Die zugewiesene Rolle der Polizei und die dadurch auftretenden Probleme, wie etwa Polizeiwillkür, werfen daher die Frage auf, ob die Polizei überhaupt Gesundheitskrisen wirksam bewältigen kann. Letztlich zeigt der Einsatz der Polizei bei der Bewältigung der aktuellen Pandemie möglicherweise Grenzen der demokratischen Handlungsrepertoires selbst auf. Allerdings zeigen sich im polizeilichen Ermessenspielraum möglicherweise auch strukturelle Funktionen der Beziehung zwischen dem Staat und der Polizei, die zentral für die Bearbeitung und Beruhigung der Grenzen des demokratischen Handlungsrepertoires sind. In diesem Beitrag wird daher diese Doppelrolle der Polizei und deren Ermessensspielraum untersucht. Anhand von explorativen Interviews mit Polizeibeamt:innen, einer vorläufigen Sichtung von Medienberichten und Verordnungen, sowie Elementen einer Alltagsempirie, wird versucht, die Umrisse der durch die Pandemiebewältigung enthüllten Grenzen des demokratischen Handlungsrepertoires nachzuzeichnen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der strukturellen Rolle, welche der Polizei in diesen Bewältigungsversuchen zukommt.
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