{"title":"Was macht eigentlich die Forschung an den Fakultäten für Physiotherapie?","authors":"K.-F Heise1","doi":"10.1055/s-2008-1027718","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Korrespondenzadresse Kirstin-Friederike Heise PT, BSc, MSc kirstin.heise@gmx.de In Deutschland definieren das Hochschulrahmengesetz bzw. die Hochschulgesetze der L nder gleich zuoberst den Auftrag der Hochschulen folgendermaßen: „Die Hochschulen dienen entsprechend ihrer Aufgabenstellung der Pflege und der Entwicklung der Wissenschaften [...] durch Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung [...]. Sie bereiten auf berufliche T tigkeiten vor, die die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und wissenschaftlicher Methoden [...] erfordern“ [2]. Neugierig suche ich also auf den Internetseiten der zahlreichen Physiotherapiestudieng nge in Deutschland, sterreich und der Schweiz nach den Forschungsberichten und Projektbeschreibungen. Mit wenigen Ausnahmen suche ich allerdings vergeblich. Gibt es die physiotherapeutische Forschung an den Fakult ten nicht – bisher also nur Lehre ohne Forschung? Ich bleibe hartn ckig und frage nach bei denjenigen, die es wissen m ssen. Eine kleine Erhebung ohne Anspruch auf Vollst ndigkeit und Repr sentativit t, in einem Convenience sample gewissermaßen. (Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den Professorinnen und Professoren Friederike Baeumer, Wiebke Gçhner, Stefan Greß, Ruth Haas, Heidi Hçppner, Astrid Sch mann, Erwin Scherfer und Christoff Zalpour, daf r dass sie meine Fragen so bereitwillig beantworteten und ihre Visionen mitteilten). Zun chst interessiert mich der Status quo der Forschung an den physiotherapeutischen Fakult ten und wie sie realisiert wird. Hier zeigt sich ein Spektrum von „Nein, gegenw rtig haben wir nur viele Ideen im Kopf. Wir sind noch zu sehr mit dem Aufbau des eigentlichen Studiengangs besch ftigt. Zeitliche Ressourcen f r den Aufbau von Forschungskapazit ten sind kaum vorhanden“ bis hin zu mehreren parallel laufenden „ernst zu nehmenden“, durch hochschulinterne oder Drittmittel gefçrderten Projekten. Inhalte der Forschung sind an vielen Standorten der Versorgungsforschung, der Forschung zur Professionalisierung und dem Berufsfeld zuzuordnen. Nur wenige Projekte befassen sich mit der Untersuchung von Effekten und Effektivit t therapeutischer Interventionen. Mancherorts werden die Forschungsprojekte im Einzelk mpferdasein oder mit der „Eichhçrnchen-Methode [...] (hier ein Assessment bersetzen, dort eine Einzelfallanalyse durchf hren, hier ein Forschungssymposium) und allm hlich zu Grçßerem bergehen“, realisiert. Andere verf gen bereits ber Ressourcen zur Besch ftigung wissenschaftlicher Mitarbeiter, die allerdings selten hauptamtlich f r die Forschung angestellt sind, wie es an der Z rcher Fachhochschule in Winterthur der Fall ist. Bemerkenswert sind hier und da beginnende Kooperationen innerhalb der Hochschulen mit Gesundheitsdienstleistern sowie der Industrie. In Osnabr ck ist die Forschung beispielsweise in fakult ts bergreifende Kooperationen mit Ingenieuren, Medieninformatikern und Musikwissenschaftlern eingebettet, und auch in der Fachhochschule Oldenburg/ Ostfriesland/Wilhelmshaven bestehen interinstitutionelle Kooperationen. Das Einwerben zus tzlicher finanzieller Ressourcen ist sehr schwierig, insbesondere f r Neulinge auf dem Parkett, die sich noch keinen Namen gemacht haben. Stellen doch die etablierten Forschungsgebiete nicht nur die Konkurrenz, sondern letztendlich auch die entscheidungstragenden Instanzen bei der Verteilung der Mittel dar. Umso eindrucksvoller sind die Ergebnisse in meiner kleinen Stichprobe: Die Fachhochschule Kiel konnte finanzielle Mittel durch Kooperation z.B. mit der Deutschen Rheuma-Liga und die Fachhochschule Osnabr ck Drittmittel vom Bundesministerium f r Gesundheit sowie dem nieders chsischen Ministerium f r Wissenschaft und Forschung einwerben. Die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven war bei der VW-Stiftung und bei der Arbeitsgruppe Innovative Projekte des Ministeriums f r Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen erfolgreich. F r alle wissenschaftlichen Arbeitsgruppen ist das Einwerben von Drittmitteln unerl sslich und gehçrt zum m hsamen t glichen Gesch ft. War man dann endlich erfolgreich, sollte nicht mit Eigenlob und positiver Selbstdarstellung gespart werden. Es ist wichtig, diese Ergebnisse verst rkt nach außen zu kommunizieren – f r die betreffende Arbeitsgruppe und f r die zuk nftigen Antragsteller –, denn es gilt, sich bei den potenziellen Drittoder Viertmittelgebern zunehmend Gehçr zu verschaffen. Mein Vorschlag w re, die erfolgreich eingeworbenen Gelder und die laufenden Projekte nicht zu weit hinten auf der Homepage zu verstecken, sondern insbesondere in die Pflege und sorgf ltige Aktualisierung der Internetauftritte zu investieren. Fragt man nach den Wunschvorstellungen und Visionen f r ein ideales Forschungsumfeld, so unterscheiden sich diese kaum voneinander: „Nat rlich brauchen wir Fçrderprogramme, die uns miteinbeziehen, oder aber auch gefçrderte Forschungsverb nde“, „dass man im Aufbau von Forschungseinheiten eine gute Vorschubfinanzierung ber die Hochschulen etabliert“, „eine wirklich ernstzunehmende Forschungsstiftung“, „internationale Kontakte“, „eine inter-","PeriodicalId":42379,"journal":{"name":"Physio-Geo","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.9000,"publicationDate":"2008-09-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Physio-Geo","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1055/s-2008-1027718","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"GEOSCIENCES, MULTIDISCIPLINARY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Korrespondenzadresse Kirstin-Friederike Heise PT, BSc, MSc kirstin.heise@gmx.de In Deutschland definieren das Hochschulrahmengesetz bzw. die Hochschulgesetze der L nder gleich zuoberst den Auftrag der Hochschulen folgendermaßen: „Die Hochschulen dienen entsprechend ihrer Aufgabenstellung der Pflege und der Entwicklung der Wissenschaften [...] durch Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung [...]. Sie bereiten auf berufliche T tigkeiten vor, die die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und wissenschaftlicher Methoden [...] erfordern“ [2]. Neugierig suche ich also auf den Internetseiten der zahlreichen Physiotherapiestudieng nge in Deutschland, sterreich und der Schweiz nach den Forschungsberichten und Projektbeschreibungen. Mit wenigen Ausnahmen suche ich allerdings vergeblich. Gibt es die physiotherapeutische Forschung an den Fakult ten nicht – bisher also nur Lehre ohne Forschung? Ich bleibe hartn ckig und frage nach bei denjenigen, die es wissen m ssen. Eine kleine Erhebung ohne Anspruch auf Vollst ndigkeit und Repr sentativit t, in einem Convenience sample gewissermaßen. (Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den Professorinnen und Professoren Friederike Baeumer, Wiebke Gçhner, Stefan Greß, Ruth Haas, Heidi Hçppner, Astrid Sch mann, Erwin Scherfer und Christoff Zalpour, daf r dass sie meine Fragen so bereitwillig beantworteten und ihre Visionen mitteilten). Zun chst interessiert mich der Status quo der Forschung an den physiotherapeutischen Fakult ten und wie sie realisiert wird. Hier zeigt sich ein Spektrum von „Nein, gegenw rtig haben wir nur viele Ideen im Kopf. Wir sind noch zu sehr mit dem Aufbau des eigentlichen Studiengangs besch ftigt. Zeitliche Ressourcen f r den Aufbau von Forschungskapazit ten sind kaum vorhanden“ bis hin zu mehreren parallel laufenden „ernst zu nehmenden“, durch hochschulinterne oder Drittmittel gefçrderten Projekten. Inhalte der Forschung sind an vielen Standorten der Versorgungsforschung, der Forschung zur Professionalisierung und dem Berufsfeld zuzuordnen. Nur wenige Projekte befassen sich mit der Untersuchung von Effekten und Effektivit t therapeutischer Interventionen. Mancherorts werden die Forschungsprojekte im Einzelk mpferdasein oder mit der „Eichhçrnchen-Methode [...] (hier ein Assessment bersetzen, dort eine Einzelfallanalyse durchf hren, hier ein Forschungssymposium) und allm hlich zu Grçßerem bergehen“, realisiert. Andere verf gen bereits ber Ressourcen zur Besch ftigung wissenschaftlicher Mitarbeiter, die allerdings selten hauptamtlich f r die Forschung angestellt sind, wie es an der Z rcher Fachhochschule in Winterthur der Fall ist. Bemerkenswert sind hier und da beginnende Kooperationen innerhalb der Hochschulen mit Gesundheitsdienstleistern sowie der Industrie. In Osnabr ck ist die Forschung beispielsweise in fakult ts bergreifende Kooperationen mit Ingenieuren, Medieninformatikern und Musikwissenschaftlern eingebettet, und auch in der Fachhochschule Oldenburg/ Ostfriesland/Wilhelmshaven bestehen interinstitutionelle Kooperationen. Das Einwerben zus tzlicher finanzieller Ressourcen ist sehr schwierig, insbesondere f r Neulinge auf dem Parkett, die sich noch keinen Namen gemacht haben. Stellen doch die etablierten Forschungsgebiete nicht nur die Konkurrenz, sondern letztendlich auch die entscheidungstragenden Instanzen bei der Verteilung der Mittel dar. Umso eindrucksvoller sind die Ergebnisse in meiner kleinen Stichprobe: Die Fachhochschule Kiel konnte finanzielle Mittel durch Kooperation z.B. mit der Deutschen Rheuma-Liga und die Fachhochschule Osnabr ck Drittmittel vom Bundesministerium f r Gesundheit sowie dem nieders chsischen Ministerium f r Wissenschaft und Forschung einwerben. Die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven war bei der VW-Stiftung und bei der Arbeitsgruppe Innovative Projekte des Ministeriums f r Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen erfolgreich. F r alle wissenschaftlichen Arbeitsgruppen ist das Einwerben von Drittmitteln unerl sslich und gehçrt zum m hsamen t glichen Gesch ft. War man dann endlich erfolgreich, sollte nicht mit Eigenlob und positiver Selbstdarstellung gespart werden. Es ist wichtig, diese Ergebnisse verst rkt nach außen zu kommunizieren – f r die betreffende Arbeitsgruppe und f r die zuk nftigen Antragsteller –, denn es gilt, sich bei den potenziellen Drittoder Viertmittelgebern zunehmend Gehçr zu verschaffen. Mein Vorschlag w re, die erfolgreich eingeworbenen Gelder und die laufenden Projekte nicht zu weit hinten auf der Homepage zu verstecken, sondern insbesondere in die Pflege und sorgf ltige Aktualisierung der Internetauftritte zu investieren. Fragt man nach den Wunschvorstellungen und Visionen f r ein ideales Forschungsumfeld, so unterscheiden sich diese kaum voneinander: „Nat rlich brauchen wir Fçrderprogramme, die uns miteinbeziehen, oder aber auch gefçrderte Forschungsverb nde“, „dass man im Aufbau von Forschungseinheiten eine gute Vorschubfinanzierung ber die Hochschulen etabliert“, „eine wirklich ernstzunehmende Forschungsstiftung“, „internationale Kontakte“, „eine inter-