Anständig bleiben: Über den Zusammenhang von Respekt und Selbstbewusstsein in unseren Tagen

IF 0.6 Q4 PSYCHOLOGY, CLINICAL
Andreas Wittrahm
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Abstract

„Anstand“ und „anständig“ – das sind Wörter, die der Rezensent aus seiner Kindheit in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts kennt und nicht unbedingt in guter Erinnerung behalten hat. „Jetzt wird es unanständig. . .“ hieß es etwa im Elternhaus, wenn in eine Unterhaltungssendung im Fernsehen (Film, Serie oder Show) sexuelle Inhalte eindrangen. „Benehmt euch anständig“ hieß es, wenn die Kinder in den Gottesdienst, zu einer Feier oder sonst wo in die Öffentlichkeit aufbrachen. Die Ermahnung zielte darauf, ja nicht unangenehm (kritisch, „vorlaut“ oder einfach unangepasst) aufzufallen. Mit den Worten „Die haben keinen Anstand“ riss ein Lehrer die Plakate einiger Rockgruppen von den Wänden, mit denen der Klassenraum geschmückt war. Zu häufig wurde noch in der Nachkriegszeit „Anstand“ mit ungefragter Anpassung an Konventionen verwechselt, und folglich geriet der Begriff im großen kulturellen Umbruch der 60er und 70er-Jahre auch kräftig unter die Räder. Und dennoch greift ein kultur-politischer Essayist unserer Tage auf diesen Begriff zurück, um sich damit auseinanderzusetzen, was in unserer aktuellen Zivilisation schief läuft und wie sich der einzelne dazu verhalten kann. Es handelt sich – und darum sei das Buch den Lesern von EJMH gleich zu Beginn unbedingt ans Herz gelegt –, um einen moral-analytischen Essay mit einem tugend-ethischen Ansatz. Dabei gelingt es dem Autor, vielfältige Alltagsbeispiele aus dem täglichen Leben, aber auch aus der großen Politik mit menschlichen Grundtugenden wie Respekt und Empathie zu verknüpfen – ohne zu moralisieren. „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“ – so lautet der Titel dieses im vergangenen Jahr veröffentlichten Essays, der binnen eines Jahres bereits vier Auflagen erzielte. Das Thema scheint den Nerv der Zeit zu treffen. Axel Hacke ist ein im deutschen Sprachraum ein sehr bekannter Essayist und Kolumnist, der seit vielen Jahren im Magazin der Süddeutschen Zeitung in einer Kolumne das politische Zeitgeschehen kommentiert und in seinen Büchern European Journal of Mental Health 13 (2018) 225–230 https://doi.org/10.5708/EJMH.13.2018.2.7
今天就是尊重和自信常在一起的日子
“公正”与“公正”是一个人在上个世纪60年代中期就经常使用的词语,并不是特别容易被人铭记的。”现在这段感情变质了:“你在家时,电视节目(电影、电视剧或节目)上的一则色情节目就等于说:”要“谨守规矩”,孩童在聚会或公众场合出没。劝告旨在帮助所有人都“服从”别人,以免对方不自在(挑唆、挑唆、不听人家说话)。一个教师说:“他们毫无羞耻心”,然后又拆毁了学校墙上一些摇滚集会的标语,把教室装饰得亮堂堂。在二战结束后,人们经常把“体面”和严格的习惯调整搞得乱七八糟,于是在六七十年代的大文化转型中,这一概念也被粉碎了。然而当今一个文化和政治的随笔作家借用这个词来尝试去理解什么在我们现代文明中出了问题,以及我们个人如何在历史上做出行为。这本书从开头就令人震惊。这本书的作者可以把日常生活和知名政治生活中的各种生活经历与各种人类的基本美德——例如尊重和同理心——联系起来,而不用将其制度化。”这是在去年出版的一篇文章的题目,在一年之内出版了4篇。这个问题似乎触动了时代的要弦。阿克塞尔砍是在德国Sprachraum一个非常著名的散文家兼专栏作家,多年来在杂志《南德意志报》专栏中政治不要讲时事评论和在选书的欧洲精神卫生杂志》(英语)第13 (2018)225-230 https://doi.org/10.5708/EJMH.13.2018.2.7
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European Journal of Mental Health
European Journal of Mental Health PSYCHOLOGY, CLINICAL-
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期刊介绍: The European Journal of Mental Health, an open-access, peer reviewed, interdisciplinary, professional journal concerned with mental health, personal well-being and its supporting ecosystems that acknowledge the importance of people’s interactions with their environments, established in 2006, is published on 280 pages per volume in English and German by the Semmelweis University Institute of Mental Health. The journal’s professional oversight is provided by the Editor-in-Chief and an international Editorial Board, assisted by an Advisory Board. The semiannual journal, with issues appearing in June and December, is published in Budapest. The journal aims at the dissemination of the latest scientific research on mental health and well-being in Europe. It seeks novel, integrative and comprehensive, applied as well as theoretical articles that are inspiring for professionals and practitioners with different fields of interest: social and natural sciences, humanities and different segments of mental health research and practice. The primary thematic focus of EJMH is the social-ecological antecedents of mental health and foundations of human well-being. Most specifically, the journal welcomes contributions that present high-quality, original research findings on well-being and mental health across the lifespan and in historical perspective.
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