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Uber viele Jahrhunderte wurde auch in wissenschaftlichen Publikationen auf dieses Konzept Bezug genommen indem eine Nahe bestimmter Menschengruppen zum Tier-Konstrukt hergestellt wurde. \nAnhand von drei ausgewahlten, wissenschaftlichen Texten aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert von Christoph Meiners, Carl Vogt und Konrad Lorenz wird die Anwendung destruktiver Tier-Metaphern (Tier-Konstrukt) untersucht. Methodisch wird dabei mit der Qualitativen Inhaltsanalyse operiert. Es wird herausgearbeitet, dass es vor allem Themen wie Ernahrung, Sexualitat und Fortpflanzung sind, die den Bruckenschlag zwischen Tieren und Rassisierten herstellen. \nIm 20. Jahrhundert ist allerdings ein Wandel in der Argumentation der Abwertung durch Tier-Metaphern feststellbar: Insbesondere durch das veranderte Tier- bzw. 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In der vorliegenden Arbeit wird das Konzept des „Tier-Konstrukts“ und seine Funktion im Rassismus anhand verschiedener historischer Beispiele herausgearbeitet. Dabei wird die Frage erortert, wie durch Animalisierung rassistisch Diskriminierte in der europaischen Wissenschaftsgeschichte mit Tieren in Verbindung gebracht werden und welche Funktion dies hat.
Eingangs werden theoretische Uberlegungen zu Rassismus und den Mensch-Tier-Verhaltnissen dargestellt um zum Schluss zu kommen, dass Tiere auf symbolischer Ebene als Gegenbild zu Menschen fungieren. Damit einher geht die Schaffung eines reduzierten, zoologischen Bildes von Tieren als „Reiz-Reaktions-Wesen“, dem Tier-Konstrukt. Tieren kommt dadurch eine abgewertete Stellung zu, aber auch die Funktion als Referenzpunkt zur Abwertung von Menschen. Uber viele Jahrhunderte wurde auch in wissenschaftlichen Publikationen auf dieses Konzept Bezug genommen indem eine Nahe bestimmter Menschengruppen zum Tier-Konstrukt hergestellt wurde.
Anhand von drei ausgewahlten, wissenschaftlichen Texten aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert von Christoph Meiners, Carl Vogt und Konrad Lorenz wird die Anwendung destruktiver Tier-Metaphern (Tier-Konstrukt) untersucht. Methodisch wird dabei mit der Qualitativen Inhaltsanalyse operiert. Es wird herausgearbeitet, dass es vor allem Themen wie Ernahrung, Sexualitat und Fortpflanzung sind, die den Bruckenschlag zwischen Tieren und Rassisierten herstellen.
Im 20. Jahrhundert ist allerdings ein Wandel in der Argumentation der Abwertung durch Tier-Metaphern feststellbar: Insbesondere durch das veranderte Tier- bzw. Natur-Bild des Nationalsozialismus wird in anderer Weise auf Tiere Bezug genommen: Konrad Lorenz strebt das vermeintlich authentische, naturliche Dasein von Wildtieren an, wahrend er domestizierte Tierarten als „degeneriert“ abwertet. Auf Menschen ubertragen ergibt dies eine mit der nationalsozialistischen Ideologie in Einklang gebrachte Idee der „Rassenhygiene“. Argumentativ unterstutzt Lorenz dies mit Ruckgriff auf das Tier-Konstrukt.
Eingebettet werden diese Analysen in historische Kontextualisierungen zu Theorien der Rassisierung und der Nutzung von destruktiven Tier-Metaphern in der Wissenschaftsgeschichte.