{"title":"两项平行行动劳勃麦拿斯和劳勃摩勒","authors":"Maria Kłańska","doi":"10.31338/uw.9788323543695.pp.29-50","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Roman des österreichischen Gegenwartsromanciers und Essayisten Robert Menasse Die Hauptstadt (2017) handelt vom Alltag der Europäischen Kommission und wird als der erste Roman über die EU bezeichnet. Dass er intertextuell auf das klassische Werk der österreichischen (und europäischen) Moderne, den riesigen Romantorso Der Mann ohne Eigenschaften (1930–1952) anspielt, lassen die Figuren aus Menasses Roman explizit durchblicken, auch wenn diese Anspielungen nicht an zentralen Stellen erscheinen: In Kapitel 2 unterhalten sich die Beamten der EU-Kommission über den geheimnisvollen, nicht in den Blick kommenden Präsidenten der Kommission und raten, dass sein Lieblingsbuch wahrscheinlich Der Mann ohne Eigenschaft en sei. 1 Und in Kapitel 9 soll der österreichische Außenminister den Fragebogen eines Magazins ausfüllen, der u. a. die Fragen nach seinem Lieblingsbuch und seiner literarischen Lieblingsfi gur enthält. Sein Pressesprecher sagt ihm vor, er solle den Mann ohne Eigenschaften, den so viele österreichische Politiker bevorzugten, nennen, allerdings nicht den eigenschaft slosen und inzestverdächtigen Ulrich, sondern den erfolgreichen Arnheim als Identifi kationsfi gur. 2 Das ist freilich in beiden Fällen ironisch gemeint. Dabei ist es nicht nur der Unterschied von circa hundert Jahren, der die Erzählund erzählte Zeit der beiden Romane trennt, sondern sie sind auch kompositionell anders angelegt, was bereits die Titel signalisieren. In Musils Roman steht eindeutig ein Protagonist im Zentrum, nämlich „der Mann ohne Eigenschaft en“, Ulrich, der eine Versinnbildlichung des modernen Menschen ist, ohne ein Typ dieses Spezies zu sein; 3 auf seine Refl exionen, seine Unentschiedenheit, seine inzestuös-mystische Liebesbeziehung zu","PeriodicalId":305887,"journal":{"name":"Literatura a polityka. Literatur und Politik. Tom 5","volume":"832 ","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Zwei Parallelaktionen – Robert Menasse versus Robert Musil\",\"authors\":\"Maria Kłańska\",\"doi\":\"10.31338/uw.9788323543695.pp.29-50\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Der Roman des österreichischen Gegenwartsromanciers und Essayisten Robert Menasse Die Hauptstadt (2017) handelt vom Alltag der Europäischen Kommission und wird als der erste Roman über die EU bezeichnet. Dass er intertextuell auf das klassische Werk der österreichischen (und europäischen) Moderne, den riesigen Romantorso Der Mann ohne Eigenschaften (1930–1952) anspielt, lassen die Figuren aus Menasses Roman explizit durchblicken, auch wenn diese Anspielungen nicht an zentralen Stellen erscheinen: In Kapitel 2 unterhalten sich die Beamten der EU-Kommission über den geheimnisvollen, nicht in den Blick kommenden Präsidenten der Kommission und raten, dass sein Lieblingsbuch wahrscheinlich Der Mann ohne Eigenschaft en sei. 1 Und in Kapitel 9 soll der österreichische Außenminister den Fragebogen eines Magazins ausfüllen, der u. a. die Fragen nach seinem Lieblingsbuch und seiner literarischen Lieblingsfi gur enthält. Sein Pressesprecher sagt ihm vor, er solle den Mann ohne Eigenschaften, den so viele österreichische Politiker bevorzugten, nennen, allerdings nicht den eigenschaft slosen und inzestverdächtigen Ulrich, sondern den erfolgreichen Arnheim als Identifi kationsfi gur. 2 Das ist freilich in beiden Fällen ironisch gemeint. Dabei ist es nicht nur der Unterschied von circa hundert Jahren, der die Erzählund erzählte Zeit der beiden Romane trennt, sondern sie sind auch kompositionell anders angelegt, was bereits die Titel signalisieren. In Musils Roman steht eindeutig ein Protagonist im Zentrum, nämlich „der Mann ohne Eigenschaft en“, Ulrich, der eine Versinnbildlichung des modernen Menschen ist, ohne ein Typ dieses Spezies zu sein; 3 auf seine Refl exionen, seine Unentschiedenheit, seine inzestuös-mystische Liebesbeziehung zu\",\"PeriodicalId\":305887,\"journal\":{\"name\":\"Literatura a polityka. Literatur und Politik. Tom 5\",\"volume\":\"832 \",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"1900-01-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Literatura a polityka. Literatur und Politik. Tom 5\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.31338/uw.9788323543695.pp.29-50\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Literatura a polityka. Literatur und Politik. Tom 5","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.31338/uw.9788323543695.pp.29-50","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Zwei Parallelaktionen – Robert Menasse versus Robert Musil
Der Roman des österreichischen Gegenwartsromanciers und Essayisten Robert Menasse Die Hauptstadt (2017) handelt vom Alltag der Europäischen Kommission und wird als der erste Roman über die EU bezeichnet. Dass er intertextuell auf das klassische Werk der österreichischen (und europäischen) Moderne, den riesigen Romantorso Der Mann ohne Eigenschaften (1930–1952) anspielt, lassen die Figuren aus Menasses Roman explizit durchblicken, auch wenn diese Anspielungen nicht an zentralen Stellen erscheinen: In Kapitel 2 unterhalten sich die Beamten der EU-Kommission über den geheimnisvollen, nicht in den Blick kommenden Präsidenten der Kommission und raten, dass sein Lieblingsbuch wahrscheinlich Der Mann ohne Eigenschaft en sei. 1 Und in Kapitel 9 soll der österreichische Außenminister den Fragebogen eines Magazins ausfüllen, der u. a. die Fragen nach seinem Lieblingsbuch und seiner literarischen Lieblingsfi gur enthält. Sein Pressesprecher sagt ihm vor, er solle den Mann ohne Eigenschaften, den so viele österreichische Politiker bevorzugten, nennen, allerdings nicht den eigenschaft slosen und inzestverdächtigen Ulrich, sondern den erfolgreichen Arnheim als Identifi kationsfi gur. 2 Das ist freilich in beiden Fällen ironisch gemeint. Dabei ist es nicht nur der Unterschied von circa hundert Jahren, der die Erzählund erzählte Zeit der beiden Romane trennt, sondern sie sind auch kompositionell anders angelegt, was bereits die Titel signalisieren. In Musils Roman steht eindeutig ein Protagonist im Zentrum, nämlich „der Mann ohne Eigenschaft en“, Ulrich, der eine Versinnbildlichung des modernen Menschen ist, ohne ein Typ dieses Spezies zu sein; 3 auf seine Refl exionen, seine Unentschiedenheit, seine inzestuös-mystische Liebesbeziehung zu