{"title":"Les bronzes envoyés de Florence à Saint-Germain-en-Laye, la Vénus de 1597 et les dernières oeuvres de Jean Bologne","authors":"Alexander Rudigier","doi":"10.3406/bulmo.2016.12840","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Von den sechs Bronzen Giambolognas, die Heinrich IV. zum Geschenk erhielt (siehe den vorhergehenden Beitrag von Blanca Truyols) scheinen drei uberlebt zu haben : der Merkur (Paris, Louvre), dessen Ausfuhrung hier seinem Schuler Hans Reichle zugeschrieben wird ; der Triton (New York, Metropolitan Museum), den die Untersuchung als sein eigenhandiges Werk erweist ; eine bislang unbekannte Venus (Privatsammlung), die jungst in Frankreich wiederentdeckt wurde und aus dem Schloss Louis Hesselins stammen durfte, eines Kunstsammlers, der Konig Ludwig XIII. nahestand. Als einzige jemals wiederentdeckte Bronzestatue des Meisters steht sie im Zentrum dieser Studie. Im Typ ist sie die Wiederholung einer fruheren Marmorstatue, der sog. Bathseba (Los Angeles, Getty Museum), von der sie sich aber durch eine veranderte Haltung und die Art ihrer Ausfuhrung unterscheidet, was die Moglichkeit eines Abgusses ausschliest. Sehr genaue Vergleiche mit anderen Werken Giambolognas zwingen hingegen dazu, in ihr ein Original des Kunstlers zu sehen, eine eigenhandige Zweitfassung. Sie ist 1597 datiert und von einem deutschen Gieser, Gerhardt Meyer, signiert, dessen Laufbahn hier umrissen wird, und der zu dieser Zeit in Florenz tatig gewesen sein muss. Der Sinn der zweigeteilten Inschrift lasst sich durch eine Studie des damaligen Gusswesens erhellen, eine Abweichung in der Schreibweise der Jahreszahl dank technischer Untersuchungen. Die Zuordnung dieser drei Figuren fuhrt zu einer allgemeinen Neubewertung des Spatwerks Giambolognas, das hinsichtlich seiner vom Auftraggeber vorgegebenen Aufgabenstellungen, seiner Praxis, fruhere Schopfungen, deren Modelle er aufbewahrte, weiterzuentwickeln wie auch der Mode seiner Zeit betrachtet wird. Es ergibt sich ein neues Bild von seiner Kunst, das zeigt, dass sein Stil keiner kontinuierlichen Entwicklung folgt, weshalb es auch unmoglich ist, seine Skulpturen stilistisch zu datieren. Ein Exkurs ist dem non finito in der Florentiner Skulptur gewidmet, einem von Donatello erfundenen Gestaltungsmittel. Nach ihm weitgehend in Vergessenheit geraten, wurde es von Vasari zu neuer Wertschatzung gebracht, gerade zum Zeitpunkt von Giambolognas Eintreffen in Florenz. Gleichzeitig kam damals der Disegno-Diskurs auf, demnach der bildhauerische Entwurf als spontane Ubertragung der gottlichen Inspiration des Kunstlers galt : Giambologna setzte dieses Gedankengut in seinen Bronzeskulpturen um, insbesondere in der Venus von 1597.","PeriodicalId":42513,"journal":{"name":"BULLETIN MONUMENTAL","volume":"174 1","pages":"287-356"},"PeriodicalIF":0.5000,"publicationDate":"2016-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"BULLETIN MONUMENTAL","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3406/bulmo.2016.12840","RegionNum":3,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"0","JCRName":"ARCHAEOLOGY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Von den sechs Bronzen Giambolognas, die Heinrich IV. zum Geschenk erhielt (siehe den vorhergehenden Beitrag von Blanca Truyols) scheinen drei uberlebt zu haben : der Merkur (Paris, Louvre), dessen Ausfuhrung hier seinem Schuler Hans Reichle zugeschrieben wird ; der Triton (New York, Metropolitan Museum), den die Untersuchung als sein eigenhandiges Werk erweist ; eine bislang unbekannte Venus (Privatsammlung), die jungst in Frankreich wiederentdeckt wurde und aus dem Schloss Louis Hesselins stammen durfte, eines Kunstsammlers, der Konig Ludwig XIII. nahestand. Als einzige jemals wiederentdeckte Bronzestatue des Meisters steht sie im Zentrum dieser Studie. Im Typ ist sie die Wiederholung einer fruheren Marmorstatue, der sog. Bathseba (Los Angeles, Getty Museum), von der sie sich aber durch eine veranderte Haltung und die Art ihrer Ausfuhrung unterscheidet, was die Moglichkeit eines Abgusses ausschliest. Sehr genaue Vergleiche mit anderen Werken Giambolognas zwingen hingegen dazu, in ihr ein Original des Kunstlers zu sehen, eine eigenhandige Zweitfassung. Sie ist 1597 datiert und von einem deutschen Gieser, Gerhardt Meyer, signiert, dessen Laufbahn hier umrissen wird, und der zu dieser Zeit in Florenz tatig gewesen sein muss. Der Sinn der zweigeteilten Inschrift lasst sich durch eine Studie des damaligen Gusswesens erhellen, eine Abweichung in der Schreibweise der Jahreszahl dank technischer Untersuchungen. Die Zuordnung dieser drei Figuren fuhrt zu einer allgemeinen Neubewertung des Spatwerks Giambolognas, das hinsichtlich seiner vom Auftraggeber vorgegebenen Aufgabenstellungen, seiner Praxis, fruhere Schopfungen, deren Modelle er aufbewahrte, weiterzuentwickeln wie auch der Mode seiner Zeit betrachtet wird. Es ergibt sich ein neues Bild von seiner Kunst, das zeigt, dass sein Stil keiner kontinuierlichen Entwicklung folgt, weshalb es auch unmoglich ist, seine Skulpturen stilistisch zu datieren. Ein Exkurs ist dem non finito in der Florentiner Skulptur gewidmet, einem von Donatello erfundenen Gestaltungsmittel. Nach ihm weitgehend in Vergessenheit geraten, wurde es von Vasari zu neuer Wertschatzung gebracht, gerade zum Zeitpunkt von Giambolognas Eintreffen in Florenz. Gleichzeitig kam damals der Disegno-Diskurs auf, demnach der bildhauerische Entwurf als spontane Ubertragung der gottlichen Inspiration des Kunstlers galt : Giambologna setzte dieses Gedankengut in seinen Bronzeskulpturen um, insbesondere in der Venus von 1597.