Katharina Jacob. 2017. Linguistik des Entscheidens. Eine kommunikative Praxis in funktionalpragmatischer und diskurslinguistischer Perspektive. Berlin, Boston: De Gruyter. 489 S.
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Abstract
Der Haupttitel des Bandes Linguistik des Entscheidens markiert das Ziel, „eine Grundlegung für eine Linguistik des Entscheidens zu entwerfen“ (S. 5), die theoretische mit methodischen Grundlagen verbindet und empirisch überprüft. Der Zielstellung, „die kommunikative Praxis des Entscheidens linguistisch zu modellieren“ (S. 5), wird die Ausarbeitung voll und ganz gerecht. Als grundsätzliches Problem in diesem Vorhaben wird erkannt, „dass das Entscheiden durch wenige lexikalische Einheiten repräsentiert ist“ (S. 262) und sich auf der Ausdrucksseite nur in geringem Maße beobachten lässt. Die Verfasserin nimmt damit ernst, dass es sich bei einer Entscheidung um ein „momenthaftes Ereignis“ (Luhmann 1994: 276) handelt, das schwieriger zu beobachten ist als Objekte. In einem solchen Sinne geht Katharina Jacob vor, wenn sie nicht nur den kurzen Moment der Entscheidung in seiner sprachlichen Gefasstheit erkunden möchte, sondern „zusätzlich das kommunikative Davor und Danach untersucht“ (S. 4). Diese Erkenntnis führt konsequenterweise zu einer Konzeptualisierung des Entscheidens als Prozess, der sich aus einer Kette von Handlungen (Entscheidungsstränge) zusammenfügt. Die Differenz von Entscheidung und Entscheiden prägt theoretisches Verständnis wie empirische Vorgehensweise. Mit der das zweite Kapitel zur interdisziplinären und interdisziplinär praktizierten Entscheidungsforschung abschließenden Arbeitsdefinition zum Entscheiden wird den genannten Aspekten Rechnung getragen. Darin eingeschlossen werden die wichtigen Parameter, dass mit Entscheidungen Absichten verbunden sind, Entscheidungen kommunikativ und interaktional kollektiv verhandelt und in einzelnen Kommunikationssituationen beobachtet werden können. „Entscheiden wird hier definiert als ein Prozess, der mentale Vorgänge wie auch aktionale und interaktionale Dimensionen des Handelns umfasst und von kontextuellen Rahmenbedingungen bestimmt ist“ (S. 72). ZRS 2020; 12(1–2): 69–74