{"title":"1. 用文学的方式描述移民","authors":"Stéphane Maffli","doi":"10.1515/9783839460245-001","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Wenn eine Person eine Migration erlebt, so prägt dieses Ereignis ihr ganzes Leben und auch das Leben ihrer Kinder, die mit einer doppelten kulturellen Herkunft umgehen müssen. Obwohl sie im Kindesalter im Ankunftsland angekommen sind oder dort geboren wurden, werden sie von einem Großteil der Gesellschaft wegen demHerkunftsland und derMuttersprache ihrer Eltern als Ausländer wahrgenommen. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie in fünf literarischen Texten das Phänomen der Einwanderung in der deutschsprachigen Schweiz dargestellt wird. Insbesondere wird in den Fallanalysen ausgearbeitet, dass die Texte unterschiedliche literarische Einblicke in dieMigration eröffnen. Die Fähigkeit der Literatur, Gefühle und Gedanken darzustellen, bringt Erkenntnisse, die auch soziologisch relevant sind. Durch die Literatur kann man sich dem Anderen nähern. Die vorliegende Arbeit versucht anhand von literarischen Texten aufzuzeigen, was die Erfahrung der Migration für eine Person bedeuten kann. Dafür werden fünf literarische Darstellungen vonMigration untersucht, die einen Bezug zur Schweiz haben: der Bauernund Arbeiterroman Blösch von Beat Sterchi (1983), die LiebesgeschichteMusica Leggera von Franco Supino (1995), Aglaja VeteranyisWarum das Kind in der Polenta kocht (1999), der Familienroman Tauben fliegen auf (2011) von Melinda Nadj Abonji und schließlich Ilma Rakusas Erinnerungspassagen mit dem Titel Mehr Meer (2009). Auf unterschiedliche Weise geben sie Antworten auf die Frage, was es bedeuten kann, seinen Lebensort aus wirtschaftlichen, familiären oder politischen Gründen verlassen zu müssen und in einer fremden Gesellschaft ein neues Leben zu beginnen, sich in neuen Beziehungen zu bewegen und zu positionieren. Fremdheit, Familie, Sozialisierung, Traditionen und Fremdenfeindlichkeit sind die Hauptthemen dieser fünf Texte. Jedes der analysierten Werke ist »als ernsthafte Aufforderung zu verstehen, mit seinen Lesern in einen Dialog eintreten zu wollen.« Die Bedeutung","PeriodicalId":246833,"journal":{"name":"Migrationsliteratur aus der Schweiz","volume":"137 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2021-12-03","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"1. Einleitung: Literarische Einblicke in die Migration\",\"authors\":\"Stéphane Maffli\",\"doi\":\"10.1515/9783839460245-001\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Wenn eine Person eine Migration erlebt, so prägt dieses Ereignis ihr ganzes Leben und auch das Leben ihrer Kinder, die mit einer doppelten kulturellen Herkunft umgehen müssen. 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1. Einleitung: Literarische Einblicke in die Migration
Wenn eine Person eine Migration erlebt, so prägt dieses Ereignis ihr ganzes Leben und auch das Leben ihrer Kinder, die mit einer doppelten kulturellen Herkunft umgehen müssen. Obwohl sie im Kindesalter im Ankunftsland angekommen sind oder dort geboren wurden, werden sie von einem Großteil der Gesellschaft wegen demHerkunftsland und derMuttersprache ihrer Eltern als Ausländer wahrgenommen. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie in fünf literarischen Texten das Phänomen der Einwanderung in der deutschsprachigen Schweiz dargestellt wird. Insbesondere wird in den Fallanalysen ausgearbeitet, dass die Texte unterschiedliche literarische Einblicke in dieMigration eröffnen. Die Fähigkeit der Literatur, Gefühle und Gedanken darzustellen, bringt Erkenntnisse, die auch soziologisch relevant sind. Durch die Literatur kann man sich dem Anderen nähern. Die vorliegende Arbeit versucht anhand von literarischen Texten aufzuzeigen, was die Erfahrung der Migration für eine Person bedeuten kann. Dafür werden fünf literarische Darstellungen vonMigration untersucht, die einen Bezug zur Schweiz haben: der Bauernund Arbeiterroman Blösch von Beat Sterchi (1983), die LiebesgeschichteMusica Leggera von Franco Supino (1995), Aglaja VeteranyisWarum das Kind in der Polenta kocht (1999), der Familienroman Tauben fliegen auf (2011) von Melinda Nadj Abonji und schließlich Ilma Rakusas Erinnerungspassagen mit dem Titel Mehr Meer (2009). Auf unterschiedliche Weise geben sie Antworten auf die Frage, was es bedeuten kann, seinen Lebensort aus wirtschaftlichen, familiären oder politischen Gründen verlassen zu müssen und in einer fremden Gesellschaft ein neues Leben zu beginnen, sich in neuen Beziehungen zu bewegen und zu positionieren. Fremdheit, Familie, Sozialisierung, Traditionen und Fremdenfeindlichkeit sind die Hauptthemen dieser fünf Texte. Jedes der analysierten Werke ist »als ernsthafte Aufforderung zu verstehen, mit seinen Lesern in einen Dialog eintreten zu wollen.« Die Bedeutung