{"title":"比如,暂时生存下来","authors":"S. Weber","doi":"10.1515/jbmp-2015-0114","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Beziehung des Theaters zur Politik begleitet eine lange und leidige Geschichte. Von all »den Künsten« weist das Theater insofern unmittelbare Ähnlichkeiten zur Politik auf, als es traditionell die Versammlung von Menschen in einem gemein samen Raum beinhaltet. Aber das Theaterpublikum unterscheidet sich von den Mitgliedern einer politischen Gruppierung: seine Existenz ist zeitlich begrenzt, während ein Gemeinwesen im allgemeinen auf Dauer angelegt ist. Das Theater räumt seine Künstlichkeit und seine Kunstgriffe ein, während politische Gemein schaf ten oft als in gewisser Weise natürlich konstruiert werden; eine Assoziation, die durch die Etymologie des Wortes Nation – abgeleitet vom lateinischen nasci, geboren werden – hervorgehoben wird.1 Historisch betrachtet leiteten politische Gebilde ihre Legitimität von ihrem Vermögen ab, Geteiltes und Gemeinsames – ein »Commonwealth« – zu fördern, während Theater häufig zum Extremen und Außergewöhnlichen tendiert.2 Politik sollte mit einem Vernunftappell ein hergehen, während Theater sich häufig unverfroren an Begierde und Emotio nen richtet. Schließlich, und vielleicht am wichtigsten von allem, beansprucht die praktizierte Politik das effektivste Mittel zu sein, um Konflikte zu lösen oder zumindest zu kontrollieren, während Theater davon lebt, diese zu verschärfen. Dennoch haben sowohl die Denker als auch die Praktiker der Politik die Notwen","PeriodicalId":340540,"journal":{"name":"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie","volume":"60 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Theatrokratie, oder: Die Unterbrechung überleben\",\"authors\":\"S. Weber\",\"doi\":\"10.1515/jbmp-2015-0114\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Die Beziehung des Theaters zur Politik begleitet eine lange und leidige Geschichte. Von all »den Künsten« weist das Theater insofern unmittelbare Ähnlichkeiten zur Politik auf, als es traditionell die Versammlung von Menschen in einem gemein samen Raum beinhaltet. Aber das Theaterpublikum unterscheidet sich von den Mitgliedern einer politischen Gruppierung: seine Existenz ist zeitlich begrenzt, während ein Gemeinwesen im allgemeinen auf Dauer angelegt ist. Das Theater räumt seine Künstlichkeit und seine Kunstgriffe ein, während politische Gemein schaf ten oft als in gewisser Weise natürlich konstruiert werden; eine Assoziation, die durch die Etymologie des Wortes Nation – abgeleitet vom lateinischen nasci, geboren werden – hervorgehoben wird.1 Historisch betrachtet leiteten politische Gebilde ihre Legitimität von ihrem Vermögen ab, Geteiltes und Gemeinsames – ein »Commonwealth« – zu fördern, während Theater häufig zum Extremen und Außergewöhnlichen tendiert.2 Politik sollte mit einem Vernunftappell ein hergehen, während Theater sich häufig unverfroren an Begierde und Emotio nen richtet. Schließlich, und vielleicht am wichtigsten von allem, beansprucht die praktizierte Politik das effektivste Mittel zu sein, um Konflikte zu lösen oder zumindest zu kontrollieren, während Theater davon lebt, diese zu verschärfen. Dennoch haben sowohl die Denker als auch die Praktiker der Politik die Notwen\",\"PeriodicalId\":340540,\"journal\":{\"name\":\"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie\",\"volume\":\"60 1\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"1900-01-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.1515/jbmp-2015-0114\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/jbmp-2015-0114","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Die Beziehung des Theaters zur Politik begleitet eine lange und leidige Geschichte. Von all »den Künsten« weist das Theater insofern unmittelbare Ähnlichkeiten zur Politik auf, als es traditionell die Versammlung von Menschen in einem gemein samen Raum beinhaltet. Aber das Theaterpublikum unterscheidet sich von den Mitgliedern einer politischen Gruppierung: seine Existenz ist zeitlich begrenzt, während ein Gemeinwesen im allgemeinen auf Dauer angelegt ist. Das Theater räumt seine Künstlichkeit und seine Kunstgriffe ein, während politische Gemein schaf ten oft als in gewisser Weise natürlich konstruiert werden; eine Assoziation, die durch die Etymologie des Wortes Nation – abgeleitet vom lateinischen nasci, geboren werden – hervorgehoben wird.1 Historisch betrachtet leiteten politische Gebilde ihre Legitimität von ihrem Vermögen ab, Geteiltes und Gemeinsames – ein »Commonwealth« – zu fördern, während Theater häufig zum Extremen und Außergewöhnlichen tendiert.2 Politik sollte mit einem Vernunftappell ein hergehen, während Theater sich häufig unverfroren an Begierde und Emotio nen richtet. Schließlich, und vielleicht am wichtigsten von allem, beansprucht die praktizierte Politik das effektivste Mittel zu sein, um Konflikte zu lösen oder zumindest zu kontrollieren, während Theater davon lebt, diese zu verschärfen. Dennoch haben sowohl die Denker als auch die Praktiker der Politik die Notwen