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Abstract
Der Klimawandel verändert die Wuchsbedingungen der Waldbäume, weshalb langfristig markante Verschiebungen in der Baumartenzusammensetzung des Schweizer Waldes zu erwarten sind. Die TreeApp ist ein Werkzeug für die Forstpraxis zur Ermittlung von Baumarten, die für das zukünftige Klima wahrscheinlich geeignet sind. In dieser Arbeit vergleichen wir Empfehlungen der TreeApp mit der im 4. Landesforstinventar (LFI4) beobachteten Artenzusammensetzung der Bäume (≥12 cm Brusthöhendurchmesser [BHD]) und der Verjüngung (<12 cm BHD), wobei wir auch die Präsenz von potenziellen Samenbäumen berücksichtigten. Wir stellen ein einfaches Bewertungsschema vor, mit dem wir die Stichprobenflächen des LFI in drei Stufen der Zukunftsfähigkeit (Grad der Anpassung an das Klima am Ende dieses Jahrhunderts) einteilen konnten. Schweizweit wurde der Wald auf 57% der Stichprobenflächen als zukunftsfähig, auf 23% als bedingt zukunftsfähig und auf 17% als nicht zukunftsfähig beurteilt. Dabei zeigte sich eine Häufung von nicht zukunftsfähigen Flächen in Fichtenwäldern in den Kantonen Graubünden und Wallis. Im Schutzwald der Voralpen, der Alpen und der Alpensüdseite wurde die Verjüngung auf 25% der Stichprobenflächen als nicht zukunftsfähig eingeschätzt, und auf 22% wurde keine Verjüngung beobachtet. Mit steigendem Fichtenanteil nahm der Anteil des Baumbestands ohne Zukunftsfähigkeit zu. Im Mittelland und im Jura wurde die Verjüngung auf einem grösseren Flächenanteil als zukunftsfähig eingeschätzt als der Baumbestand. Wenn Samenbäume berücksichtigt wurden, war der Stichprobenflächenanteil mit zukunftsfähiger Bestockung um bis zu 16 Prozentpunkte (Voralpen) höher, als wenn nur die Verjüngung betrachtet wurde. Diese Resultate unterstreichen die Notwendigkeit der Förderung einer zukunftsfähigen Verjüngung im Gebirgswald, bieten nützliche Grundlagen für die strategische Waldplanung und tragen so zur Anpassung des Waldes an den Klimawandel bei.