{"title":"宗教与暴力","authors":"H. Beland","doi":"10.30965/9783657791040_020","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Zusammenbruch der Ambivalenztoleranz (Freud), die Regression zur paranoid-schizoiden Position einer Mehrheit von Grosgruppenmitgliedern, bestimmt von Verleugnung, Spaltung und Projektion (Klein, Segal), eroffnen jeden politischen oder okonomischen Gewaltausbruch. Ausgehend von Freuds Religionsschriften, die alle einen kollektiven unbewusten Schuldzustand diagnostizieren, wird der Ubergang zur Gewalt aus dieser Quelle in urchristlichen, protestantischen, fundamentalistischen Gruppen untersucht. Der Einflus apokalyptischen Denkens, die Projektion von Personzerstorung, der transgenerationale Traumatransport bei destruktivem Narzismus macht die Frage nach dem Wesen der religiosen Illusion als Illusionieren, als intrinsische Gewalt in gestorten Begriffen des religiosen Denkens dringlich. Zur Klarung dieser Frage werden in vier Paaren psychoanalytische Entwicklungsstufen des Denkens mit analogen zentralen theologischen Begriffen verglichen und auf deren intrinsische Gewalt im Begriff hin untersucht. Es sind dies die symbolische Gleichsetzung als primitive Durchgangsstufe des Denkens – verglichen mit der sakramentalen Identifizierung; die Kind-Mutter-Abhangigkeit – verglichen mit der »Schlechthinnigen Abhangigkeit« (Schleiermacher); die Problematik der Grundannahme Abhangigkeit – verglichen mit der kirchlichen Ausnutzung und Frustrationsstrategie; die psychoanalytische Erkenntnisbeziehung (Alpha-Funktion) – verglichen mit der Ubernahme von Glaubenswahrheiten (mystisches Apriori und Tradition, Tillich); der Existenzbegriff vom abwesenden guten Objekt – verglichen mit der benignen oder verfolgenden kindlichen Gottesvorstellung. In den theologischen Absolutsetzungen wird die gewalttatige Einsetzung von Begriffsstrukturen deutlich. Die sozialen Gewaltfolgen, die sich daraus ergeben, werden einsichtig.","PeriodicalId":446378,"journal":{"name":"Christentum und moderne Lebenswelten","volume":"28 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2009-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Religion und Gewalt\",\"authors\":\"H. Beland\",\"doi\":\"10.30965/9783657791040_020\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Der Zusammenbruch der Ambivalenztoleranz (Freud), die Regression zur paranoid-schizoiden Position einer Mehrheit von Grosgruppenmitgliedern, bestimmt von Verleugnung, Spaltung und Projektion (Klein, Segal), eroffnen jeden politischen oder okonomischen Gewaltausbruch. 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