{"title":"Die verborgenen Mechanismen politischer Bildung: Zum Verhältnis von Struktur und Inhalt am Beispiel des Basiskonzepts Macht","authors":"Michael Brandmayr","doi":"10.15203/MOMENTUMQUARTERLY.VOL4.NO3.P147-160","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Dieser Beitrag mochte aus sozialisationstheoretischer Perspektive an die Diskussion um „kritische politische Bildung“ anknupfen. Im Zentrum steht dabei der Begriff Hidden Curriculum, der auf latente Mechanismen im Prozess der schulischen Sozialisation hinweist, durch die in der Schule „auf der Hinterbuhne“ (Zinnecker 1978) Normen, Werte und Einstellungen vermittelt werden. Im ersten Teil des Beitrags wird eine Fassung des Begriffs vorgeschlagen, die an historische Debatten anschliest, aber in diesem Zusammenhang geauserte Einwande aufnimmt. Im zweiten Teil wird die Relevanz des Begriffes fur die Frage der politischen Bildung gezeigt, wobei bemerkt wird, dass fachdidaktische politische Bildung diese Aspekte vernachlassigt, stattdessen an Vorerfahrungen im individualisierten Sinn anknupft. Politische Bildung sollte auch besondere Bedingungen kollektiver Erfahrungen in der Institution Schule einbeziehen, denn einerseits strukturiert Schule Erfahrungsraume vor und lasst so bestimmte Erfahrungsmomente wahrscheinlicher werden; andererseits befordert Schule, dass Erfahrungen durch Prozesse sozialer Verstarkung (bedingt durch geringer werdende soziale Durchmischung) eher im Sinne institutioneller Deutungsmuster interpretiert werden. Am Beispiel des Basiskonzepts Macht soll dargestellt werden, wie so der Anspruch der Ausgewogenheit der Inhalte nicht vollstandig eingelost werden kann. Die Moglichkeit eines emanzipativen Bildungs- und Reflexionsprozesses kann so infrage gestellt werden.","PeriodicalId":53284,"journal":{"name":"Momentum Quarterly","volume":"4 1","pages":"147-160"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2015-09-30","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"1","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Momentum Quarterly","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.15203/MOMENTUMQUARTERLY.VOL4.NO3.P147-160","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Dieser Beitrag mochte aus sozialisationstheoretischer Perspektive an die Diskussion um „kritische politische Bildung“ anknupfen. Im Zentrum steht dabei der Begriff Hidden Curriculum, der auf latente Mechanismen im Prozess der schulischen Sozialisation hinweist, durch die in der Schule „auf der Hinterbuhne“ (Zinnecker 1978) Normen, Werte und Einstellungen vermittelt werden. Im ersten Teil des Beitrags wird eine Fassung des Begriffs vorgeschlagen, die an historische Debatten anschliest, aber in diesem Zusammenhang geauserte Einwande aufnimmt. Im zweiten Teil wird die Relevanz des Begriffes fur die Frage der politischen Bildung gezeigt, wobei bemerkt wird, dass fachdidaktische politische Bildung diese Aspekte vernachlassigt, stattdessen an Vorerfahrungen im individualisierten Sinn anknupft. Politische Bildung sollte auch besondere Bedingungen kollektiver Erfahrungen in der Institution Schule einbeziehen, denn einerseits strukturiert Schule Erfahrungsraume vor und lasst so bestimmte Erfahrungsmomente wahrscheinlicher werden; andererseits befordert Schule, dass Erfahrungen durch Prozesse sozialer Verstarkung (bedingt durch geringer werdende soziale Durchmischung) eher im Sinne institutioneller Deutungsmuster interpretiert werden. Am Beispiel des Basiskonzepts Macht soll dargestellt werden, wie so der Anspruch der Ausgewogenheit der Inhalte nicht vollstandig eingelost werden kann. Die Moglichkeit eines emanzipativen Bildungs- und Reflexionsprozesses kann so infrage gestellt werden.