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Abstract
„Ein Ursprung der Gesprächsform Interview lässt sich nicht eindeutig ausmachen“, so Jens Ruchatz in der bislang einzigen umfassenden medienhistorischen Abhandlung zum Thema.1 Die Genealogie dieser spezifischen „Gesprächsform“ verweist vielmehr auf unterschiedliche Felder und Disziplinen wie den Journalismus, die Soziologie oder Psychiatrie, die ihrerseits eigene Traditionen ausgeprägt haben und auf verschiedene Vorformen hindeuten, die letztlich nicht einen, sondern zahlreiche Ursprungsszenarien der „Gesprächsform Interview“ nahelegen.2 Auf das engste verknüpft mit dem Problem der historischen Rekonstruktion ist die Frage nach der Beziehung des Interviews zum Gespräch. Während Ruchatz dieses als übergeordnete Kategorie behandelt, folglich das Interview als eine bestimmte Form des Gesprächs auffasst und auf diese Weise in einen weitgespannten kulturhistorischen Horizont rückt,3 wird andernorts von einer dezidierten Differenz ausgegangen: Im Historischen Wörterbuch der Rhetorik etwa heißt es: „Vom Gespräch unterscheidet sich das Interview dadurch, dass die Sprechenden eine stark vorstrukturierte Rolle [...] übernehmen, statt sich wie im Gespräch initiativ und reaktiv abzulösen.“4 Für die Geschichte des Interviews gilt, dass es sich spätestens seit dem 19. Jahrhundert einerseits als wichtiges methodisches Verfahren empirischer
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