{"title":"Der Demokratie-Index: Über die wissenschaftliche Praxis der Normierung von Demokratie als politisches Machtinstrument","authors":"Barbara Stefan","doi":"10.15203/MOMENTUMQUARTERLY.VOL4.NO3.P187-204","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Demokratieindizes sind zentraler Bestandteil von Global Governance – Diskurs und politisch-strategischer Steuerungsprozess, der im Namen der kooperativen Bewaltigung weltweiter Herausforderungen (aktuell mehr Nachhaltigkeit im Kampf gegen Klimawandel), auch eine neoliberale, finanzialisierte Umgestaltung von Staat und Gesellschaft vorantreibt. Anhand des Beispiels des „Kombinierten Index der Demokratie“ zeigt vorliegender Artikel, wie diese Methode der vergleichenden Politikwissenschaft dazu beitragt, ein historisch spezifisches, sozio-politisches Verhaltnis der sozialen Ungleichheit als erstrebenswerten Normalzustand zu stabilisieren Der Index basiert auf einem bestimmten „Imaginary“ von Demokratie und produziert dessen „Inskription“, welche den historischen Legitimationsprozess der rechtlichen Festschreibung okonomischer Ungleichheit durch die Garantie politischer Gleichheitsrechte und kompetitiver Partizipationsmoglichkeiten ausblendet. Ziel dieser formalisierten, objektiven und (im Fall des KID) umfassenden Messung der Demokratiequalitat ist die Herstellung eines sinnfixierten, wahren Wissensobjekts „Demokratie“, das moglichst unveranderbar und mobil seine Bedeutung in verschiedene Kontexte weitertragt. Eine derartig normierte Demokratie neutralisiert besitzburgerliche Eigentumsinteressen und verleiht einer post-fordistischen Gouvernementalitat politische Rationalitat und Legitimitat.","PeriodicalId":53284,"journal":{"name":"Momentum Quarterly","volume":"4 1","pages":"187-204"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2015-09-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Momentum Quarterly","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.15203/MOMENTUMQUARTERLY.VOL4.NO3.P187-204","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Demokratieindizes sind zentraler Bestandteil von Global Governance – Diskurs und politisch-strategischer Steuerungsprozess, der im Namen der kooperativen Bewaltigung weltweiter Herausforderungen (aktuell mehr Nachhaltigkeit im Kampf gegen Klimawandel), auch eine neoliberale, finanzialisierte Umgestaltung von Staat und Gesellschaft vorantreibt. Anhand des Beispiels des „Kombinierten Index der Demokratie“ zeigt vorliegender Artikel, wie diese Methode der vergleichenden Politikwissenschaft dazu beitragt, ein historisch spezifisches, sozio-politisches Verhaltnis der sozialen Ungleichheit als erstrebenswerten Normalzustand zu stabilisieren Der Index basiert auf einem bestimmten „Imaginary“ von Demokratie und produziert dessen „Inskription“, welche den historischen Legitimationsprozess der rechtlichen Festschreibung okonomischer Ungleichheit durch die Garantie politischer Gleichheitsrechte und kompetitiver Partizipationsmoglichkeiten ausblendet. Ziel dieser formalisierten, objektiven und (im Fall des KID) umfassenden Messung der Demokratiequalitat ist die Herstellung eines sinnfixierten, wahren Wissensobjekts „Demokratie“, das moglichst unveranderbar und mobil seine Bedeutung in verschiedene Kontexte weitertragt. Eine derartig normierte Demokratie neutralisiert besitzburgerliche Eigentumsinteressen und verleiht einer post-fordistischen Gouvernementalitat politische Rationalitat und Legitimitat.