{"title":"Theatermachen als Zeit-Erfahrung: Kollektive Produktionsverfahren in den 1960/70er-Jahren und zu Beginn des 21. Jahrhunderts","authors":"Vera Nitsche","doi":"10.4000/germanica.11015","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Auf kleinen und auf grosen Buhnen, beim alternativen Impulse-Festival ebenso wie beim renommierten Theatertreffen – die kunstlerischen Erfolge der Theaterkollektive zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind unubersehbar. Wie auch schon um die Jahrzehntwende 1960/70 multiplizieren sich kollektive Produktionsformen und der Diskurs um Arbeitsweisen am Theater verdichtet sich zusehends. Damals wie heute versteht sich das Kollektiv als ein Alternativmodell zu den als hierarchisch und autoritar kritisierten Strukturen des Stadttheaters. Das Konzept und der Begriff des Kollektivs haben sich seit den 1960/70er-Jahren jedoch grundlegend geandert. Wahrend die kollektive Theaterarbeit fruher als die Vorausnahme sozialistischer Produktions- und Gesellschaftsformen galt, werden die heutigen Kollektive als Ausdruck neoliberaler Deregulierung wahrgenommen. Diese Verkehrung der Sichtweise auf das Kollektiv hangt mit den gesellschaftspolitischen und politikphilosophischen Umbruchen seit den 1960/70er-Jahren zusammen. Die Organisationsformen, Arbeitsweisen und kunstlerischen Ausdrucksmittel der Theaterkollektive weisen eine interdependente Beziehung zu den ihnen jeweils zeitgenossischen soziopolitischen Entwicklungen und intellektuellen Diskursen auf. Am Beispiel der beiden Kollektiv-Generationen lasst sich exemplarisch aufzeigen, dass die Zeit-Erfahrung ganz konkrete Auswirkungen auf die kunstlerischen Arbeitsweisen und asthetischen Ausdrucksmittel innerhalb einer Gesellschaft hat.","PeriodicalId":41515,"journal":{"name":"COLLOQUIA GERMANICA","volume":"13 1","pages":""},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2021-06-28","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"COLLOQUIA GERMANICA","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.4000/germanica.11015","RegionNum":4,"RegionCategory":"文学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"LANGUAGE & LINGUISTICS","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Auf kleinen und auf grosen Buhnen, beim alternativen Impulse-Festival ebenso wie beim renommierten Theatertreffen – die kunstlerischen Erfolge der Theaterkollektive zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind unubersehbar. Wie auch schon um die Jahrzehntwende 1960/70 multiplizieren sich kollektive Produktionsformen und der Diskurs um Arbeitsweisen am Theater verdichtet sich zusehends. Damals wie heute versteht sich das Kollektiv als ein Alternativmodell zu den als hierarchisch und autoritar kritisierten Strukturen des Stadttheaters. Das Konzept und der Begriff des Kollektivs haben sich seit den 1960/70er-Jahren jedoch grundlegend geandert. Wahrend die kollektive Theaterarbeit fruher als die Vorausnahme sozialistischer Produktions- und Gesellschaftsformen galt, werden die heutigen Kollektive als Ausdruck neoliberaler Deregulierung wahrgenommen. Diese Verkehrung der Sichtweise auf das Kollektiv hangt mit den gesellschaftspolitischen und politikphilosophischen Umbruchen seit den 1960/70er-Jahren zusammen. Die Organisationsformen, Arbeitsweisen und kunstlerischen Ausdrucksmittel der Theaterkollektive weisen eine interdependente Beziehung zu den ihnen jeweils zeitgenossischen soziopolitischen Entwicklungen und intellektuellen Diskursen auf. Am Beispiel der beiden Kollektiv-Generationen lasst sich exemplarisch aufzeigen, dass die Zeit-Erfahrung ganz konkrete Auswirkungen auf die kunstlerischen Arbeitsweisen und asthetischen Ausdrucksmittel innerhalb einer Gesellschaft hat.