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Abstract
Der mittelalterliche Handel Tallinns (Reval) hatte Waren aus Nordwestrussland und Livland nach Westeuropa weitergeführt. Dabei ist die Handelsbilanz der Stadt im Ost-West-Handel als positiv eingeschätzt worden. Mit dem 1558 ausgebrochenen Russisch-Livländischen Krieg und der Eingliederung der Stadt in das Schwedische Reich lösten sich die Verbindungen zum russischen Markt auf. Tallinn wurde zum Ausfuhrhafen für die landwirtschaftlichen Produkte Estlands, Livlands und Finnlands, v. a. Getreide. Die Handelspartner Revals wechselten: Die Lübecker wurden von den Niederländern verdrängt. Vor diesem Hintergrund nimmt der vorliegende Artikel die Handelsbilanz von Tallinn im 17. Jh. in den Blick, ihre Entwicklung und die Frage, ob und inwiefern das Gleichgewicht der Ein- und Ausfuhr erzielt wurde. Die Datengrundlage stellen die dortigen Pfundzollbücher, die mit nur wenigen Lücken vorhanden sind. Aus diesen Büchern geht hervor, dass die positive Handelsbilanz des Mittelalters auch im 17. Jh. für Tallinn charakteristisch war. Während der Kriege am Anfang des 17. Jh.s war die Handelsbilanz Tallinns noch negativ, ab 1622/23 wurde sie aber positiv. Neue Rückschläge erlitt der Handel der Stadt wegen der Kriege Schwedens mit seinen Nachbarstaaten Russland, Polen und Dänemark in der Mitte des 17. Jh.s. Wegen der Missernten der ersten Hälfte der 1660er Jahre wurde die Getreideausfuhr aus Reval verboten. In der Mitte der 1690er Jahre war das Hinterland Tallinns ebenfalls von großen Miss-ernten betroffen, die Hunger mit sich brachten. In diesen Perioden sowie während des 1700 ausgebrochenen Großen Nordischen Krieges war die Handelsbilanz der Stadt negativ. Einer allgemein positiven Handelsbilanz sind also Kriege, Missernten und daraus folgende Getreideausfuhrverbote als zeitweise Störfaktoren des Handels gegenüberzustellen.