{"title":"痛苦不是判断","authors":"Psychologie, Arten von Schmerzen","doi":"10.1515/9783839406137-007","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"naturlich weder, dass wir emotionale oder intellektuelle Schmerzen als \"moralisch minderwertig\" betrachten – aus der Sicht des Rechts ist das Verursachen von intellektuellen Schmerzen eine strafbare Handlung und ihre Opfer konnen zumindest eine finanzielle Entschadigung beanspruchen –, noch, dass wir emotionale oder intellektuelle Schmerzen gar nicht fuhlen konnen. Wir assoziieren sie aber mit Gefuhlen wie Trauer oder Enttauschung, so dass die Ausdrucke 'emotionaler' und 'intellektueller' Schmerz so etwas wie eine hohe Intensitat derartiger Gefuhle und extreme Gemutszustande bezeichnen und kein eigenstandiges Gefuhl wie der somatische Schmerz. Diese angebliche ontologische Primordialitat des somatischen Schmerzes kommt haufig mit der Vorstellung einher, dass sein Bereich – zumindest fur Menschen – ontologisch homogen ist. Dieses Junktim wird normalerweise durch den Verweis auf die Medizin und die Biologie gerechtfertigt, fur die jeder menschliche Korper die Realisation desselben Typs biologischen Organismus ist. Im Gegensatz dazu werden die Ausdrucke 'emotionaler' und 'intellektueller Schmerz' als Sammelausdrucke ohne einheitlichen ontologischen Status angesehen. Die Uberzeugung, dass der somatische Schmerz eine universelle \"anthropologische Konstante\" darstellt, ist in unserem Weltbild tief verankert. Diese Universalitat wird u.a. durch den Umstand bestatigt, dass wir normalerweise die Schmerzen bei anderen Personen durch direktes Beobachten ihres Verhaltens zur Kenntnis nehmen: Leiden, Jammern, Versuche, Schmerzquellen auszuweichen oder diese zu neutralisieren usw. 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