P. Wülfing, M. Smollich, C. Kersting, I. Conzelmann, M. Götte, L. Kiesel
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Abstract
Hintergrund: Die Endothelin (ET)-Achse, welche aus den drei Isoformen eines 21-Aminosaure-Peptides, ET-1, ET-2 und ET-3, und den beiden G-Protein-gekoppelten Rezeptoren, ETAR und ETBR, besteht, ist fur die Entstehung und Progression von Tumoren von Bedeutung. Die tumor-assoziierten Mechanismen wie Proliferation, Angiogenese und Antiapoptose werden insbesondere durch ET-1 via ETAR induziert. Wir haben zuvor zeigen konnen, dass beim Mammakarzinom eine Uberexpression von ET-1 und ETAR besteht. Die ETAR Expression korrelierte hierbei mit aggressiveren Tumoren und einem signifikant schlechteren Uberleben sowie einer Chemoresistenz. Ziel der aktuellen Studie war zu untersuchen, ob ein Zusammenhang zwischen der ET-Expression und der Invasion beim Mammakarzinom besteht. Material und Methoden: Zu diesem Zweck wurden bei verschiedenen etablierten Mammakarzinom-Zellinien (MCF-7, MDA-MB-468 und MDA-MB-231) in vitro die Effekte von ET-1 bzw. Atrasentan (ABT-627), einem selektiven ETAR-Antagonisten, unter Verwendung modifizierter Boyden chambers (BioCoat Invasion chambers; Becton Dickinson) auf das Invasionsverhalten untersucht. Die Mammakarzinom-Zellen wurden fur 48h mit/ohne ET-1 (107 mol) und/oder Atrasentan (1µmol) inkubiert. Die invasiven Zellen an der Unterseite des Matrigel-beschichteten Filters wurden nach Fixierung und Farbung mithilfe eines Lichtmikroskops quantifiziert. Jeder Versuch wurde mind. dreimalig durchgefuhrt. Fur die Untersuchung der Fragestellung an humanem Tumormaterial wurden Gewebechips (Tissue microarray; TMA) mit je drei Gewebeproben aus dem Primartumor bzw. einer Lymphknotenmetastase bei 35 nodal-positiven Mammakarzinom-Patientinnen konstruiert und Serienschnitte dieses TMAs immunhistochemisch gegen ET-1 bzw. ETAR gefarbt und die Farbeintensitat semiquantitativ ausgewertet. Ergebnisse: Die bei den Invasionsassays eingesetzten Zellinien besitzen ein unterschiedliches Invasions-Potenzial: MCF-7 ist wenig, MDA-MB-468 masig und MDA-MB-231 hoch invasiv. Die Inkubation mit ET-1 fuhrte zu einer signifikanten Steigerung der Invasion verglichen mit den unbehandelten Kontrollen. Die ET-1-induzierte Zunahme der Invasion korrelierte invers mit dem zugrunde liegenden invasiven Potenzial der Zellen; insofern haben wir die starksten ET-1 Effekte bei MCF-7 beobachtet (p=0,008). Bei allen eingesetzten Zellinien wurde die stimulierende Wirkung von ET-1 auf die Invasion durch den ETAR-Antagonisten Atrasentan komplett blockiert (MCF-7 und MDA-MB-231: p<0,001; MDA-MB-468: p=0,025). Ferner wurde das Invasionsverhalten der drei Zellinien (ohne Zugabe von exogenem ET-1) gehemmt, was darauf hindeutet, dass endogenes ET-1 als autokriner Stimulus fur die Invasivitat von Mammakarzinom-Zellinien dienen konnte. Die inhibitorischen Effekte von Atrasentan waren wiederum bei MCF-7 am ausgepragtesten mit einer um 40% reduzierten Invasionsrate (p=0,030). Die Evaluation der Farbergebnisse am TMA ergab fur die ETAR Expression einen Zusammenhang mit der Metastasierung: 18/34 (53%) Primartumoren verglichen mit 27/34 (82%) Lymphknotenmetastasen waren ETAR-positiv (p=0,021). Bei 11 der 27 Patientinnen mit einer ETAR-positiven Lymphknotenmetastase (41%) war bei dem Primarius keine ETAR-Uberexpression beobachtet worden. Demgegenuber hatten alle Patientinnen mit stark ETAR-exprimierenden Primartumor (n=10) ebenfalls ETAR-exprimierende Lymphknotenmetastasen (p=0,055). Diskussion: Unsere Ergebnisse deuten auf eine Bedeutung der ET-Achse und insbesondere von ETAR fur die Invasion und Metastasierung beim Mammakarzinom hin. Diese kann in vitro durch den Einsatz eines selektiven ETAR-Antagonisten gehemmt werden. Weitere Studien mussen zeigen, ob dieser potenzielle Angriffspunkt fur eine zielgerichtete molekulare Therapie auch in vivo klinische Anwendung finden konnte.