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Nur den genannten beiden Figuren kommt es zu, einen Moment lang Abstand von ihrer eigenen Rolle zu nehmen, sich beim Retten der Welt oder deren ersehnter Zerstörung über die Schulter zu schauen. Sie sind deshalb auch die einzigen Charaktere im Spiel, die sich einen Kommentar über die gründliche Sinnlosigkeit ihres eigenen Unterfangens leisten können. Bei Bond schwingt dabei noch das schiere Geschlagensein vom Wahnsinn der Kriegsjahre mit, wie in einem traurigen Chanson der 1950er Jahre; bei den Gegenspielern ist es der Nachhall eines Schwelgens in düsteren Untergangsphantasien, wie sie seit Oswald Spengler eine endgültige intellektuelle Resignation untermalen sollten. Ohne viel dafür werben zu müssen, kann man vermutlich nachvollziehen, dass auch unser zeitgemäßes Remake eines Kampfes um Zukunft und Überleben der Menschheit immer noch demselben gewohnten Schema folgt. Aller erregten Rede von Singularität und einer bevorstehenden Weltherrschaft der Maschinen zum Trotz, erscheinen die in Szene gesetzten Terminatoren immer noch aus demselben humorlosen Holz geschnitzt wie die vielen Handlanger der Schurken bisher auch. Wie Arnold Schwarzenegger bei seinem ersten und legendär gewordenen Auftritt in der Rolle, schwanken sie immer noch zwischen seelenlos brutalem Durchgreifen und einer albernen Situationskomik, die ihre jeweilige Mission zwangsläufig mit sich bringt (Stichwort: ›Hasta la vista, Baby‹). Noch immer scheut die jeweilige Regie davor zurück, die technisch-robotische Hochleistung auch charakterlich weiterzuentwickeln. Das beste Angebot, das in dieser Hinsicht gemacht wird, besteht in einer illusionistischen Aussicht: man will immerhin zugestehen, dass die anthropomorph auftretenden Maschinen simulieren können, was es heißt, uneindeutig zu denken und mit einer gewissen Distanz zur Sache zu agieren. Das Ergebnis der Handlung steht immer schon fest, zumindest","PeriodicalId":340540,"journal":{"name":"Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie","volume":"8 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-12-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Das Lächeln der Roboter: Was uns morgen in der Kunst bewegt\",\"authors\":\"M. Gessmann\",\"doi\":\"10.1515/jbmp-2020-0015\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Im Grunde ist es wie in den James Bond Filmen. Alle Charaktere geben sich furchtbar ernst oder sind furchtbar lustig, sie verziehen keine Miene oder machen alberne Späße. Grimmige Action oder beinahe Slapstick, darauf sind die vielen Handlanger und Zuarbeiter verpflichtet. Nur zwei Ausnahmen erlaubt das Drehbuch: der echte und aufrichtige Held, also Bond, und sein so genialer wie schurkischer Gegenspieler. 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Das Lächeln der Roboter: Was uns morgen in der Kunst bewegt
Im Grunde ist es wie in den James Bond Filmen. Alle Charaktere geben sich furchtbar ernst oder sind furchtbar lustig, sie verziehen keine Miene oder machen alberne Späße. Grimmige Action oder beinahe Slapstick, darauf sind die vielen Handlanger und Zuarbeiter verpflichtet. Nur zwei Ausnahmen erlaubt das Drehbuch: der echte und aufrichtige Held, also Bond, und sein so genialer wie schurkischer Gegenspieler. Egal wer 007 verkörpert, von Sean Connery bis Daniel Craig, und egal, wer den Widersacher gibt, von Gert Fröbe bis zu Christoph Waltz: Sie alle haben ein Privileg, das man als die Lizenz zur Zweideutigkeit bezeichnen kann. Nur ihnen ist es mimisch erlaubt, zwischendurch sporadisch zu lächeln: ironisch, bübisch und verschmitzt – oder aber maliziös, hinterhältig und sarkastisch-brillant. Nur den genannten beiden Figuren kommt es zu, einen Moment lang Abstand von ihrer eigenen Rolle zu nehmen, sich beim Retten der Welt oder deren ersehnter Zerstörung über die Schulter zu schauen. Sie sind deshalb auch die einzigen Charaktere im Spiel, die sich einen Kommentar über die gründliche Sinnlosigkeit ihres eigenen Unterfangens leisten können. Bei Bond schwingt dabei noch das schiere Geschlagensein vom Wahnsinn der Kriegsjahre mit, wie in einem traurigen Chanson der 1950er Jahre; bei den Gegenspielern ist es der Nachhall eines Schwelgens in düsteren Untergangsphantasien, wie sie seit Oswald Spengler eine endgültige intellektuelle Resignation untermalen sollten. Ohne viel dafür werben zu müssen, kann man vermutlich nachvollziehen, dass auch unser zeitgemäßes Remake eines Kampfes um Zukunft und Überleben der Menschheit immer noch demselben gewohnten Schema folgt. Aller erregten Rede von Singularität und einer bevorstehenden Weltherrschaft der Maschinen zum Trotz, erscheinen die in Szene gesetzten Terminatoren immer noch aus demselben humorlosen Holz geschnitzt wie die vielen Handlanger der Schurken bisher auch. Wie Arnold Schwarzenegger bei seinem ersten und legendär gewordenen Auftritt in der Rolle, schwanken sie immer noch zwischen seelenlos brutalem Durchgreifen und einer albernen Situationskomik, die ihre jeweilige Mission zwangsläufig mit sich bringt (Stichwort: ›Hasta la vista, Baby‹). Noch immer scheut die jeweilige Regie davor zurück, die technisch-robotische Hochleistung auch charakterlich weiterzuentwickeln. Das beste Angebot, das in dieser Hinsicht gemacht wird, besteht in einer illusionistischen Aussicht: man will immerhin zugestehen, dass die anthropomorph auftretenden Maschinen simulieren können, was es heißt, uneindeutig zu denken und mit einer gewissen Distanz zur Sache zu agieren. Das Ergebnis der Handlung steht immer schon fest, zumindest