{"title":"Matthias Johannes Bauer, »Der Allten Fechter gründtliche Kunst«. Das Frankfurter oder Egenolffsche Fechtbuch. Untersuchung und Edition, München: Utz 2016, 319 S. (= Geschichtswissenschaften, 37), EUR 69,00 [ISBN 978‑3‑8316‑4559‑6]","authors":"Hiram Kümper","doi":"10.1515/MGZS-2019-0024","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Das sogenannte Frankfurter oder Egenolffsche Fechtbuch aus dem Jahr 1558 ist eine spannende Quelle der »Allten Fechter gründtliche[n] Kunst«, einer Form jener Kunst also, die hier nicht wie in vielen Fechthandschriften als lebendige Praxis oder als spezialisiertes Arkanwissen, sondern als zu revitalisierende Tradition dargestellt wird. Entstanden in einem damaligen Zentrum der deutschen Fechtkunst ist sein eigentlicher Verfasser unbekannt. Christian Egenolff, nach dem es manchmal benannt wird, war 1531 der Verleger, aber selbst kein Fechtmeister. In den zwei Jahrzehnten nach seinem Erscheinen hat das Buch mit seinen über 40 Holzschnitten noch drei weitere Auflagen erlebt. Bisher galt als ausgemacht, dass sich diese in Text und Bild nicht unterschieden. Die hier vorgelegte Edition, mit welcher der Verfasser an der Universität Duisburg-Essen promoviert worden ist, korrigiert diese Annahme allerdings. Sie zeigt die Unterschiede zwischen den einzelnen Auflagen auf. Auf den ersten Blick wirkt Bauers Unterfangen fast ein wenig selbstreferenziell: Warum einen frühneuzeitlichen Druck heute, im Zeitalter der Digitalisierung, noch abschreiben und die Varianten der Neuauflagen minutiös nachweisen? Was ist dadurch gewonnen? Würde eine exemplarische Untersuchung, die den Unterschied zwischen den Auflagen triftig nachweist, nicht reichen? Kurz gesagt: Braucht es eine Edition dieses Fechtbuches? Darauf antwortet auch der Hinweis, das Egenolffsche sei »das erste bekannte deutschsprachige Fechtbuch, das in mehreren Auflagen publiziert wurde, und darüber hinaus auch das einzige bekannte deutschsprachige Fechtbuch aus der Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts, das in mehreren legitimierten Auflagen in ein und derselben Offizin verlegt« worden sei (S. 14), nur sehr bedingt. Es deutet sich aber zumindest an, dass sich diese Untersuchung damit eher in einem buchwissenschaftlichen als in einem literatur‐, sprach‐ oder (militär-)geschichtswissenschaftlichen Umfeld verortet. Bauer jedenfalls nimmt sich editorisch viel vor: Er will die existierenden Exemplare sichten, stemmatisch (d. h. genealogisch) ordnen, datieren und auf dieser Grundlage eine überlieferungskritische Edition erstellen, »die sämtliche Textvarianz abbildet und dabei insbesondere auch linguistischen Fragestellungen und Aspekten gerecht wird« (ebd.). Das tut die Arbeit auch in durchaus","PeriodicalId":40790,"journal":{"name":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","volume":"78 1","pages":"195 - 196"},"PeriodicalIF":0.1000,"publicationDate":"2019-05-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://sci-hub-pdf.com/10.1515/MGZS-2019-0024","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"MILITARGESCHICHTLICHE ZEITSCHRIFT","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/MGZS-2019-0024","RegionNum":4,"RegionCategory":"历史学","ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"Q4","JCRName":"HISTORY","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Das sogenannte Frankfurter oder Egenolffsche Fechtbuch aus dem Jahr 1558 ist eine spannende Quelle der »Allten Fechter gründtliche[n] Kunst«, einer Form jener Kunst also, die hier nicht wie in vielen Fechthandschriften als lebendige Praxis oder als spezialisiertes Arkanwissen, sondern als zu revitalisierende Tradition dargestellt wird. Entstanden in einem damaligen Zentrum der deutschen Fechtkunst ist sein eigentlicher Verfasser unbekannt. Christian Egenolff, nach dem es manchmal benannt wird, war 1531 der Verleger, aber selbst kein Fechtmeister. In den zwei Jahrzehnten nach seinem Erscheinen hat das Buch mit seinen über 40 Holzschnitten noch drei weitere Auflagen erlebt. Bisher galt als ausgemacht, dass sich diese in Text und Bild nicht unterschieden. Die hier vorgelegte Edition, mit welcher der Verfasser an der Universität Duisburg-Essen promoviert worden ist, korrigiert diese Annahme allerdings. Sie zeigt die Unterschiede zwischen den einzelnen Auflagen auf. Auf den ersten Blick wirkt Bauers Unterfangen fast ein wenig selbstreferenziell: Warum einen frühneuzeitlichen Druck heute, im Zeitalter der Digitalisierung, noch abschreiben und die Varianten der Neuauflagen minutiös nachweisen? Was ist dadurch gewonnen? Würde eine exemplarische Untersuchung, die den Unterschied zwischen den Auflagen triftig nachweist, nicht reichen? Kurz gesagt: Braucht es eine Edition dieses Fechtbuches? Darauf antwortet auch der Hinweis, das Egenolffsche sei »das erste bekannte deutschsprachige Fechtbuch, das in mehreren Auflagen publiziert wurde, und darüber hinaus auch das einzige bekannte deutschsprachige Fechtbuch aus der Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts, das in mehreren legitimierten Auflagen in ein und derselben Offizin verlegt« worden sei (S. 14), nur sehr bedingt. Es deutet sich aber zumindest an, dass sich diese Untersuchung damit eher in einem buchwissenschaftlichen als in einem literatur‐, sprach‐ oder (militär-)geschichtswissenschaftlichen Umfeld verortet. Bauer jedenfalls nimmt sich editorisch viel vor: Er will die existierenden Exemplare sichten, stemmatisch (d. h. genealogisch) ordnen, datieren und auf dieser Grundlage eine überlieferungskritische Edition erstellen, »die sämtliche Textvarianz abbildet und dabei insbesondere auch linguistischen Fragestellungen und Aspekten gerecht wird« (ebd.). Das tut die Arbeit auch in durchaus