{"title":"4. 火星还是缪斯?我收藏艺术品的时候,他们的手段很高明","authors":"kaiserzeitlichen Rom","doi":"10.1515/9783110614909-005","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Schon bei seinen Zeitgenossen stand Lucius Licinius Lucullus im Ruf eines bedeutenden Kunstsammlers und Kunstkenners. Der prominente Gefolgsmann des Feldherrn und Dictators Sulla wurde um das Jahr 117 v.Chr. geboren. Eine glänzende Karriere ließ ihn über die Aedilität und die Praetur im Jahre 74 v.Chr. bis in das Consulat, den maximus honos, aufsteigen. In den folgenden Jahren führte er als Proconsul von Asia erfolgreich Krieg gegen Mithridates, den König von Pontos. Seine herausragenden Siege im Ostenwurden durch einen Triumph gekrönt. Dass ihm diese höchste Auszeichnung, die ein römischer nobilis in republikanischer Zeit erreichen konnte, erst drei Jahre nach seiner Rückkehr nach Rom gewährt wurde, verweist auf die Schattenseiten seiner scheinbar so glanzvollen Karriere – die Problememit den Soldaten, die Feindschaft einflussreicher Senatoren in Rom, den Verlust des Kommandos und die Ablösung durch Gnaeus Pompeius. Diese Rückschläge und Enttäuschungenmögen ein Grund dafür gewesen sein, dass sich Lucullus in den verbleibenden Jahren seines Lebens nicht mehr so intensiv in der Politik engagierte und sich vornehmlich einer „Karriere der Extravaganz“ widmete, wie es Athenaios Jahrhunderte später formulieren sollte.1 Er führte in diesem Lebensabschnitt ein „leichtes und behagliches Leben“, so sein Biograph Plutarch, und richtete jene für ihre Opulenz berühmten (oder auch: berüchtigten) Gastmähler aus, die ihm auf Dauer einen Platz im kollektiven Gedächtnis nicht nur der Römer sichern sollten. Darüber hinaus frönte Lucullus vor allem exzessiv dem Bauluxus – eine Obsession, die ihm sehr viel mehr Nachruhm einbringen sollte als seine militärischen Leistungen, wie Cicero in De officiis mit Bedauern festgestellt hat.2 Er scheute keine Mühe und keine Kosten, immer neue Villen hinzuzukaufen und seine Anwesen in Rom, Tusculum, Neapel, Baiae und auf der Insel Nesis in der Bucht vor Puteoli auf das raffinierteste auszubauen und auf das edelste auszuschmücken.3 Auf seinen Besitzungen an der Küste und bei Neapel habe der ambitionierte Bauherr „unter gewaltigen Erdbewegungen Hügel, Mee-","PeriodicalId":193588,"journal":{"name":"Die feinen Unterschiede","volume":"2 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2019-11-18","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"4. Mars oder die Musen? 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4. Mars oder die Musen? Kunstsammler und Kunstkenner im republikanischen und kaiserzeitlichen Rom
Schon bei seinen Zeitgenossen stand Lucius Licinius Lucullus im Ruf eines bedeutenden Kunstsammlers und Kunstkenners. Der prominente Gefolgsmann des Feldherrn und Dictators Sulla wurde um das Jahr 117 v.Chr. geboren. Eine glänzende Karriere ließ ihn über die Aedilität und die Praetur im Jahre 74 v.Chr. bis in das Consulat, den maximus honos, aufsteigen. In den folgenden Jahren führte er als Proconsul von Asia erfolgreich Krieg gegen Mithridates, den König von Pontos. Seine herausragenden Siege im Ostenwurden durch einen Triumph gekrönt. Dass ihm diese höchste Auszeichnung, die ein römischer nobilis in republikanischer Zeit erreichen konnte, erst drei Jahre nach seiner Rückkehr nach Rom gewährt wurde, verweist auf die Schattenseiten seiner scheinbar so glanzvollen Karriere – die Problememit den Soldaten, die Feindschaft einflussreicher Senatoren in Rom, den Verlust des Kommandos und die Ablösung durch Gnaeus Pompeius. Diese Rückschläge und Enttäuschungenmögen ein Grund dafür gewesen sein, dass sich Lucullus in den verbleibenden Jahren seines Lebens nicht mehr so intensiv in der Politik engagierte und sich vornehmlich einer „Karriere der Extravaganz“ widmete, wie es Athenaios Jahrhunderte später formulieren sollte.1 Er führte in diesem Lebensabschnitt ein „leichtes und behagliches Leben“, so sein Biograph Plutarch, und richtete jene für ihre Opulenz berühmten (oder auch: berüchtigten) Gastmähler aus, die ihm auf Dauer einen Platz im kollektiven Gedächtnis nicht nur der Römer sichern sollten. Darüber hinaus frönte Lucullus vor allem exzessiv dem Bauluxus – eine Obsession, die ihm sehr viel mehr Nachruhm einbringen sollte als seine militärischen Leistungen, wie Cicero in De officiis mit Bedauern festgestellt hat.2 Er scheute keine Mühe und keine Kosten, immer neue Villen hinzuzukaufen und seine Anwesen in Rom, Tusculum, Neapel, Baiae und auf der Insel Nesis in der Bucht vor Puteoli auf das raffinierteste auszubauen und auf das edelste auszuschmücken.3 Auf seinen Besitzungen an der Küste und bei Neapel habe der ambitionierte Bauherr „unter gewaltigen Erdbewegungen Hügel, Mee-