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Leben machen und sterben lassen: Die Politik mit der Vulnerabilität
In der Corona-Krise hat der Begriff der „Vulnerabilität“ bzw. die Rede von „vulnerablen Gruppen“ Eingang in den öffentlichen Diskurs gefunden. Entgegen der verbreiteten Ansicht, dass diese semantische Konjunktur auch die Durchsetzung einer neuartigen „Politik für das Leben“ anzeigt, argumentiert der Beitrag, dass sich das Corona-Krisenmanagement vielmehr durch seine soziale Selektivität und eine Hierarchisierung des Lebenswerten auszeichnet. Während eine alternative Corona-Politik im Sinne des Vulnerabilitäts-Konzepts Robert Castels stattdessen auf eine institutionelle Bekämpfung sozialer Gefährdetheit zielen würde, setzt eine politische Strategie im Geiste von Judith Butlers Vulnerabilitäts-Verständnis eher auf die soziale Sensibilisierung für die grundlegende Verwundbarkeit des Körpers und des Lebens. Erst die Akzeptanz dieser allgemeinen sozialen Tatsache kann demnach die Basis für eine kollektive Bearbeitung auch der konkreten Vulnerabilitäten unterschiedlicher Personen und sozialer Positionen bilden.