{"title":"Avner Baz批评剧情技巧","authors":"Nicole Rathgeb","doi":"10.30965/9783957437259_005","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Avner Baz argumentiert in den Kapiteln 3 bis 6 von When Words Are Called For und in zwei Artikeln, die 2016 erschienen sind, gegen die Brauchbarkeit der Methode möglicher Fälle.1 Der Fokus seiner Argumentation liegt auf der Frage des Epistemologen (»theorist’s question«): der Frage, die Epistemologinnen und Epistemologen in Bezug auf von ihnen konstruierte Gedankenexperimente stellen. Diese Frage hat die Form »Weiß S, dass p?«, und ihre korrekte Beantwortung soll uns Aufschluss darüber geben, was Wissen ist beziehungsweise welchen Begriff des Wissens wir haben. Bei Baz lassen sich zwei Argumente gegen die Brauchbarkeit dieser Methode identifizieren: 1. Fragen der Form »Weiß S, dass p?«, die wir im Alltag stellen, haben nie eine Bedeutung der Art, wie sie Epistemologinnen und Epistemologen vorschwebt. Auch wenn wir uns vorstellen können, uns im echten Leben in einem Gettier-Fall wiederzufinden, entspräche keine Frage der Form »Weiß S, dass p?«, die wir in einer solchen Situation stellen könnten, der Frage des Epistemologen. Dies ist aus dem folgenden Grund relevant: Verteidigerinnen und Verteidiger der Methode möglicher Fälle begründen unsere Kompetenz in der Beantwortung der Frage des Epistemologen damit, dass die einzige Fähigkeit, die wir für diese Beantwortung benötigen, eine ist, von der wir im Alltag ständig Gebrauch machen. Nämlich die Fähigkeit, den Ausdruck »wissen« auf Einzelfälle anzuwenden beziehungsweise Fälle einzuteilen in Fälle von Wissen und Fälle von Nicht-Wissen. Da wir in diesen Dingen so geübt sind, so die Idee, können wir uns auf unsere Urteile in Bezug auf mögliche Fälle von Wissen oder Nicht-Wissen verlassen, und folglich sind unsere Reaktionen auf die Frage des Epistemologen als Evidenz dafür brauchbar, welchen Wissensbegriff wir haben. Sollte Baz damit Recht haben, dass nichts von dem, was wir im Alltag machen, der Beantwortung der Frage des Epistemologen ähnlich ist, dann können wir nicht mehr unter Rückgriff auf die oben genannte Begründung geltend machen, dass wir dazu fähig sind, die Frage des Epistemologen zu beantworten. Wir bräuchten","PeriodicalId":359679,"journal":{"name":"Die Begriffsanalyse im 21. Jahrhundert","volume":"9 12","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-11-04","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Avner Baz’ Kritik an der Methode möglicher Fälle\",\"authors\":\"Nicole Rathgeb\",\"doi\":\"10.30965/9783957437259_005\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Avner Baz argumentiert in den Kapiteln 3 bis 6 von When Words Are Called For und in zwei Artikeln, die 2016 erschienen sind, gegen die Brauchbarkeit der Methode möglicher Fälle.1 Der Fokus seiner Argumentation liegt auf der Frage des Epistemologen (»theorist’s question«): der Frage, die Epistemologinnen und Epistemologen in Bezug auf von ihnen konstruierte Gedankenexperimente stellen. Diese Frage hat die Form »Weiß S, dass p?«, und ihre korrekte Beantwortung soll uns Aufschluss darüber geben, was Wissen ist beziehungsweise welchen Begriff des Wissens wir haben. Bei Baz lassen sich zwei Argumente gegen die Brauchbarkeit dieser Methode identifizieren: 1. Fragen der Form »Weiß S, dass p?«, die wir im Alltag stellen, haben nie eine Bedeutung der Art, wie sie Epistemologinnen und Epistemologen vorschwebt. Auch wenn wir uns vorstellen können, uns im echten Leben in einem Gettier-Fall wiederzufinden, entspräche keine Frage der Form »Weiß S, dass p?«, die wir in einer solchen Situation stellen könnten, der Frage des Epistemologen. Dies ist aus dem folgenden Grund relevant: Verteidigerinnen und Verteidiger der Methode möglicher Fälle begründen unsere Kompetenz in der Beantwortung der Frage des Epistemologen damit, dass die einzige Fähigkeit, die wir für diese Beantwortung benötigen, eine ist, von der wir im Alltag ständig Gebrauch machen. Nämlich die Fähigkeit, den Ausdruck »wissen« auf Einzelfälle anzuwenden beziehungsweise Fälle einzuteilen in Fälle von Wissen und Fälle von Nicht-Wissen. Da wir in diesen Dingen so geübt sind, so die Idee, können wir uns auf unsere Urteile in Bezug auf mögliche Fälle von Wissen oder Nicht-Wissen verlassen, und folglich sind unsere Reaktionen auf die Frage des Epistemologen als Evidenz dafür brauchbar, welchen Wissensbegriff wir haben. Sollte Baz damit Recht haben, dass nichts von dem, was wir im Alltag machen, der Beantwortung der Frage des Epistemologen ähnlich ist, dann können wir nicht mehr unter Rückgriff auf die oben genannte Begründung geltend machen, dass wir dazu fähig sind, die Frage des Epistemologen zu beantworten. Wir bräuchten\",\"PeriodicalId\":359679,\"journal\":{\"name\":\"Die Begriffsanalyse im 21. Jahrhundert\",\"volume\":\"9 12\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"2019-11-04\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Die Begriffsanalyse im 21. Jahrhundert\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.30965/9783957437259_005\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Die Begriffsanalyse im 21. Jahrhundert","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.30965/9783957437259_005","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Avner Baz argumentiert in den Kapiteln 3 bis 6 von When Words Are Called For und in zwei Artikeln, die 2016 erschienen sind, gegen die Brauchbarkeit der Methode möglicher Fälle.1 Der Fokus seiner Argumentation liegt auf der Frage des Epistemologen (»theorist’s question«): der Frage, die Epistemologinnen und Epistemologen in Bezug auf von ihnen konstruierte Gedankenexperimente stellen. Diese Frage hat die Form »Weiß S, dass p?«, und ihre korrekte Beantwortung soll uns Aufschluss darüber geben, was Wissen ist beziehungsweise welchen Begriff des Wissens wir haben. Bei Baz lassen sich zwei Argumente gegen die Brauchbarkeit dieser Methode identifizieren: 1. Fragen der Form »Weiß S, dass p?«, die wir im Alltag stellen, haben nie eine Bedeutung der Art, wie sie Epistemologinnen und Epistemologen vorschwebt. Auch wenn wir uns vorstellen können, uns im echten Leben in einem Gettier-Fall wiederzufinden, entspräche keine Frage der Form »Weiß S, dass p?«, die wir in einer solchen Situation stellen könnten, der Frage des Epistemologen. Dies ist aus dem folgenden Grund relevant: Verteidigerinnen und Verteidiger der Methode möglicher Fälle begründen unsere Kompetenz in der Beantwortung der Frage des Epistemologen damit, dass die einzige Fähigkeit, die wir für diese Beantwortung benötigen, eine ist, von der wir im Alltag ständig Gebrauch machen. Nämlich die Fähigkeit, den Ausdruck »wissen« auf Einzelfälle anzuwenden beziehungsweise Fälle einzuteilen in Fälle von Wissen und Fälle von Nicht-Wissen. Da wir in diesen Dingen so geübt sind, so die Idee, können wir uns auf unsere Urteile in Bezug auf mögliche Fälle von Wissen oder Nicht-Wissen verlassen, und folglich sind unsere Reaktionen auf die Frage des Epistemologen als Evidenz dafür brauchbar, welchen Wissensbegriff wir haben. Sollte Baz damit Recht haben, dass nichts von dem, was wir im Alltag machen, der Beantwortung der Frage des Epistemologen ähnlich ist, dann können wir nicht mehr unter Rückgriff auf die oben genannte Begründung geltend machen, dass wir dazu fähig sind, die Frage des Epistemologen zu beantworten. Wir bräuchten