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4 Swallowed by Lions and Eagles. Das AFSC in der Sowjetunion 1921–1923
Im Sommer 1921 war Herbert Hoovers Geduld mit den Quäkern an ein Ende gelangt. Er schlugmit der Faust auf den Tisch und fluchte dabei wie ein Bierkutscher („like a trooper“). Seit einigen Wochen bereitete die ARA unter seiner Führung eine weitere große Hilfsaktion vor – diesmal in der noch jungen Sowjetunion. In den laufenden Verhandlungen mit den Bolschewiki hatte er zuvor immer wieder einen Satz zu hören bekommen: „Why don’t you work like the Quakers do?“1 Für Hoover brachte dies das Fass zum Überlaufen. Nun stellte er Wilbur Thomas ein Ultimatum: Das AFSC würde in Russland Teil einer ARA-Hilfsaktion werden – zu seinen Bedingungen und unter seiner Führung – oder er werde dafür Sorge tragen, dass die Quäker dort keinen Fuß auf den Boden bekämen. Wenngleich die Episode sich am Ende als Sturm im Wasserglas entpuppen sollte: Sie wirft ein Schlaglicht auf den politisch hochbrisanten Charakter der anlaufenden Hilfsaktion in der jungen Sowjetunion,2 bei der sich das AFSC ab Sommer 1921 erneut an der Seite der ARA wiederfand.3 Der Anlass war eine Hungersnot, die ein Land traf, das von sieben Jahren Krieg, Flucht und Bürgerkrieg bereits ausgezehrt war, als ab Ende Mai die Hauptgetreideanbaugebiete Russlands, zwischen Wolga und Don, von einer Dürre heimgesucht wurden. Nach Schätzungen waren bis zu 20 Millionen Menschen unmittelbar vom Hungertod