Gier und ihre Gefahren. Warum die Diskussionen um Managergehälter und Bankerboni keine Neiddebatten sind

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich aus moralphilosophischer und ökonomischer Sicht mit dem Begriff der Gier. Dabei wird zunächst die Verwurzelung dieses Begriffs in der jüdisch-christlichen Tradition sowie in der aristotelischen Philosophie dargestellt, die sich in vielerlei Hinsicht auch in der klassischen Nationalökonomie, insbesondere bei Smith und John Stuart Mill, wiederfindet und auch an eine kantianisch begründete Ethik anschlussfähig ist. Gier zeigt sich dabei als Zusammenspiel verschiedener Entgrenzungsprozesse bei Gewinn- und Vergütungserwartungen, Affekten und Risiken. Anschließend wird dargelegt, dass sich diese Dimensionen der moralphilosophisch begründeten Kritik an Gier auch auf aktuelle wirtschaftspolitische Herausforderungen anwenden lassen. So können viele Ursachen der jüngsten Finanzmarktkrise auf derartige Entgrenzungsprozesse zurückgeführt werden.