{"title":"海因里希大学的建筑和城市和景观规划:地图","authors":"Jürgen Wiener","doi":"10.14361/9783839449516-006","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"„Warum haben wir damals eigentlich nicht die schönste Uni der Welt gebaut und uns stattdessen über Dinge wie Fertigteile gestritten?“ Diese gleichzeitig selbstironische und resignierend resümierende Frage stellte der Architekt Jens Peter Volkamer lange nach der Fertigstellung der Düsseldorfer Campusuniversität (Abb. 1) an einen Kollegen vom Staatsbauamt. Viele, die in und mit den Bauten der Heinrich-Heine-Universität täglich leben, mag sie verwundern. Die Ambivalenz der Frage signalisiert zwar das Eingeständnis von Fehlern, doch schließt sie auch das als Größenwahn anmutende Phantasma eines architektonischen Meisterwerks ein (umso mehr, als die meisten Architekten der Universität über einen engeren Fachkreis hinaus kaum bekannt sind). Die Frage implizierte indes kein Vertrauen, das primär personell begründet gewesen wäre; vielmehr war das Vertrauen durch die wissenschaftlich eruierte Sachlichkeit von Funktion und Konstruktion selbst gegeben. Zugleich und vor allem aber verweist die kommunikative Struktur der Frage auf die besondere Planungssituation, die nach heutigem Ermessen und angesichts der auf Starkult und unverwechselbare Eventarchitektur abonnierten Vermarktungsstrategien gar nicht dazu angetan war, weltbeste Architektur zu werden. Denn in Düsseldorf wurde, anders als etwa in Bochum, kein Wettbewerb mit international renommierten Architekturbüros veranstaltet. Ein solcher Wettbewerb ist Indiz dafür, dass der Universitätsbau in den 1960er Jahren zu den führenden öffentlichen und das politische Prestige fördernden Bauaufgaben gehörte, wie es etwa bei deutlich gestiegenem Medienrummel der Museumsbau in den 1980er Jahren war – und es wurde die Planung nicht wie etwa in Berlin, Bielefeld oder Regensburg renommierten Architekten anvertraut.1 Die Konzeption wurde vielmehr zunächst in einem auf die Raumund Funktionsplanung konzentrierten Masterplan beim Hochbauamt von teilweise noch jungen Architekten erarbeitet, deren Sachkompetenz durch die Teilnahme an Wettbewerben zu neuen Campusuniversitäten ausgewiesen war. In einem zweiten Schritt wurde dann die grundsätzliche Baustruktur entwickelt, die für die an selbständige Architektengemeinschaften übertragene Detailausarbeitung verbindlich sein sollte. Volkamers Frage ist zugleich eine Kritik an dieser Zweiteilung. Sie impliziert aber auch, dass die Fehler an scheinbaren Marginalien begangen wurden. Sie kokettiert mit dem Anspruch auf Weltniveau (wie es in Bochum intendiert war und auch nicht erreicht wurde), weil nur nebensächliche Parameter hätten geändert werden müssen für die schönste Universität. „Schön“ meinte damals noch immer das – falsch verstandene – objektivistische Dogma der Moderne: Form, wenn sie nur","PeriodicalId":326321,"journal":{"name":"Von der Bebauung der Region","volume":"39 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-12-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung der Heinrich-Heine-Universität: Eine Bestandsaufnahme\",\"authors\":\"Jürgen Wiener\",\"doi\":\"10.14361/9783839449516-006\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"„Warum haben wir damals eigentlich nicht die schönste Uni der Welt gebaut und uns stattdessen über Dinge wie Fertigteile gestritten?“ Diese gleichzeitig selbstironische und resignierend resümierende Frage stellte der Architekt Jens Peter Volkamer lange nach der Fertigstellung der Düsseldorfer Campusuniversität (Abb. 1) an einen Kollegen vom Staatsbauamt. 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Denn in Düsseldorf wurde, anders als etwa in Bochum, kein Wettbewerb mit international renommierten Architekturbüros veranstaltet. Ein solcher Wettbewerb ist Indiz dafür, dass der Universitätsbau in den 1960er Jahren zu den führenden öffentlichen und das politische Prestige fördernden Bauaufgaben gehörte, wie es etwa bei deutlich gestiegenem Medienrummel der Museumsbau in den 1980er Jahren war – und es wurde die Planung nicht wie etwa in Berlin, Bielefeld oder Regensburg renommierten Architekten anvertraut.1 Die Konzeption wurde vielmehr zunächst in einem auf die Raumund Funktionsplanung konzentrierten Masterplan beim Hochbauamt von teilweise noch jungen Architekten erarbeitet, deren Sachkompetenz durch die Teilnahme an Wettbewerben zu neuen Campusuniversitäten ausgewiesen war. In einem zweiten Schritt wurde dann die grundsätzliche Baustruktur entwickelt, die für die an selbständige Architektengemeinschaften übertragene Detailausarbeitung verbindlich sein sollte. 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Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung der Heinrich-Heine-Universität: Eine Bestandsaufnahme
„Warum haben wir damals eigentlich nicht die schönste Uni der Welt gebaut und uns stattdessen über Dinge wie Fertigteile gestritten?“ Diese gleichzeitig selbstironische und resignierend resümierende Frage stellte der Architekt Jens Peter Volkamer lange nach der Fertigstellung der Düsseldorfer Campusuniversität (Abb. 1) an einen Kollegen vom Staatsbauamt. Viele, die in und mit den Bauten der Heinrich-Heine-Universität täglich leben, mag sie verwundern. Die Ambivalenz der Frage signalisiert zwar das Eingeständnis von Fehlern, doch schließt sie auch das als Größenwahn anmutende Phantasma eines architektonischen Meisterwerks ein (umso mehr, als die meisten Architekten der Universität über einen engeren Fachkreis hinaus kaum bekannt sind). Die Frage implizierte indes kein Vertrauen, das primär personell begründet gewesen wäre; vielmehr war das Vertrauen durch die wissenschaftlich eruierte Sachlichkeit von Funktion und Konstruktion selbst gegeben. Zugleich und vor allem aber verweist die kommunikative Struktur der Frage auf die besondere Planungssituation, die nach heutigem Ermessen und angesichts der auf Starkult und unverwechselbare Eventarchitektur abonnierten Vermarktungsstrategien gar nicht dazu angetan war, weltbeste Architektur zu werden. Denn in Düsseldorf wurde, anders als etwa in Bochum, kein Wettbewerb mit international renommierten Architekturbüros veranstaltet. Ein solcher Wettbewerb ist Indiz dafür, dass der Universitätsbau in den 1960er Jahren zu den führenden öffentlichen und das politische Prestige fördernden Bauaufgaben gehörte, wie es etwa bei deutlich gestiegenem Medienrummel der Museumsbau in den 1980er Jahren war – und es wurde die Planung nicht wie etwa in Berlin, Bielefeld oder Regensburg renommierten Architekten anvertraut.1 Die Konzeption wurde vielmehr zunächst in einem auf die Raumund Funktionsplanung konzentrierten Masterplan beim Hochbauamt von teilweise noch jungen Architekten erarbeitet, deren Sachkompetenz durch die Teilnahme an Wettbewerben zu neuen Campusuniversitäten ausgewiesen war. In einem zweiten Schritt wurde dann die grundsätzliche Baustruktur entwickelt, die für die an selbständige Architektengemeinschaften übertragene Detailausarbeitung verbindlich sein sollte. Volkamers Frage ist zugleich eine Kritik an dieser Zweiteilung. Sie impliziert aber auch, dass die Fehler an scheinbaren Marginalien begangen wurden. Sie kokettiert mit dem Anspruch auf Weltniveau (wie es in Bochum intendiert war und auch nicht erreicht wurde), weil nur nebensächliche Parameter hätten geändert werden müssen für die schönste Universität. „Schön“ meinte damals noch immer das – falsch verstandene – objektivistische Dogma der Moderne: Form, wenn sie nur