{"title":"(Post-)Koloniale Erinnerungen in der Presse: der Völkermord in Deutsch-Südwestafrika in deutschen und namibischen Zeitungen","authors":"Christina Haritos","doi":"10.22032/DBT.47744","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Der Volkermord in der Kolonie Deutsch-Sudwestafrika stellt bislang gultiges kulturelles Wissen uber die deutsche und die namibische Vergangenheit in Frage – was vor allem in den aktuellen Debatten um Kolonialdenkmaler und Strasennamen in beiden Landern zum Ausdruck kommt. Eingerahmt durch die erste deutsche Entschuldigung 2004 und die Klage der betroffenen Gruppen 2017 untersucht diese Arbeit die Produktion des Volkermordes im deutschen und namibischen kulturellen Gedachtnis durch journalistische Berichterstattung. Dabei soll beantwortet werden, anhand welcher diskursiven Regeln Journalismus den Volkermord in der verwobenen Erinnerungskultur beider Lander konstruiert. Mit einer kategoriengeleiteten qualitativen Inhaltsanalyse werden 142 Artikel in deutschen und namibischen Zeitungen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Journalismus dieses Thema weiterhin oft als historisches oder exotisches Interessensthema konstruiert. Dabei werden haufig koloniale Wissenshorizonte und Vorstellungen transportiert, selbst enn Kolonialismus fast ausnahmslos kritisch betrachtet wird. Die eigene Identitat wird dabei durch Kontrast zum abnormalen Volkermord gestarkt und so das Ereignis von der kollektiven Selbstkonstruktion ausgeklammert. Gleichzeitig wird eine transnationale Verstrickung des Diskurses in der prominenten Sprecherschaft von deutschsprachigen Wissenschaftler*innen sichtbar, die den Erinnerungsdiskurs masgeblich pragen.","PeriodicalId":29900,"journal":{"name":"Global Media Journal-Canadian Edition","volume":"19 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.6000,"publicationDate":"2021-02-12","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Global Media Journal-Canadian Edition","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.22032/DBT.47744","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q3","JCRName":"COMMUNICATION","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Der Volkermord in der Kolonie Deutsch-Sudwestafrika stellt bislang gultiges kulturelles Wissen uber die deutsche und die namibische Vergangenheit in Frage – was vor allem in den aktuellen Debatten um Kolonialdenkmaler und Strasennamen in beiden Landern zum Ausdruck kommt. Eingerahmt durch die erste deutsche Entschuldigung 2004 und die Klage der betroffenen Gruppen 2017 untersucht diese Arbeit die Produktion des Volkermordes im deutschen und namibischen kulturellen Gedachtnis durch journalistische Berichterstattung. Dabei soll beantwortet werden, anhand welcher diskursiven Regeln Journalismus den Volkermord in der verwobenen Erinnerungskultur beider Lander konstruiert. Mit einer kategoriengeleiteten qualitativen Inhaltsanalyse werden 142 Artikel in deutschen und namibischen Zeitungen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Journalismus dieses Thema weiterhin oft als historisches oder exotisches Interessensthema konstruiert. Dabei werden haufig koloniale Wissenshorizonte und Vorstellungen transportiert, selbst enn Kolonialismus fast ausnahmslos kritisch betrachtet wird. Die eigene Identitat wird dabei durch Kontrast zum abnormalen Volkermord gestarkt und so das Ereignis von der kollektiven Selbstkonstruktion ausgeklammert. Gleichzeitig wird eine transnationale Verstrickung des Diskurses in der prominenten Sprecherschaft von deutschsprachigen Wissenschaftler*innen sichtbar, die den Erinnerungsdiskurs masgeblich pragen.