{"title":"死亡还是生命不死不死还是直接的?进入神学和媒体理论的范畴","authors":"P. Stoellger","doi":"10.1515/jbmp-2015-0111","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Im Jahr 2000 prophezeite der Schriftgelehrte und Medientheoretiker Jochen Hörisch: »dass sich eine Theologie formieren wird, die an die großartige Medien theorie des Johannesprologs anknüpfen wird, halte ich für wahrscheinlich«1. So zu orakeln, nicht mit apokalyptischem, sondern wohl eher mit medienmes sianischem Ton reizt natürlich, einen Theologen zumal. Nur, warum sollte es Medien wissenschaftler interessieren? Klingt der Spruch doch eher nach Medien metaphysik, und wer wollte der noch anhängen? Nur ist es so einfach nicht. Weder ist Theologie gleich Metaphysik – die Gleichung geht nur für die auf, denen an der Bestätigung ihrer Reserve liegt. Noch ist die Medientheorie frei von solchen Fragen und Problemen, die auch die Theologie umtrieben und noch umtreiben. Das muss nicht gleich die große ›ontosemiologische‹ Wette sein, der Hörisch nachdachte: der verlorenen, wenn nicht unmöglichen Einheit von Sein und Sinn. Das hieße gleich, auf’s Ganze zu gehen und alles auf eine Karte zu setzen. Es geht auch etwas diskreter, wie zu erörtern sein wird. Zu reizen und zu locken, wie Hörisch es wagt, ist allerdings auf riskante Weise mehr als Medientheorie. Es ist Medientechnik raffinierter Art: Theotechnik und Medienrhetorik, die die Leser zu verführen sucht. ›Trust in me, just in me!‹ klingt der Oberton dieser Prophezeiung. Wer könnte oder wollte solch einem Spruch widerstehen – wenn selbst ein Gott es nicht konnte und sein Wort Fleisch werden ließ?","PeriodicalId":340540,"journal":{"name":"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie","volume":"241 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Tod oder Leben – Unvermitteltes oder Unmittelbares? Zum Chiasmus von Theologie und Medientheorie\",\"authors\":\"P. Stoellger\",\"doi\":\"10.1515/jbmp-2015-0111\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Im Jahr 2000 prophezeite der Schriftgelehrte und Medientheoretiker Jochen Hörisch: »dass sich eine Theologie formieren wird, die an die großartige Medien theorie des Johannesprologs anknüpfen wird, halte ich für wahrscheinlich«1. So zu orakeln, nicht mit apokalyptischem, sondern wohl eher mit medienmes sianischem Ton reizt natürlich, einen Theologen zumal. Nur, warum sollte es Medien wissenschaftler interessieren? Klingt der Spruch doch eher nach Medien metaphysik, und wer wollte der noch anhängen? Nur ist es so einfach nicht. Weder ist Theologie gleich Metaphysik – die Gleichung geht nur für die auf, denen an der Bestätigung ihrer Reserve liegt. Noch ist die Medientheorie frei von solchen Fragen und Problemen, die auch die Theologie umtrieben und noch umtreiben. Das muss nicht gleich die große ›ontosemiologische‹ Wette sein, der Hörisch nachdachte: der verlorenen, wenn nicht unmöglichen Einheit von Sein und Sinn. Das hieße gleich, auf’s Ganze zu gehen und alles auf eine Karte zu setzen. Es geht auch etwas diskreter, wie zu erörtern sein wird. Zu reizen und zu locken, wie Hörisch es wagt, ist allerdings auf riskante Weise mehr als Medientheorie. Es ist Medientechnik raffinierter Art: Theotechnik und Medienrhetorik, die die Leser zu verführen sucht. ›Trust in me, just in me!‹ klingt der Oberton dieser Prophezeiung. Wer könnte oder wollte solch einem Spruch widerstehen – wenn selbst ein Gott es nicht konnte und sein Wort Fleisch werden ließ?\",\"PeriodicalId\":340540,\"journal\":{\"name\":\"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie\",\"volume\":\"241 1\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"1900-01-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.1515/jbmp-2015-0111\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/jbmp-2015-0111","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Tod oder Leben – Unvermitteltes oder Unmittelbares? Zum Chiasmus von Theologie und Medientheorie
Im Jahr 2000 prophezeite der Schriftgelehrte und Medientheoretiker Jochen Hörisch: »dass sich eine Theologie formieren wird, die an die großartige Medien theorie des Johannesprologs anknüpfen wird, halte ich für wahrscheinlich«1. So zu orakeln, nicht mit apokalyptischem, sondern wohl eher mit medienmes sianischem Ton reizt natürlich, einen Theologen zumal. Nur, warum sollte es Medien wissenschaftler interessieren? Klingt der Spruch doch eher nach Medien metaphysik, und wer wollte der noch anhängen? Nur ist es so einfach nicht. Weder ist Theologie gleich Metaphysik – die Gleichung geht nur für die auf, denen an der Bestätigung ihrer Reserve liegt. Noch ist die Medientheorie frei von solchen Fragen und Problemen, die auch die Theologie umtrieben und noch umtreiben. Das muss nicht gleich die große ›ontosemiologische‹ Wette sein, der Hörisch nachdachte: der verlorenen, wenn nicht unmöglichen Einheit von Sein und Sinn. Das hieße gleich, auf’s Ganze zu gehen und alles auf eine Karte zu setzen. Es geht auch etwas diskreter, wie zu erörtern sein wird. Zu reizen und zu locken, wie Hörisch es wagt, ist allerdings auf riskante Weise mehr als Medientheorie. Es ist Medientechnik raffinierter Art: Theotechnik und Medienrhetorik, die die Leser zu verführen sucht. ›Trust in me, just in me!‹ klingt der Oberton dieser Prophezeiung. Wer könnte oder wollte solch einem Spruch widerstehen – wenn selbst ein Gott es nicht konnte und sein Wort Fleisch werden ließ?