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Geschlechtergerechter Sprachgebrauch im Deutschen: grammatische, pragmalinguistische und gesellschaftliche Aspekte
Die Diskussion um den geschlechtergerechten Sprachgebrauch im Deutschen reicht bis in die Siebzigerjahre zurück, ist seit einigen Jahren wieder aufgeflammt und wird zum Teil sehr polemisch geführt: Googelt man z.B. das Wort Genderwahn, so erhält man weit mehr als 100.000 Treffer. Der Verein Deutsche Sprache (VDS), früher auf Anglizismenkritik fokussiert, wendet sich in letzter Zeit energisch gegen Bemühungen um einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch, spricht von „zerstörerischen Eingriffe[n] in die deutsche Sprache“ und betreibt seit dem 6. März 2019 online einen „Aufruf zum Widerstand“. Dort wurden, Stand 30. März 2020, bislang 75.540 „Unterschriften gegen Gender-Unfug“ gesammelt.1 Auf der anderen Seite veröffentlichte beispielsweise der Dudenverlag den Ratgeber „Richtig gendern“, in dem mit zahlreichen konkreten Tipps für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch geworben wird. 2 Noch komplexer wurde die Gemengelage nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2017: Das Gericht urteilte, dass neben weiblich und männlich eine dritte Möglichkeit des standesamtlichen, positiven Geschlechtseintrags zu gewähren sei. Welche Konsequenzen hat dies für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch? Auch der Rat für deutsche Rechtschreibung befasste sich dann mit der Frage, ob der Genderstern (z.B. Politiker*innen) in das amtliche Regelwerk der Orthografie aufgenommen werden solle, vertagte die Entscheidung darüber aber, um den „Schreibgebrauch“ noch weiter beobachten und analysieren zu können.3