{"title":"Infrastrukturelle Dramaturgien: Ästhetische Relationen im Nachleben der Gewaltgeschichte","authors":"Leon Gabriel","doi":"10.30965/25890859-05201005","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"\nEntgegen ihrer einstmaligen Ausrichtung im Geiste des deutschen Idealismus war und ist Dramaturgie immer schon aufs Engste mit den Infrastrukturen des Theater- und Kunstmachens verwoben. Denn über den bloßen (dramatischen) Narrationsverlauf hinaus bezeichnet Dramaturgie sowohl die ästhetische Strukturierung von Raum und Zeit als auch das Arbeitsfeld an der Schnittstelle von künstlerischem Ausdruck und Produktionsbedingungen – beides bündelt eine zentrale, aber versteckte politische Funktion. Dramaturgie ist die je spezifische Arbeit an diesem Verhältnis von ästhetischer Form und epistemischen, sozialen und materiellen Bedingungen. Der Beitrag erläutert dieses Verhältnis, indem er die Arbeitsweise und Ästhetik des kolumbianischen Theaterkollektivs Mapa Teatro anhand ihres jüngsten Projektes La Luna en el Amazonas untersucht. Gezeigt wird, inwiefern Dramaturgien und Infrastrukturen aufgrund ihrer relationalen Komponente zusammengedacht werden können, und wie durch konkrete dramaturgische Arbeit Infrastrukturen in ihren gegenwärtigen sowie historisch bedingten gewaltsamen Verhältnissen verhandelt werden. Sowohl die Inszenierung als auch Mapa Teatros Arbeitsweise sind deshalb Teil einer ‚infrastrukturellen Dramaturgie‘, weil hier die grundlegend relationale Arbeit (Dramaturgie) bezüglich spezifischer relationaler Gefüge zugespitzt wird (Infrastrukturen) – nicht zuletzt mit Blick auf extraktivistische Gewalt in der Vielschichtigkeit ihres Nachlebens.","PeriodicalId":55928,"journal":{"name":"ZEITSCHRIFT FUR FRANZOSISCHE SPRACHE UND LITERATUR","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2023-07-21","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"ZEITSCHRIFT FUR FRANZOSISCHE SPRACHE UND LITERATUR","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.30965/25890859-05201005","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LITERATURE, ROMANCE","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Entgegen ihrer einstmaligen Ausrichtung im Geiste des deutschen Idealismus war und ist Dramaturgie immer schon aufs Engste mit den Infrastrukturen des Theater- und Kunstmachens verwoben. Denn über den bloßen (dramatischen) Narrationsverlauf hinaus bezeichnet Dramaturgie sowohl die ästhetische Strukturierung von Raum und Zeit als auch das Arbeitsfeld an der Schnittstelle von künstlerischem Ausdruck und Produktionsbedingungen – beides bündelt eine zentrale, aber versteckte politische Funktion. Dramaturgie ist die je spezifische Arbeit an diesem Verhältnis von ästhetischer Form und epistemischen, sozialen und materiellen Bedingungen. Der Beitrag erläutert dieses Verhältnis, indem er die Arbeitsweise und Ästhetik des kolumbianischen Theaterkollektivs Mapa Teatro anhand ihres jüngsten Projektes La Luna en el Amazonas untersucht. Gezeigt wird, inwiefern Dramaturgien und Infrastrukturen aufgrund ihrer relationalen Komponente zusammengedacht werden können, und wie durch konkrete dramaturgische Arbeit Infrastrukturen in ihren gegenwärtigen sowie historisch bedingten gewaltsamen Verhältnissen verhandelt werden. Sowohl die Inszenierung als auch Mapa Teatros Arbeitsweise sind deshalb Teil einer ‚infrastrukturellen Dramaturgie‘, weil hier die grundlegend relationale Arbeit (Dramaturgie) bezüglich spezifischer relationaler Gefüge zugespitzt wird (Infrastrukturen) – nicht zuletzt mit Blick auf extraktivistische Gewalt in der Vielschichtigkeit ihres Nachlebens.
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