树/人/声音/艺术颤抖的树

C. Flamm
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Natürlich widersetzt sich der einzelne Baum – anders als der Wald, der als Landschaft wahrgenommen wird und daher seit jeher bereitwillig zu komponierten Seelenund Stimmungslandschaften eingeladen hat – programmmusikalischen Annäherungsversuchen reiner Instrumentalmusik recht nachdrücklich, schon weil das lautmalende Moment entfällt. Problemlos verfügbar war der Baum lediglich in seinen emblematischen Bedeutungen, etwa die Zypresse als Symbol des Todes (und ewigen Lebens) in den verstörenden Threnodien aus Liszts drittem Jahr der Années de pèlerinage, in Malipieros raffiniertem Orchesterbild I cipressi e il vento aus der zweiten Serie der Impressioni dal vero (1915) oder in Saint-Saëns’ bombastischem Weltkriegsecho Cyprès et lauriers für Orgel und Orchester op. 156 (1919). Die Übergriffigkeiten der Programmmusik verspottend, schrieb Erik Satie seine in ihrem harmonisch bisweilen bizarren Liniengeflecht durchaus knorrige Nouvelle pièce froide namens Sur un arbre (1907), und Hindemith setzte mit seinem Phantastischen Duett zweier Bäume vor dem Fenster (Nr. 3 aus In der Nacht op. 15, 1919) gleichsam noch eins drauf. Der Baum als Programm – ein grotesker Irrweg also?","PeriodicalId":147000,"journal":{"name":"Österreichische Musikzeitschrift","volume":"31 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2014-02-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Baum / Mensch / Klang / Kunst. Ein tönendes Arboretum\",\"authors\":\"C. 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摘要

»树上的沉默是低信任/所有空话/比所有语言比根据混合/这寂静点上艺术,/历史/只要到我们的痛苦被赋予权力我们烙/ .擦拭«1 Hanns Dieter Hüsch不会想到两节经文,从树的沉默是因为你刚出生的艺术才能破除寂静.但是这是这样的:一百多年来,作曲家和声音艺术家一直把哑巴的大自然当作音乐作品和音响装置。当然在排斥个人树森林不同,承担着风景的,因此一直以来都甘心komponierten Seelenund Stimmungslandschaften邀请——programmmusikalischen Annäherungsversuchen纯伴奏,相当强烈,已经因为这lautmalende等等占.轻易获得这棵树只在其emblematischen柏树有多层含义,如死亡的象征——永远活在Threnodien Liszts第三年安é政权手里出来的炮制者de pèlerinage在Malipieros raffiniertem Orchesterbild I cipressi e渊vento由于午餐Impressioni vero第二个系列(1915年),或在Saint-Saën’bombastischem Weltkriegsecho Cyprès的lauriers为管风琴和乐团手术室156(1919年).埃里克的übergriffigkeiten Programmmusik verspottend写道:希望他的和谐中奇迹般的Liniengeflecht往往会很居然Nouvelleπèce froide名叫苏联合国arbre(1907年),扶Hindemith美好和他搭讪了两次第三号窗外树(.那晚她第15章中,1919),它放在.这棵树作为程序是它的怪异行径吗?
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Baum / Mensch / Klang / Kunst. Ein tönendes Arboretum
»Dem Baum, der schweigt, ist tiefer zu vertrauen / Als allen Redensarten / Als allen Zungen, die sich laut vermischen / Es ist die Stille, die zur Kunst entfacht, / Geschichte macht, / Solang, bis wir den Schmerz von unsren Stirnen / Wischen.«1 Hanns Dieter Hüsch wird in diesen Versen kaum daran gedacht haben, dass eine aus dem Schweigen des Baumes geborene Kunst gerade sie durchbricht – die Stille. Und doch verhält es sich so: Komponisten und KlangkünstlerInnen haben seit gut hundert Jahren das stumme Naturwesen zum Gegenstand musikalischer Werke und klingender Installationen gemacht. Natürlich widersetzt sich der einzelne Baum – anders als der Wald, der als Landschaft wahrgenommen wird und daher seit jeher bereitwillig zu komponierten Seelenund Stimmungslandschaften eingeladen hat – programmmusikalischen Annäherungsversuchen reiner Instrumentalmusik recht nachdrücklich, schon weil das lautmalende Moment entfällt. Problemlos verfügbar war der Baum lediglich in seinen emblematischen Bedeutungen, etwa die Zypresse als Symbol des Todes (und ewigen Lebens) in den verstörenden Threnodien aus Liszts drittem Jahr der Années de pèlerinage, in Malipieros raffiniertem Orchesterbild I cipressi e il vento aus der zweiten Serie der Impressioni dal vero (1915) oder in Saint-Saëns’ bombastischem Weltkriegsecho Cyprès et lauriers für Orgel und Orchester op. 156 (1919). Die Übergriffigkeiten der Programmmusik verspottend, schrieb Erik Satie seine in ihrem harmonisch bisweilen bizarren Liniengeflecht durchaus knorrige Nouvelle pièce froide namens Sur un arbre (1907), und Hindemith setzte mit seinem Phantastischen Duett zweier Bäume vor dem Fenster (Nr. 3 aus In der Nacht op. 15, 1919) gleichsam noch eins drauf. Der Baum als Programm – ein grotesker Irrweg also?
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