革命?实际规范和科学分析分类之间的区别。德国发生的

M. Platt
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Er beschreibt nicht das Singuläre, die Einmaligkeit und Individualität der in der KriegsHandlung unmittelbar vor Clausewitz stehenden Ereignisse, sondern das über den Einzelfall hinausweisende Gemeinsame von Kriegen im Allgemeinen. Nicht jedes Motiv aus dem semantischen Vorstellungsbereich von „Krieg“ passt auch zur Empirie des unmittelbaren Erlebens – der Krieg sieht in der Wirklichkeit nicht überall so aus, wie man ihn sich in der Vorstellung gedacht hat. Je stärker man den Fokus, d.h. die beschreibende Nähe, setzt, desto frappierender wird die Abweichung zwischen Vorstellung und Erleben. Krieg ist ein geschichtlicher Grundbegriff. Er ordnet die Wahrnehmungspluralität aus Beobachtungen, wahren und falschen Nachrichten, Ängsten, Zufällen und Entscheidungen und reduziert deren oft widersprüchliche Detailfülle auf ein fassbares Vorstellungsfeld, das in den größeren Zusammenhang der Geschichte eingepasst werden kann. 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摘要

卡尔·冯·克劳塞维茨在其伟大的论文中写道:“事情和人们想象的有很大不同。”而且它们在附近的时候和在远处的时候看起来是不同的。说谁是正确的,谁是错误的;“事情的发展,往往取决于没有人预想到的意外和风气。1克劳塞维茨是个典型的人:他的概念产生了形象,联想和解释,可构建认知和期望。所谓“战争”,似乎就像是理所当然的事,除此之外,战争是随机的,任意的,无从解释的。这个概念作为一个抽象的概念来表达。他没有描述的并不是在克劳塞维茨战争行动之前发生的事件的单一魅力和个性,而是普遍、针对不同情况的战争的共同个性。并不是“战争”这类语义概念领域中的每个主题都符合直接的经验教训——战争并不是人们在思想中思考时总是想到的那样。注意力越是放在描述上,想象和体验之间的差距就越大。战争是历史用语他混淆了观念的本质:观察、真实和虚假的消息、恐惧、巧合和决定,常常矛盾的细节往往化作了记不清楚的细节,无法在历史联系在一起。这样的“话”是必要的,因为这种话是在听者对轶事趣事的接二连三组合而成的。概念主要是模板,旨在描绘不专一的现实体验和成为演员的过程。经验的复杂性
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Revolution? Zwischen kontrafaktischer Norm und wissenschaftlicher Analysekategorie. Deutschland 1918/19
Im Krieg, schrieb Carl von Clausewitz in seiner großen Abhandlung, kämen die Dinge anders, als man es sich gedacht habe. Und sie sähen in der Nähe anders aus als aus der Entfernung. Wahre und falsche Nachrichten seien oft kaum zu unterscheiden; der Verlauf der Ereignisse sei häufig von Zufällen und Einflüssen abhängig, an die zuvor kein Mensch gedacht habe.1 Krieg konstituiert bei Clausewitz ein spezifisches Vorstellungsfeld: Der Begriff ruft Bilder, Assoziationen und Interpretationen hervor, die Wahrnehmungen und Erwartungen strukturieren. Als „Krieg“ erscheint gleichsam logisch, was ansonsten als zufällig, willkürlich und unerklärlich gelten müsste. Der Begriff gerät als Begriff dabei zur abstrakten Größe. Er beschreibt nicht das Singuläre, die Einmaligkeit und Individualität der in der KriegsHandlung unmittelbar vor Clausewitz stehenden Ereignisse, sondern das über den Einzelfall hinausweisende Gemeinsame von Kriegen im Allgemeinen. Nicht jedes Motiv aus dem semantischen Vorstellungsbereich von „Krieg“ passt auch zur Empirie des unmittelbaren Erlebens – der Krieg sieht in der Wirklichkeit nicht überall so aus, wie man ihn sich in der Vorstellung gedacht hat. Je stärker man den Fokus, d.h. die beschreibende Nähe, setzt, desto frappierender wird die Abweichung zwischen Vorstellung und Erleben. Krieg ist ein geschichtlicher Grundbegriff. Er ordnet die Wahrnehmungspluralität aus Beobachtungen, wahren und falschen Nachrichten, Ängsten, Zufällen und Entscheidungen und reduziert deren oft widersprüchliche Detailfülle auf ein fassbares Vorstellungsfeld, das in den größeren Zusammenhang der Geschichte eingepasst werden kann. Derartige Begriffe sind notwendig, weil sie aus der bloß additiven Reihung von Anekdoten erzählbare Geschichten entstehen lassen. Der Grundbegriff ist eine Schablone, die angelegt wird, um die Unebenheit der Wirklichkeitserfahrung einzuhegen und darstellbar zu machen. Die Komplexität des Erlebten
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